STADTWERK AM SEE und BIL: Leitungsanfragen zentral und voll digitalisiert abwickeln
|Die STADTWERK AM SEE GmbH & Co. KG war der erste kommunale Versorger, der Teilnehmer bei BIL wurde. Das Ziel ist es, alle Leitungsanfragen zentral und voll digitalisiert abhandeln zu können, auch im Bereich des Telekommunikationsanbieter – der TeleData GmbH.
Als das STADTWERK AM SEE im Februar 2016 Mitglied bei BIL wurde, war es das erste Stadtwerk, das bei dem damals noch jungen Portal (Produktivstart des BIL-Portals am 29.2.2016) für die Leitungsauskunft und Recherche mitmachte. Seitdem ist BIL zwar stark gewachsen, in manchen Sparten sind sogar alle Marktteilnehmer Mitglied, im Bereich der Netzbetreiber aber sind trotz prominenter Mitglieder wie Westnetz, Stadtwerke Düsseldorf oder der Stadtwerke München die Verteilnetzbetreiber noch zurückhaltend. Was also trieb das Stadtwerk aus der Bodenseeregion an und wie sehen die Erfahrungen heute aus?

Das STADTWERK AM SEE ist im Bereich Auskunft und in Sachen Software gut ausgestattet. Seit mehr als acht Jahren ist die Software LineRegister von der österreichischen Firma GRINTEC aus Graz erfolgreich im Einsatz, über die ein vollständig digitaler Prozess abgewickelt wird. Seitdem wurde die Lösung beständig erweitert. Seit letztem Jahr ist auch eine mobile Variante verfügbar. Für Bauunternehmen in der Region ist es selbstverständlich geworden, bei Grabungsarbeiten Auskunft über Leitungsverläufe über den Online-Weg zu erhalten, um so Tiefbauarbeiten ohne Risiko durchführen zu können.
Doch die Bekanntheit ist, wie bei vielen Stadtwerken, meist nur regional hoch. Zum einen agieren immer mehr Fremd- und Drittfirmen bei Bauarbeiten, die von weit entfernt kommen und mit den Verhältnissen vor Ort nicht immer vertraut sind. Zum anderen herrscht nicht überall das Bewusstsein über die Vielfalt der unterirdisch verlegten Leitungen, was insbesondere für Telekommunikationsnetze gilt. Mit der TeleData hat das STADTWERK AM SEE ein Tochterunternehmen, das für den Betrieb der Telekommunikationsnetze zuständig ist, was besondere Anforderungen an die Leitungsauskunft mit sich bringt. Da das Risikopotenzial für Leib und Leben bei Kabelschaden gering ist, hat die Bauwirtschaft die Kommunikationskabel weniger auf dem Radar. „Man holt erfahrungsgemäß seltener eine Auskunft über die Sparte Telekommunikation ein“, so Tanja Sabia, Verantwortliche für die Leitungsauskunft beim STADTWERK AM SEE. „Dies können wir mit Zahlen belegen.“
Zahlreiche Auskunftsanfragen der letzten Monate kamen über das BIL-Portal zustande, sprich direkt bei dem Provider wurde erst gar nicht angefragt. Ein weiterer Grund dafür ist, dass mehrere Kabelnetzbetreiber in der Bodenseeregion aktiv sind, in machen Ortschaften bis zu fünf. „Die kann man als Baufirma überhaupt nicht mehr alle kennen, zumal sich diese auch immer wieder ändern bzw. neue hinzukommen“, sagt Manuel Reinhardt, Leiter der Netzdokumentation beim STADTWERK AM SEE.
An dieser Stelle zählt der Bekanntheitsgrad von BIL. Als zentraler Anfragepunkt („single point of entry“) liefert die Leitungsauskunft direkt Ergebnisse für die teilnehmenden Netzbetreiber. Durch die Kooperation mit ALIZ erhalten Anfragende sogar die Möglichkeit zu einer quasi vollständigen Recherche, denn ab Juli ist der kostenpflichtige ALIZ-Dienst direkt aus dem BIL-Workflow erreichbar.
Der Faktor Vollständigkeit der Aus- kunft über ein Portal soll nicht nur den Komfort bei Leitungsrecherche und -auskunft erhöhen, sondern auch die Sicherheit im Leitungsbetrieb. „Unser Interesse ist es also, dass sich mit einem solchen Portal ein zentraler, durchgängig digitalisierter Prozess etabliert, der maximale Transparenz für alle Beteiligten schafft“, beschreibt Reinhardt. So will das STADTWERK AM SEE auch etwaige Imageschäden vermeiden, die mit einem Leitungsschaden einhergehen können. Zumal die Digitalisierung auch neue Risiken birgt. Die zunehmende Vernetzung sorgt dafür, dass beim Breitbandausbau das Schadenspotenzial massiv ansteigt. „Wir wünschen uns für die Zukunft, dass die zentrale Portal-basierte Recherche und Auskunft deutschlandweit von allen Stadtwerken und Netzbetreibern unterstützt wird. Von dieser Vereinheitlichung profitieren letztendlich wir alle“, so Reinhardt.
Optimierung der Prozesse
Auch die Optimierung des Gesamtprozesses der Auskunft ist für das STADTWERK AM SEE ein zentraler Punkt. Dabei sind bereits die fehlenden Nullbescheide (Leerauskünfte), die über BIL direkt an den Auskunftssuchenden ohne zusätzlichen Aufwand bei den Stadtwerken ausgegeben werden, eine Prozesserleichterung. „Alleine dadurch refinanzieren sich teilweise die ohnehin geringen Entgelte bei BIL“, sagt Manuel Reinhardt.
Liegt eine Bauanfrage im Versorgungsgebiet vor, erhält das Stadtwerk die Anfragen zudem standardisiert und vollständig. „Dadurch ergeben sich Verbesserungen beim Gesamtprozess auf vielen Ebenen“, so Tanja Sabia. Zum Beispiel entfallen mühsame Nachfragen bei unvollständigen Anfragen, die bei den bisherigen Anfragen nicht unüblich waren.
Auch die interne Benachrichtigung der zuständigen Mitarbeiter erfolgt automatisch. Das STADTWERK AM SEE hat zum Beispiel sicherheitsrelevante Einbauten und Schutzgebiete sowie Sperrflächen definiert, die unterschiedliche Kommunikationsprozesse erfordern. „Betreffen Anfragen definierte Zonen, werden Mitarbeiter automatisch dazu aufgefordert, den Auskunftsprozess manuell und individuell zu prüfen und zu evaluieren. Zudem werden automatisch die gemäß den Vorschriften des technischen Sicherheitsmanagements verantwortlichen Mitarbeiter (bei Gashochdruck beispielsweise gemäß der DVGW Arbeitsblätter G 1000) hinzugezogen“, erklärt Tanja Sabia.
Ausblick
Nach drei Jahren Erfahrung mit BIL ist das STADTWERK AM SEE überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Für Bauanfragende ist es das beste Portal, um alle Betreiber in dem jeweiligen Baustellengebiet herauszufinden“, so der Diplom-Wirtschaftsinformatiker. BIL habe dafür auch technisch die nötigen Voraussetzungen geschaffen. „In Sachen Design, User Experience und IT stellt das Portal den derzeitigen State of the Art dar“, so Reinhardt. Konkret werden damit etwa die Punkte Prozesssicherheit, rechtssichere Archivierung oder die Kundenfreundlichkeit abgedeckt.
In Zukunft will das STADTWERK AM SEE noch die Automatisierung der Prozesse weiter steigern. Innerhalb von LineRegister ist das Niveau mit 96 Prozent vollautomatisierter Abwicklung der Anfragen bereits sehr hoch, die Übergabe der BIL-Anfrage in das dahinterliegende Auskunftssystem ist derzeit aber nur halb automatisiert. „Aktuell laufen die Entwicklungen einer Schnittstelle, um den Automatisierungsgrad hier anzugleichen“, so Reinhardt. (sg)