Urgeist der Ingenieurtechnik
|Die moderne Vermessung ist eine Geschichte der ständigen Innovation neuer Technologien und Methoden zur Gewinnung präziser Messdaten. Für Ingenieurbüros ist es immer wieder eine Herausforderung, diese zu adaptieren, Wagnisse einzugehen und Pioniergeist zu zeigen, um gerade in den jungen Jahren einer Technologieentwicklung die Erfahrungen zu sammeln, um später vorne mit dabei zu sein.
Eines dieser Büros ist die 3D WELT Vermessung GmbH mit Sitz in Amtzell am Bodensee. Ihr heutiger Geschäftsführer und Inhaber Benjamin Sattes gab 2009 den Anstoß zur Gründung, damals noch unter dem Namen Zimmermann & Meixner 3D WELT GmbH.
Pionierleistung

Damals trafen zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite die Expertise von Bernd Zimmermann und Gerd Meixner, beides erfahrene Spezialisten im Tiefbau bzw. Verkehrswegebau, die schon immer in vielfältiger Weise mit Vermessung zu tun hatten, aber bisher nicht mit dem klassischen Methodenkanon. Auf der anderen Seite Benjamin Sattes, der gerade dabei war, die Grenzen der Vermessungswelt neu zu definieren. Nach Lehr- und Studienjahren in Ravensburg (seinem Geburtsort), Karlsruhe und Braunschweig war der heute 39jährige vor allem in die noch junge Welt des 3D-Laserscannings (mit Schwerpunkt im Bauwesen) eingetaucht – mit großer Leidenschaft und Visionen. „Schon damals war klar, dass sich hier eine Revolution anbahnt, die tief in die Vermes- sung eingreifen wird“, berichtet Sattes. Zwar gab es in der Nähe von Ravensburg mit der Zoller & Fröhlich GmbH bereits einen Pionier auf dem Gebiet der eigentlichen Scanner, „aber der Umgang mit Daten, Punktwolken und dem Verfahren an sich war in der Praxis und erst recht bei potenziellen Auftraggebern noch völlig unbekannt“, blickt Sattes zurück.
Meilensteine
2013 dann der erste offizielle Ritterschlag. Das Unternehmen erhielt den VR-Innovationspreis Mittelstand des Landes Baden-Württemberg, was nicht nur aufgrund des jungen Alters des Unternehmens, sondern auch für die Vermessungsbranche im Allgemeinen eine Besonderheit darstellte. Damals war das Thema Digitalisierung noch nicht so weit fortgeschritten. 3D WELT erhielt den Preis für die Eigenentwicklung trueGEOvision, eine Visualisierung für geplante Infrastrukturmaßnahmen, insbesondere für Windkraftanlagen, die damals in Planungsunterlagen räumlich exakt dargestellt werden konnten. trueGEOvision wurde zur Blaupause für weitere Entwicklungen. Hochgenaue 3D-Daten und ansprechende Visualisierungen wurden zunehmend gleichberechtigt behandelt. Was heute Projektstandard ist, war damals Pionierarbeit. Inzwischen ist das Unternehmen auf 32 Mitarbeiter aus allen denkbaren Fachbereichen angewachsen und zu einem bundesweit agierenden Büro geworden. Neben Vermessungs- sind dies schon immer auch verschiedenste Hochbau-Spezialisten. Eine Mischung, die zu einer Kernkompetenz des Unternehmens führt, nämlich „sachgerechte Unterlagen aus den hochwertigen Messdaten abzuleiten und diese bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen“, so Sattes.
Neue Aufstellung ab 2024
Zum Ende des Jahres wird Gerd Meixner aus dem Unternehmen ausgeschieden und Benjamin Sattes die alleinige Geschäftsführung übernehmen. In den vergangenen Jahren hat er nicht nur Kunden mit Hintergrundwissen, Richtlinien und technischen Hilfen versorgt, er ist auch Ausbilder im eigenen Unternehmen, Dozent an der Hochschule, arbeitet auf Verbandsebene mit und ist sogar auf Bundesebene als Berater für die Novellierung der HOAI mitverantwortlich. Ehrenamtlich, versteht sich, denn „auch die Architekten haben noch viel zu tun, um sich die BIM-Methodik anzueignen, insbesondere im Hinblick auf die Grundlagenermittlung, die sich im Zuge der Digitalisierung deutlich verschiebt“, so Sattes. Damit ist er im bundesweiten Vergleich noch ein junger „Unternehmer“ im Bereich der Ingenieurdienstleistungen. Umso wichtiger ist es für ihn, dass die Unternehmenskultur auf der Höhe der Zeit ist, schließlich ist das Württembergische Allgäu nördlich des Bodensees nicht gerade ein Standortvorteil für ein expandierendes Unternehmen. Flache Hierarchien, unkomplizierte Abläufe und eine hohe Emotionalität sind Sattes wichtig. Für ihn ist es gerade in der heutigen Zeit auch entscheidend, dass die Mitarbeiter:innen „richtig Freude auf ihre Arbeit haben und den Willen mitbringen, sich einzubringen“.
Neue Geschäftsfelder
Das bringt Erfolg und positive Zukunftsperspektiven. So hat die 3D WELT beispielsweise einem jungen Mitarbeiter, der sich für die Bahn-Vermessung begeisterte, die Chance eröffnet, sich in das Fachgebiet Schienenverkehr einzuarbeiten. Das Ergebnis: Heute bedient die 3D WELT in einem eigenen kleinen Team wesentliche Aufgabenfelder, die klassisch für die Deutsche Bahn erforderlich werden. Heute ist die 3D WELT Vermessung GmbH in vielen Bereichen tätig: Dazu zählen Gebäudevermessung, Denkmalschutz, Industrievermessung, Ingenieurbauwerke, klassische Ingenieurvermessung, Photogrammetrie, Monitoring und Deformationsvermessung, Bahnvermessung sowie 3D Visualisierung und VR/AR Content. Grundlage ist dabei immer der „Urgeist des Ingenieurwesens“, wie Sattes es nennt: die Neugierde am Tüfteln, die Lust am Finden kniffliger Lösungen und die Bereitschaft, sich immer wieder auf neue Technologien einzulassen. Es ist genau dieser Grundzug der 3D WELT, den Sattes zum Projekt Permanent-Monitoring in Frankfurt geführt hat. Die Senceive-Technologie ergänzt und erweitert die Vermessung auf geniale Weise, ist er überzeugt.