Forschung aus dem Takt
|Mit EAGLE.solar wurde nun ein Forschungsprojekt für die Solarpotenzialanlyse beendet. Doch der Markt ist bereits abgekühlt.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat den Abschlussbericht des Forschungsprojektes EAGLESolar vorgelegt, das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Framework 7 Programms mit 2,4 Millionen Euro gefördert wurde. Ähnlich wie das Google Projekt Sunroof, wurden in dem EAGLEProjekt Dachflächen auf ihre Eignung als Solarfläche vermessen und automatisiert analysiert. Das Verfahren wurde für große Projekte entwickelt, bei denen Fernerkundungsdaten von Ländern oder sogar ganz Europa ausgewertet werden können. Die Ziele des 2011 gestarteten Forschungsprojekts wurden zwar erreicht, jedoch ist der Nutzen der Ergebnisse für die heutige Zeit bisher nicht ersichtlich. Denn zum einen ist der Markt für Solar und Photovoltaikanlagen in Deutschland in den letzten Jahren stark eingebrochen und zum anderen haben sich in der Zwischenzeit viele andere Unternehmen auf Solarpotentialanalysen, die es bereits seit 2005 gibt, spezialisiert und die Präzision der EAGLE Analysen schon lange erreicht und erfolgreich flächendeckend eingesetzt.
EAGLESolar nutzt eine Methode, bei der aus digitalen 3D-Punktwolken und unter Zuhilfenahme von historischen Wetterdaten das Potenzial einzelner Dächer für die Installation mit Photovoltaik-Anlagen berechnet wird. Dies wurde bereits seit 2005 in Deutschland wissenschaftlich erforscht. In ersten Veröffentlichungen zu den „Methoden der Fernerkundung für die Standortanalyse von Photovoltaik-Anlagen durch hochauflösende Sensoren“ machte sich vor allem die damalige Fachhochschul-Professorin Martina Klärle einen Namen, die mittlerweile ihr eigenes Beratungsunternehmen für Solarpotentialanalysen leitet. In dem damals neuen GIS-gestützten Verfahren wurden ebenso Exposition und Neigung von Dächern ermittelt und mit Daten zur Sonneneinstrahlung angereichert. Zunächst waren es vor allem Daten aus dem flugzeuggestützten Laserscanning, die als geometrische Datengrundlage herangezogen wurden.

Als Pilotprojekt und weltweit erstes Solarkataster überhaupt hatte Klärle im Jahr 2007 in der Stadt Osnabrück ein Solarkataster erstellt. Bis 2010 berechnete die Firma mit ihrer sogenannten Sun-Area Methode das Solarpotenzial von über einer Millionen Dächer. Auch die Firma Simuplan hatte ein landesweites Solarkataster für das Bundesland Nordrhein Westfalen gerechnet, das Dortmunder Unternehmen tetraeder. solar realisierte die komplette Berechnung für die Länder Dänemark und Niederlande.
Das EAGLE-Forscherteam nutzte dann zusätzlich Luftbilddaten als Datengrundlage. Dafür wurden in dem Projekt spezielle Befliegungen durchgeführt. Aus den so gewonnenen hochauflösenden Luftbildern wurden 3D-Punktwolken generiert, die dann für den Analysealgorithmus genutzt werden konnten. Auch diese Methode zur Auswertung von Fernerkundungsdaten gab es im Jahr 2011 allerdings schon. Daraufhin hat sich dieses stereometrische Auswerteverfahren (Dense Matching) in den letzten Jahren stark im Markt etabliert und wird auch schon lange bei der Erstellung von Solarkatastern herangezogen.



Somit ist wurde EAGLESolar sowohl im Bereich der genutzten Technologie als auch was das flächendeckende Angebot angeht im Laufe des Projekts von Unternehmen der freien Wirtschaft eingeholt und schließlich teilweise überholt. Auch der europäische Solarmarkt spielt den Forschern nicht in die Karten. Die schrittweise Senkung der Einspeisevergütung für Solarstrom hat den Solarboom der Nuller Jahre vorerst gestoppt. Im Jahr 2014 wurden laut Fraunhofer ISE nur 2,3 Milliarden Euro in den Bau neuer Photovoltaik- Anlagen investiert. 2010 im bisher besten Photovoltaik-Jahr waren es noch 18,4 Milliarden. In Europa wurde der Zubau-Peak im Jahr 2011 erreicht. Zuletzt hat sich auch das Interesse der Kommunen an dem Aufbau von Solarkatastern deutlich abgeschwächt.
Die oben genannten Firmen konzentrieren sich daher inzwischen weitestgehend auf andere Themenfelder. Enttäuschend verlief auch eine mögliche Expansion in andere Länder mit starkem Photovoltaik-Markt. In den USA hatte das Unternehmen Ekometrics bereits im Jahr 2009 ein Patent (us 7 500 391 B2) für die Solarpotentialanalyse angemeldet. Seitdem ist der Markt für weitere Anbieter quasi verschlossen. Allerdings steht in Deutschland noch die Erstellung eines bundesweiten Solarkatasters so wie es die Niederlande und Dänemark vorgemacht haben, aus. Die notwendigen Geobasisdaten standen dort allerdings als OpenData zur Verfügung. Die Länder stützen sich dabei auf die gesetzliche Grundlage der PSI-Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rats (Richtlinie 2013/37/EU). Deutsche Firmen hoffen nun, dass diese Richtlinie auch in Deutschland in nationales Recht umgesetzt wird. „Wir stehen sofort bereit, auch ein landesweites Solarpotenzialkataster für Deutschland anzubieten“, so Dr. Wilforth, Geschäftsführer von tetraeder.solar. Bis jetzt gibt es allerdings keine Hinweise dazu, dass die Öffentliche Hand ihre wertvollen Geobasisdaten lizenz- und kostenfrei zur Verfügung stellt.