18.000 Fachbesucher, 580 Aussteller und 1400 Kongressteilnehmer, so lauten die nackten Zahlen der diesjährigen Intergeo, die im September in Berlin stattfand. Im Vergleich zu den letzten Jahren sehr gute Zahlen. Nach dem Rekordjahr 2006 genau genommen sogar die zweitbeste Messe der Geschichte.
So stellte der DVW als Veranstalter auch den Trend zur Digitalisierung heraus. „Diese Welle werden wir reiten. Dagegenstemmen ist keine Option“, sagte Professor Hansjörg Kutterer, Präsident des DVW nach der Messe. Gleichzeitig benannte er aber auch die Verwerfungen, die mit dem Wandel einhergehen. Geodäten und Geo-IT-Experten käme dabei zwar eine herausragende Rolle zu, doch gleichzeitig sei auch eine „ganze Walze aus neuen Technologien, neuen Prozessen und neuem Denken“ gefordert.
Insbesondere die klassische Vermessung sei angehalten, die neuen Methoden und Prozesse zu adaptieren und nach der reinen Erfassung punktgenauer Daten nun vor allem deren Verarbeitung und Einbindung in vernetzte, softwarebasierte Prozesse zu realisieren. Konkret wird dies etwa im Straßenbau: Hier begleiten immer weniger Vermesser den Bauprozess, Unterbrechungen zur Aufnahme des aktuellen Bestandes sind immer seltener erforderlich. Vermessung ist heute automatisierter Bestandteil des digitalisierten Bauens. Kein Wunder, dass BIM, also die meist dreidimensionale Modellierung von geometrischen Daten und Sachinformationen, in aller Munde ist. Insbesondere die führenden Anbieter von Vermessungstechnologie ringen mit diesem Wandel. Einerseits müssen sie ihre Stammklientel auf dem Weg mitnehmen, andererseits dürfen sie die Praxis auch nicht überfordern und den Vertrieb bewährter Produktlinien nicht vernachlässigen.
In dem Zuge setzten sich viele Trends aus den vergangenen Jahren fort: So nimmt der Anteil der internationalen Besucher zu. Auch das Thema Drohnen gewinnt an Eigenständigkeit. In der Interareal Solutions traf man zum Teil ein ganz anderes Publikum, das mit Geo-IT und Geodäsie bisher wenig bis gar keine Berührungspunkte hatte, als in den übrigen Hallen. Wirklich neu ist die Menge an Virtual- und Augmented-Reality-Technologien, die die Geo-IT um eine spannende Visualisierung bereichern. Dies gilt gleichermaßen für Laien, die komplexe Planungen virtuell erleben können, und für Experten, die fachliche Beurteilungen optimieren können.
Rachel Blair Winkler (li.) von Trimble führte Catalyst vor, eine Lösung, mit der man Smartphone-basiert zentimetergenau vermessen kann. Marketing Director Gregory Lepere hält den neuen Rugged PC T10 in der Hand.
Gewagter Flug: Wie in den
letzten Jahren waren viele
Drohnen zu sehen, diesmal
allerdings auffallend viele
Starrflügler (fixed wings).
Beschilderung und Hinweisschilder: Fehlanzeige! Viele Besucher monierten die
auf Messen eigentlich obligatorischen Wegweiser, insbesondere zwischen den
einzelnen Hallen. Die Orientierung war folglich tricky.
"Oben" Hexagon, "unten" Leica Geosystems. Wie
immer war der "Leica-Stand" bestens besucht,
insbesondere bei der Standparty am zweiten Abend.
Während an der Hallendecke der Mutterkonzern
Hexagon präsent war, herrschten im Ausstellungsbereich
Leica-Produkte vor.
Smart City – in dieser Version
analog und digital kombiniert.
Dr. Mohamed Mostafa, Leiter von Microdrones‘ mdSolutions-
Team hat auf der INTERGEO einen Vortrag zum Thema
„Professional Grade Lidar/Imaging Systems for Unmanned
Airborne Mapping Applications“ gehalten. Dr. Mostafa ist derzeit
Vorsitzender des ASPRS-Komitees zur Präzisionskartierung
mithilfe von UAS. Der Vortrag drehte sich um professionelle
Kartierungssysteme mit integrierten Sensobaugruppen. Darüber
hinaus ging es darum, einen Workflow zu definieren,
der zusammen mit den dazugehörigen in der Industrie
akzeptierten statistischen Messgrößen zu einem den
Branchenstandards entsprechenden Kartierungsprodukt
führt sowie um die Bewertung der geometrischen
Qualität des finalen Kartierungsprodukts. Foto: Microdrones
SITECO Informatica aus Bologna zeigte seinen leichtgewichtigen
SKY SCANNER.
ROBIN aus Nottingham: Das
Mobile Mapping-System von
3D Lasermapping kann mit
Rucksack, am Auto befestigt
oder an einem UAV befestigt
schnelle Daten liefern.
Am Stand von ESA und DLR ging es viel
um Erdbeobachtung und – Tendenz
steigend – um COPERNICUS.
Street Food auf der Messe? Bei Point
Cab gab es ausgezeichneten Kaffee, und
natürlich das Neueste über Laserscanner
und dazugehöriger Software.
Reaktionsschnell:
Bei Pitney Bowes lockte
ein interaktives Spiel vor
allem junges Publikum
an den Stand.
Süße Verlockung? Wenn
es um Standbesuche geht,
werden die Austeller
kreativ.
Bastelstunde! Mit den vorgeprägten
Flyern von Envirosense aus Ungarn kann
jeder Besucher für ein paar Sekunden
selbst zum UAV-Piloten werden.
IASEXPO – die Drohnenshow der
INTERAERIAL SOLUTIONS fand bei strahlendem
Sonnenschein im Sommergarten
mit Blick auf den Funkturm statt.
Wer den Weg durch die verzweigten
Gänge und menschenleeren Treppenhäuser
nach draußen erstmal gefunden
hatte, konnte sich eine Vielzahl von
UAV-Modellen für den professionellen
Einsatz live und in First-person-view
auf dem Übertragungsbildschirm anschauen.
Viele Besucher nutzen die
Gelegenheit auch, um ein wenig in der
Sonne zu verschnaufen und dem lauten
Treiben der Messe zu entfliehen.
Bei Autodesk waren vor allem die Partner
am Stand präsent, in deren Reihen auch
einige Veränderungen, Übernahmen und
Zusammenschlüsse zu beobachten waren.
Das Game Science Center, ein von vier
Personen geführtes Zukunfts-Museum,
war schon früh verwaist.
Esri und con terra waren wie in den
letzten Jahren gegenüberliegend
und vereint an einem Stand.
Mobile Mapping auf
drei Rädern.
Martin Lenk, ehemals
Koordinierungsstelle
GDI-DE, ließ es sich nicht
nehmen, als Zuhörer einige
Vorträge zu kritisieren.
Am Stand von RIEGL gab es die neuesten
Wavefrom-LiDAR-Sensoren und -Systeme zu
sehen. Für das terrestrische Laserscannen präsentierte
RIEGL den neuen 3D-Laserscanner
RIEGL VZ-2000i, der bis zu 1,2 Millionen Messungen
pro Sekunde erfasst. Zu sehen gab es
auch den VQ-780i Waveform Processing Airborne
Laser-Scanner für ultraweite Gebietskartierung.
Im mobilen Segment kündigte RIEGL
das mobile Hochgeschwindigkeits-Dual-Scanner-
Mapping-System RIEGL
VMX-2HA an, eine
Weiterentwicklung
der VMX
Mobile-Mapping-
Suite. Foto: RIEGL Laser Measurement Systems GmbH
Finger weg! Wenn keiner am
Stand ist, passt auch mal das Stoffnashorn
auf die Visitenkarten auf.
Das Dove-Bonbon diente nicht nur als
Größenvergleich. Auch die Satelliten
der US-Firma Planet Labs heißen so. Zu
sehen am Stand des deutschen Partnerunternehmens
IABG.
Thomas Schmitt vom
deutschen Stonex-Händler
hält den Receiver S800 in
der Hand.
Am Stand von Topcon drehte sich dieses Jahr alles um
Lösungen zur „Intersection of Infrastructure and Technology”.
Topcons Philosophie richtet sich dabei konsequent
an modernster Vermessung aus, bei der Prozesse
und Abläufe übergreifend miteinander
verzahnt werden. Gleichzeitig gab es aber auch
diverse neue Lösungen, etwa den neuen
Internet-Dienst MAGNET Collage Web für
die Massendatenauswertung sowie die Erweiterung
„Delta Watch” für das Deformations-
Überwachungssystem Delta Solutions,
das nun Konfigurationsmöglichkeiten
für Robotik-Totalstationen
oder GNSS enthält. Sokkia
zeigte am Stand die Totalstation
iM-100: der Zweiachskompensator
korrigiert
sowohl Horizontal- als
auch Vertikalwinkel und
ermöglicht so präzise Aufstellungen
und Messungen.
Am Stonex-Stand war viel
los.
Impressionen vom Forum INSPIRE in der
Versorgungswirtschaft „Mehrwerte und
Chancen“, organisiert von der Business
Geomatics.
In dem bis auf den letzten Platz gefüllten
Forum ging es teils heiß her. Die einen
mahnten die Versorgungswirtschaft an,
das Thema ernst zu nehmen, die anderen
propagierten eine mehr oder weniger
abwartende Haltung. Fakt ist: Die entsprechenden
Metadaten müssen Versorger
inzwischen melden, für die Aufarbeitung
der INSPIRE-relevanten Netzdaten wird
die technische Spezifikation derzeit Verbände-
übergreifend erarbeitet. Interessant
dabei: In den Niederlanden werden
zentrale Leitungsauskunft und INSPIRE
prozessual und organisatorisch miteinander
verbunden. Die Nachbarn können
das Thema INSPIRE in der Versorgungswirtschaft
also bereits weitestgehend als
erledigt abhaken.
Caroline Groot von der niederländischen Katasterbehörde
trägt im Rahmen des von der Business
Geomatics organisierten Forums über die
Verbindung des KLIC-Systems und INSPIRE vor.
Diskussionsrunde: Volker
Patzwaldt beantwortete als
Vertreter des VDE-FNN Fragen
zur INSPIRE-Spezifikation in
seinem Arbeitskreis.
Ted Lamboo von Bentley Systems zeigt das 3D-Stadtmodell von Helsinki spontan auf
seinem Handy und bewies damit live, dass auch voluminöse 3D-Daten performant via Web
aufgerufen werden können.
Seit einiger Zeit ein Top-Thema bei Netzbetreibern: die
Leitungsauskunft. BIL zeigte sein deutschlandweites System,
das rasant an Unterstützern gewinnt.
Viele Messebesucher
fanden das Umfeld der
Messehallen zwar ärmlich,
aber keineswegs sexy.
Insbesondere Aussteller
kritisierten den in die Jahre
gekommenen Standort.
Am letzten Tag wirkte die ohnehin sehr
abgelegene Halle 7 doch sehr verlassen.
Fotos : sig Media GmbH & Co. KG (falls nicht anders gekennzeichnet)