Data Science für die Pandemie
|Infas360 stellt einen Corona-Strenge-Index zu Verfügung. Die Daten bilden eine Grundlage, um die pandemische Entwicklung über die letzten zwei Jahre in Deutschland tiefgehend zu analysieren
Mit welchen Maßnahmen reagierten die Kreise in Deutschland auf die Corona-Pandemie? Wie streng waren diese im Vergleich von Bundesländern oder Landkreisen? Über solche Frage gibt nun ein Datensatz der infas360 GmbH Auskunft. Mit Hilfe von Methoden der Data Science hat das Unternehmen einen sogenannten Corona-Strenge-Index erstellt. Dieser stellt auf Bundesland- und Kreisebene anhand eines Richtwertes dar, wie groß der Einfluss der Maßnahmen war.
Den höchsten Indexwert im Durchschnitt der Jahre 2020 und 2021 weist Sachsen-Anhalt mit 48,71 auf, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 45,42. Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern haben im Schnitt die niedrigsten Indexwerte aller Bundesländer mit 39,18 bzw. 38,41. An den Daten erkennt man auch, wie streng die Maßnahmen jeweils im zeitlichen Verlauf waren. Demnach hat Bayern beispielsweise in den ersten Monaten des Jahres 2021 die strengsten Maßnahmen erlassen, sank dann aber in der zweiten Jahreshälfte über mehrere Monate auf den niedrigsten Wert.
Die Berechnung des Index orientiert sich methodisch am Oxford-Stringency-Index. Der internationale Index wurde aufgestellt, um die Reaktion von Regierungen sowie die Strenge von Maßnahmen vergleichbar zu machen. Dafür werden die verhängten Maßnahmen nach Kategorien sortiert und bewertet. Daraus ergibt sich ein Punktesystem, das von null (gar keine Maßnahmen) bis 100 reicht. Infas360 hatte diese Indexierung leicht angepasst und die Tiefe der Codierung erhöht.
Während der Oxford-Index zum Beispiel allgemeine Schul-Schließungen erfasst, unterscheidet der Strenge-Index nach Schulformen (Grundschulen und weiterführende Schulen). Zudem differenziert das infas360-Modell die Maßnahmen in öffentliche oder private Bereiche. Besonderheit ist zudem, dass die Daten bis auf Kreisebene erfasst wurden. So gibt der Datensatz eine Grundlage für die Bewertung der Frage, welche Maßnahmen welche Entwicklungen der Virus-Verbreitung nach sich ziehen. Der Data-Science-Ansatz macht es zudem möglich, die Analysen horizontal über den zeitlichen Verlauf zu analysieren. Zumal gibt es objektiviert darüber Auskunft, wie sich das Handeln der jeweiligen Bundesländer unterscheidet.
Der Strenge-Index steht als interaktive Karte auf der Corona-Datenplattform zur Verfügung, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für die Analyse der Corona-Pandemie in Deutschland in 2020 in Auftrag gegeben hatte. Das Datenangebot wird vom Bonner Markt- und Sozialforschungsinstitut infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft – gemeinsam mit der infas 360 GmbH und in Kooperation mit dem Institut für Hygiene und Public Health an der Universität Bonn erstellt.