Deutsche Bahn nominiert Vermessungsbüro
|Nebel & Partner kommt für Befliegungs-Dienstleistungen in die Auswahl für das DB-Lieferantenprädikat.

Auf der Weltleitmesse InnoTrans vergibt die Deutsche Bahn AG alle zwei Jahre Preise für ihren besten Lieferanten. Damit werden herausragende Leistungen von Partnerunternehmen gewürdigt. Qualität und Zuverlässigkeit, Innovation und Nachhaltigkeit sind zentrale Kriterien bei der Auswahl der Nominierten. In einem geschäftsfeldübergreifenden Auswahlprozess werden von Geschäftsfeldern und Beschaffungsorganisation eingereichte Vorschläge bewertet und aus insgesamt über 20.000 DB-Lieferanten die pro Kategorie drei besten nominiert.
In diesem Jahr ist auch ein Vermessungsspezialist unter den Nominierten: das Ingenieurbüro Nebel & Partner aus Schleswig. Der Dienstleister für klassische Vermessung, Airborne- und Mobile-Laserscanning, Dokumentation und Berechnung von Hochspannungsleitungen sowie der Immobilienwertermittlung, wurde in der Kategorie „Allgemeine Bedarfe und Leistungen“ nominiert. Konkret geht es um die Befliegung von Bahntrassen mittels LiDAR-Scanner und Kamera sowie die Lieferung von hochauflösenden Punktwolken und Orthofotos. „Über diese Leistung haben wir einen Rahmenvertrag zusammen mit unserem Subunternehmer WekuFly, welcher die Befliegung mit der entsprechenden Messtechnik durchführt“, sagt Robert Hau, geschäftsführender Gesellschafter bei Nebel & Partner.
Ehre für die Vermessungstechnik
Dass ein Vermessungsspezialist die renommierte Auszeichnung bekommt, hat mehrere Gründe. Zum einen ist da die Pionierarbeit, die Nebel & Partner in den letzten Jahrzehnten geleistet hat. Die Firma ist bereits seit 2001 in Sachen Befliegung für die DB tätig und hat mittlerweile über 30.000 Trassenkilometer des DB Streckennetzes mittels Airborne Laserscanning (ALS) erfassen können.
Erstes Projekt in diesem Jahr war eine „Lärmsanierung an Schienenwegen des Bundes“. Damals wurden diverse Streckenabschnitte im gesamten Bundesgebiet mit rund 500 Kilometern Schienenwegen mittels hochauflösenden Scan- und Bilddaten erfasst“, berichtet Hau.
Von dem Streckennetz der Deutschen Bahn, das rund 33.400 Kilometer misst, hat Nebel & Partner viele Strecken bereits mehrfach erfasst, vor allem die Hauptstrecken. Doch auch nicht elektrifizierte Strecken kommen zunehmen unter die Laser-Lupe. „Immer wieder kommen Ersterfassungen hinzu, etwa auch, wenn stillgelegte Strecken wieder in Betrieb genommen werden sollen“, beschreibt der Nebel & Partner-Gesellschafter.

Die Befliegungen und Datenauswertungen erfolgen für unterschiedlichste Anwendungen, gemäß der aktuellen DB-Richtlinie 883.7200 sind Punktdichten von mind. 200 Messpunkten pro Quadratmeter sowie eine Bildauflösung (GSD) von zwei Zentimetern gefordert.
Anfangs dienten die Daten in erster Linie der Bestandserfassung und Aufgaben rund um den Lärmschutz, inzwischen werden sie in einer ganzen Reihe von Anwendungen genutzt. Anwendungen der DB finden sich inzwischen unter anderem als Planungsgrundlage für Projekte, Vegetationsmanagement, Prüfung der Regelbettungsquerschnitte oder die Erzeugung digitaler Geländemodelle. Für diese Anwendungen gibt es immer wieder zusätzliche Auswertungen, die von Nebel & Partner vorgenommen werden. „Im Laufe der Zeit hat die Deutsche Bahn immer stärker erkannt, welche enormen Werte in den 3D-Punktwolken liegen“, sagt Hau.
Tragschrauber statt Heli spart CO2
Ein weiterer Grund für die Nominierung geht über die Pionierleistung hinaus. Nebel & Partner hat das Verfahren beständig weiterentwickelt. Vor allem kommen moderne Flugplattformen zum Einsatz. Um die Jahrtausendwende war es noch ein Helikopter, der den Flug über die Trassen durchführte. Partner war damals das schwedische Unternehmen TopEye. Seit 2013 arbeitet Nebel & Partner mit dem Unternehmen WekuFly zusammen. Dieses besitzt ein eigenes Messystem sowie Fluggeräte (Gyrocopter), mit denen die Befliegungen durchgeführt werden.
Gyrocopter, sogenannte Tragschrauber, gehören zur Kategorie der Ultraleichtflugzeuge. Sie werden über einen vertikalen Propeller angetrieben, der über die Schubkraft einen passiven horizontalen Rotor antreibt. So wird der nötige Auftrieb generiert. Daher benötigen Gyrocopter eine Startbahn. Interessant für die Luftvermessung sind sie vor allem, weil sie geringe Fluggeschwindigkeiten haben, günstig in Anschaffung sowie Betrieb und einfach zu erlernen sind. WekuFly ist am Flughafen Siegerland an der Grenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen stationiert. Das Unternehmen mit seinen zwei Gyrocoptern führt Flugdienstleistungen aller Art aus, wobei das Unternehmen auch in ein komplettes Sensorsystem investiert hat. Ein langfristiges Agreement mit Nebel & Partner hat dabei für die Investitionssicherheit gesorgt.
Zu den günstigen Betriebskosten zählt auch der Spritverbrauch. Während ein Helikopter rund 200 Liter Kerosin pro Stunde verbraucht, benötigt ein Gyrocopter nur etwa ein Zehntel davon. „Im Jahr sparen wir so etwa 160 Tonnen CO2“, so Hau.
Vor allem aber schaffe die Partnerschaft von Nebel & Partner und WekuFly auch hohe Flexibilität. „Während ein Helikopter langfristig gechartert werden muss, können wir flexiblel starten“, bringt es der Vermessungsingenieur auf den Punkt. Es sei schon häufig so gewesen, dass zwischen Projektzusage und Flugstart nur ein Tag gelegen habe. Zudem sind aufgrund der niedrigen Fluggeschwindigkeiten auch die geforderten Auflösungen der Sensordaten gut zu erreichen. (sg)