360-Grad-Blick auf Handy-Nutzer
|In einem Projekt von infas 360 und der Universität Bonn zeigt sich, welche Potenziale eine räumliche Analyse der Mobilfunknutzung in Zeiten von Big Data bietet.

Die Menthal-App der Universität Bonn ist fraglos eines der Leuchtturmprojekte bei der Erforschung der Smartphone- Nutzung in Deutschland. Die Ergebnisse und die unerwartete Resonanz der Öffentlichkeit haben zwischenzeitlich sogar Schlagzeilen gemacht: Rund 300.000 Handybesitzer haben die App heruntergeladen, um das Forschungsprojekt zu unterstützen und dabei auch ihr persönliches Nutzungsverhalten zu kontrollieren. Unter den Probanden befinden sich auch 75.000 intensive Nutzer, alle Verwender der App haben ihr Einverständnis zur Erhebung und Auswertung detaillierter Nutzungsdaten gegeben – selbstverständlich in anonymisierter Form. „Dabei spielen Geodaten und Geoprocessing eine zentrale Rolle“, so Michael Herter, Geschäftsführer der infas 360 GmbH in Bonn, der mit Prof. Alexander Markowetz vom Fachbereich Informatik der Universität Bonn die räumlichen Aspekte der Handynutzung durch die Menthal-App-Anwender analysierte. „Wir haben seit einigen Jahren Knowhow zur Auswertung mobiler Massendaten aufgebaut und freuen uns, dass dies im Projekt zum Tragen kam“, so Herter weiter.



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Die Ausgangsbasis der Analyse war eine riesige, unsortierte Menge von Koordinaten, welche von den Anwendern der Menthal-App im Wesentlichen über das GPS des Smartphones erzeugt werden. Ist kein GPS-Signal zu empfangen, etwa bei Abschattung, so versucht das Telefon, anhand der verfügbaren Mobilfunk- und Wifi-Signale die aktuelle Position zu schätzen. Konkret wird alle zwanzig Minuten eine Ortung vorgenommen, bei der der Zeitpunkt, der geografische Längen- und Breitengrad sowie die Genauigkeit der Ortung erfasst werden. „Das bedeutet, dass alleine die 75.000 Heavy-User über Menthal- App rund zwei Milliarden möglicher Koordinaten pro Jahr liefern“, erläutert Michael Herter, der hier enorme Potenziale für neue Bewegungsund Hotspot-Analysen sieht. Er ist überzeugt, dass sich mit der Smartphone- Nutzung und deren Analyse für Wissenschaft und Wirtschaft neue Möglichkeiten erschließen, um tiefere Erkenntnisse über menschliche Verhaltensmuster zu gewinnen. „Fakt ist, dass wir heute meistens unsere Mobiltelefone mitführen und nutzen“, so Herter. Da jedes moderne Smartphone heute über ein GPS verfügt, lassen sich somit digitale Hotspots – Orte, an denen wir uns zu bestimmten Zeiten und Zwecken vermehrt aufhalten – sowie die Bewegungen zwischen diesen Orten ermitteln. „Google, zeigt, was heute möglich ist“, erläutert der Geodaten-Experte: Google registriert den Connect per Bluetooth mit dem Auto und liefert je nach Ort und Uhrzeit dann automatisch eine Information wie: „17 Minuten zur Arbeit“. Die Auswertung einer Massenansammlung von Koordinaten zur Tag- bzw. Nachtzeit liefere dabei Informationen zu Wohnund Arbeitsort.
Die Genauigkeit der GPS-Ortung ist dabei, wie das Beispiel zeigt, für viele Anwendungen völlig ausreichend. Sie liegt im Allgemeinen zwischen 10 und 100 Metern, wobei die Qualität des GPS je nach Handy-Modell variiert. So gelang es infas360 in der Kooperation mit der Universität Bonn, aus den räumlichen Informationen der Menthal-App-User beispielsweise aussagekräftige innerstädtische Bewegungsprofile oder ein generelles Heatmap-Modell für Bonn mit einer Identifikation von 100×100 Meter HotSpots zu generieren. Weitergehende Möglichkeiten der Analyse ergeben sich natürlich dort, wo die Teilnehmer am Forschungsprojekt ihre Wohnadresse bekannt gegeben haben. Durch die Verschneidung mit raumbezogenen Informationen aus anderen Datenquelle – amtliche Gebäudedaten, soziodemografische Daten, Lifestyle- Daten und andere mehr – lassen sich noch weitaus genauere Informationen über Handynutzer gewinnen.