INTERGEO Reportage

19.000 Fachbesucher und 640 Aussteller, soweit sprechen die statistischen Zahlen der diesjährigen Intergeo, der weltweit wichtigsten Messe für Geodäsie und Geoinformatik, eine eindeutige Sprache: Die diesjährige Ausgabe gilt als voller Erfolg. Als Haupt- und Leitthema hat der Messeveranstalter (DVW) das Thema Digitalisierung festgelegt: „Unsere Branche agiert als Keyplayer inmitten eines gewaltigen Veränderungsprozesses.“ Die Digitalisierung lasse Bekanntes hinter sich, auch in der Geobranche. „Wir sind mitten drin im digitalen Wandel. Und wir krempeln uns gehörig um“, sagte Professor Dr. Hansjörg Kutterer, Präsident des DVW.

Diese Veränderung, die besonders den Bereich der Vermessung schon seit vielen Jahren erfasst hat, wird immer deutlicher spürbar. Die ehemals von optischen und mechanischen Basistechnologien geprägte Technik wird immer mehr zu einem Spezialfall der IT. Demnach ändern sich Berufsbilder immer stärker. Egal ob Geograph, Geodät oder Photogrammeter, ohne Kenntnisse von IT, digitaler Bildverarbeitung und umfangreichen Softwarekenntnissen kommt heute niemand mehr aus.

Die Intergeo 2018 fand zum ersten Mal seit Langem in Frankfurt statt – noch dazu in der frisch erbauten Messehalle 12.

Doch genau diesen Mix an Qualifikationen decken Universitäten und Hochschulen heute noch nicht genug ab. Hinzu kommt das allgemein sinkende Interesse an den sogenannten MINT-Fächern. Das Ergebnis: Kaum ein Unternehmen, das nicht händeringend nach neuen Mitarbeitern sucht. Quereinsteiger sind herzlich willkommen, heißt es an fast allen Ständen. Die meisten Firmen sind sich eh bewusst, dass die ersten Jahre im Job ohnehin viel Ausbildungsarbeit umfassen (müssen). Diese Entwicklung bedeutet aber auch, dass manch gestandener Vermessungstechniker (und -ingenieur) das erworbene Rüstzeug, wenn nicht gleich über Bord werfen, so doch mindestens um die neuen, gefragten Methoden und Workflows erweitern muss. Die Entwicklungsdynamik fordert ihren Tribut.

Gleiches gilt für die Anwender. So sehr die neuen Technologien auch diskutiert (und in Fachzeitungen wie dieser vorgestellt werden), die Adaption in der Praxis findet langsamer statt, als es auf der Messe den Anschein haben könnte. Auch bei den Anwenderbranchen fehlt qualifiziertes Personal, und gerade die öffentliche Hand tut sich schwer, junge Leute für einen Karriereeinstieg zu begeistern. Die Industrie zahlt besser und verspricht mehr Attraktivität. Für die Hersteller heißt dies: Innovationen sind kein Selbstzweck, sondern müssen wohldosiert in das eigene Portfolio integriert werden. Auch das merkte man an den Ständen: Nicht alles, was heutzutage möglich ist, ist auch bereits verkaufbar. Was in Frankfurt noch mehr als deutlich wurde: Die Intergeo wird immer internationaler. An manchem Stand wurde kaum mehr Deutsch gesprochen. Vielleicht einziges Manko: Die GIS-Welt verliert ein wenig an Sichtbarkeit. Viele Hersteller fehlten und auch die Innovationsimpulse aus dem Bereich der Geodäsie sind derzeit stärker. Die Hersteller sollten sich aufgefordert fühlen, die Mehrwerte ihrer Lösungen etwas fokussierter zu kommunizieren. Vor allem auch in Richtung der Cloud-Ansätze. Hier liegt zweifelsohne noch viel Potenzial verborgen.

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