Mit Vaira-App: Vermessung von Hausanschlüssen in Sekundenschnelle
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Digitalisierung ist nicht nur ein in der Geo-Branche oft zu hörendes Schlagwort, auch in anderen Marktsegmenten ist die Digitalisierung ein primär angestrebtes Ziel. So auch in der Bauwirtschaft, in der moderne technische Lösungen einen immer größeren Output liefern und auf diese Weise die Arbeit für viele Ingenieure, Monteure und Vermesser vereinfachen sollen. In der Hausanschlussdokumentation etwa finden schon heute viele Prozesse in digitaler Form statt – beispielsweise bei der Vermessung via GNSS-Receiver auf Spatenbreite und der Überführung der Daten in ein GIS. Und dennoch fehlt für eine vollumfängliche Digitalisierung einiges: Nach wie vor halten Monteure etwa ihre Vermessungen auf unübersichtlichen Handskizzen fest. Nach wie vor türmen sich Papierberge zur Fortführung der Bauarbeiten auf den Schreibtischen der Ingenieure. Nach wie vor fehlt die Transparenz im gesamten Prozess der Hausanschlussdokumentation.
Zwar hört sich das wie eine düstere Bestandsaufnahme an, in der Realität gibt es jedoch einige Akteure am Markt, die sich bereits heute für eine vollumfängliche Digitalisierung auch in der Hausanschlussdokumentation einsetzen. So zum Beispiel das Paderborner Startup Vaira, das sich mit der Entwicklung der gleichnamigen Plattform der digitalen Transformation des Dokumentationsprozesses von einfachen Hausanschlüssen angenommen hat. Einzige Voraussetzungen dafür: ein modernes Smartphone und die Vaira-App.
Ziel: Eine Plattform für alle Prozesse
„Mit Vaira haben wir das Ziel, Anwendern nur eine Plattform für alle Prozesse zur Verfügung stellen zu können“, erklärt Vaira-Geschäftsführer Maximilian Erdmann und führt aus: „Vom Kundenauftrag beginnend werden alle Prozessschritte und alle Kommunikationsmaßnahmen in unserer Web-Anwendung Vaira Office abgebildet, zusammengestellt, disponiert und später ausgewertet.“ In der App können dabei nicht nur Formulare komplett digital erfasst und anschließend als Datensätze einfach verarbeitbar gemacht werden. Auch die Vermessungsaufgaben folgen einem für den Anwender simplen Prinzip: „Alle Vermessungen in der Hausanschlussdokumentation können ganz einfach mit der Smartphone-Kamera vorgenommen werden“, berichtet Erdmann.
Das Paderborner Startup beschreitet damit einen Weg, der insbesondere Netzbetreibern zugutekommt. Zwar hat die digitale Transformation auch in diesem Marktbereich längst begonnen, für eine vollumfängliche Digitalisierung fehlte bislang jedoch das letzte Puzzlestück, das die gesamte Prozesskette vereinheitlicht und miteinander vernetzt. Mit der Vaira-Plattform reagiere das Unternehmen folglich auf eine große Marktnachfrage, so Erdmann.
„Herausforderungen der Branche, beispielsweise das Vermeiden von Medienbrüchen in der Kommunikation mit Briefen, Faxen, WhatsApp-Nachrichten mit Baustellenfotos oder Scan-Druck-Routinen, können mit unserer Lösung umgangen werden.“
Einen Nerv getroffen
Dass Vaira damit einen Nerv bei Marktakteuren trifft, zeigt sich beim Blick auf die Kooperationspartner des jungen Paderborner Unternehmens. So hat das Startup im Juli dieses Jahres die Projektpartnerschaft mit dem Umweltdienstleister Veolia und der Thüga Energienetze, einem Tochterunternehmen der Thüga Aktiengesellschaft, bekanntgegeben. Ziel ist es, die Plattform weiterzuentwickeln. Darüber hinaus ist die EWE AG seit September 2020 offiziell an Vaira beteiligt. Ebenfalls im September gab Vaira die Partnerschaft mit dem global agierenden Rohrleitungs- und Fittinghersteller Georg Fischer bekannt.
USP und Kernfunktion der Vaira-Lösung liegt in der Vermessung: „Der Vermessungsprozess selbst kann mit Vaira einfach gehalten werden. Und genau hier liegt auch die Kernfunktion unserer Lösung: Mit der Vermessungsfunktion auf Basis von Augmented Reality (AR) können Monteure vollständige und qualitativ hochwertige Dokumentationen erstellen“, erklärt Erdmann und führt aus: „Auf Basis von Photogrammetrie und Inertialsystem erschafft das Vermessungs-Tool ein lokales Koordinatensystem, das später im GIS einfach referenzierbar ist. Der Vermesser braucht für seine Arbeit also keine zusätzlichen GNSS-Werkzeuge oder Antennen mehr.“
Zu Beginn der Maßnahmen steht jedoch die Auftragserteilung für Vaira. Der Netzbetreiber möchte dabei in der Regel die entsprechenden Arbeiten mit bestimmten Parametern und Anforderungen regelkonform vermessen und dokumentiert wissen. „Aus diesem Grund erstellt er im ersten Schritt mit Vaira Office einen flexibel konfigu rierbaren digitalen Auftrag, den er seinem Dienstleister per Zuweisung über das System zukommen lässt“, so Erdmann. Ein Favoriten-System ermöglicht dabei die schnelle Auftragserteilung ähnlicher Anfragen.
Auftrag in Sekundenschnelle
Anschließend wird der Auftrag in Echtzeit im Vaira Office des zugewiesenen Dienstleisters angezeigt. „Der Dienstleister kann den Auftrag dann direkt auf unserer Plattform annehmen oder ablehnen“, berichtet CEO Erdmann. Wird der Auftrag angenommen, können weitere Formulare und Aufgaben zum Auftrag hinzugefügt werden. Anschließend kann der Auftrag direkt über Vaira an einen einzelnen Monteur oder eine ganze Kolonne weitergeleitet werden.
Die App zeigt den zugewiesenen Monteuren den Auftrag dabei in Sekundenschnelle an. Die App beinhaltet dafür alle notwendigen Felder und Tasks, die Netzbetreiber und Dienstleister dem Auftrag hinzugefügt haben. Auch zusätzliche Informationen, etwa Fotos der Baumaßnahme, können dem Auftrag dabei angehängt sein. „Dafür können die für den Auftrag wichtigen Daten automatisch über unsere offene REST-Schnittstelle eingelesen und ausgegeben werden“, so Erdmann. Sowohl GIS als auch ERP-Systeme lassen sich dann an Vaira anbinden und ermöglichen eine automatische Datenübernahme, die menschliche Fehler ausschließt und Zeit einspart. „Auch ist es möglich, die Ergebnisse des Auftrags einfach und digital an Personen zu übermitteln, die keinen direkten Zugang zu Vaira haben. Hierzu können sowohl vordefinierte Mails versendet als auch .xml-, .GeoJSON- und .shape-Dateien exportiert sowie PDFs von Vaira erstellt werden.“ (jr)