Die Firmengruppe Max Bögl aus Sengenthal nutzt BIM auch auf der Baustelle. Zum Einsatz kommt eine Cloud-basierte Lösung.
Deutschlands größte Bauunternehmung in Privatbesitz, die Firmengruppe Max Bögl, hat bereits vor über zehn Jahren begonnen, Building Information Modeling (BIM) einzuführen und ist damit ein echter Pionier in diesem Bereich. Im Zuge der Weiterentwicklung des modellbasierten Bauens erweiterte das Unternehmen den Einsatz kontinuierlich. So ist die Firmengruppe heute eines der ersten deutschen Bauunternehmen, das BIM auch auf der Baustelle anwendet – auf Basis der Cloud-basierten Autodesk-Lösung BIM 360 Field. Seit Abschluss eines Pilotprojekts rund um den Bau eines Einkaufszentrums ist man überzeugt, dass die Software den Mitarbeitern im Projektalltag enorm hilft und mehr Transparenz und Struktur in die Projekte bringt.
Maximilian Schütz, BIM Manager in der Unternehmensentwicklung/ BIM der Firmengruppe Max Bögl erklärt: „Unsere Prozesse basierten bereits auf BIM. Für die Vorbereitung, Planung und Optimierung von Projekten nutzen wir die Technologie seit Jahren. Aber was wir im Büro an Intelligenz hatten, reichte nicht direkt bis auf die Baustelle. Dort liefen viele Prozesse nach wie vor auf Papier. Daher war der nächste logische Schritt, BIM mit Hilfe von BIM 360 Field auf die Baustelle zu bringen.“
BIM-Pilotprojekt
Eine günstige Gelegenheit dafür ergab sich beim Bau eines Einkaufszentrums, das die Firmengruppe Max Bögl als Eigentümerin auch selbst betreiben wird. Das Projekt war, wie Maximilian Schütz erkannte, perfekt geeignet, um den Einsatz von BIM am Bau zu testen. Dabei ging es ihm vor allem um die Frage, ob sich zwei zentrale, aber bislang wenig effiziente Prozesse verbessern ließen: Die Qualitätssicherung/Qualitätskontrolle (QS/QK) und die Arbeitssicherheit. Diese seit eh und je papierbasierten Arbeiten laufen über Checklisten und den Austausch mit Nachunternehmern, die Mängel beseitigen. Das ist enorm zeitaufwendig, wie Schütz aus Erfahrung weiß: Bis zu 40 Prozent seiner Zeit muss ein Sicherheitskoordinator allein für die Dokumentation und das Kommunizieren von Sicherheitsaspekten aufwenden. „Wer Informationen zum Einbauort auf der Baustelle und zurück bringen will, ist in der Regel permanent unterwegs zwischen Baubüro und seinen Kontrollpunkten, immer mit einer Menge Papier unter dem Arm“, erläutert Schütz. „Das kostet nicht nur Zeit, sondern ist auf Dauer auch ziemlich frustrierend, weil die Intelligenz des BIM-Modells zwar vorhanden, aber nicht direkt vor Ort nutzbar ist. Wie ineffizient das ist, äußert sich bei den Kontrollprozessen besonders auffällig. Deshalb wollten wir ausprobieren, ob sich das mit BIM 360 Field ändern lässt.“
Das zuständige Projektteam bei Max Bögl begann zunächst damit, BIM 360 Field mit einem aggregierten Projektmodell zu verknüpfen: In diesem über Autodesk Navisworks Manage gepflegten Modell fließen Daten in vielen unterschiedlichen Formaten zusammen, darunter Tekla, Autodesk Revit, SketchUp und auch Siemens NX. Das Modell wurde mithilfe von Autodesk BIM 360 Glue in die Cloud geladen und dann mit BIM 360 Field verbunden. Ergebnis: Per Apple iPad und über BIM 360 Glue lässt sich das Modell nun innerhalb des Projektteams teilen. Dabei ermöglicht BIM 360 Field überall und jederzeit Zugriff auf das Projektmodell – und auf alle Daten zu Baumängeln, Aufgaben, Tagesberichte und Checklisten.
QR-Codes verknüpfen Modell und Baustelle
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Entscheidend für den Erfolg des Pilotprojekts war die Unterstützung durch die Bauleitung, die Maximilian Schütz bewusst früh ins Boot geholt hat. „Wir haben den Bauleiter nach seinen größten Problemen gefragt und ihm gezeigt, wie ihm BIM 360 Field an diesen Stellen ganz konkret helfen kann. Damit konnten wir ihn schnell überzeugen und hatten einen starken Befürworter der Software.“ Und Schütz fährt fort: „Das Management von Felddaten ist bekannt als einer der großen potenziellen Zeitfresser in jedem Projekt. BIM 360 Field führt alle wichtigen Daten zusammen und fungiert so für Bauleitung und Sicherheitskoordinatoren als tragbarer Projektmanagement- Werkzeugkasten, der überall auf der Baustelle zur Verfügung steht.“
Mit der neuen mobilen Lösung haben die Sicherheitskoordinatoren und Bauleiter bei Max Bögl jetzt überall am Bau Zugriff auf ihr zentrales Projektmodell. Um den Informationsfluss sogar noch zu beschleunigen, installierten Maximilian Schütz und sein Team über 350 QRCodes auf dem Gelände. „Die QR-Codes lassen sich einfach mit der Kamera des iPads scannen. BIM 360 Field springt dann direkt an den entsprechenden Punkt im 3D-Modell“, berichtet der Projektleiter. Da die Daten und Objekte direkt mit dem 3D-Modell verknüpft sind, sei ein schneller Zugriff auf genau die CAD-Attribute, Probleme, Checklisten, Fotos und Pläne möglich, die für den Ort, an dem man sich gerade befindet, relevant sind.
Seit die QS/QK-Prozesse in BIM 360 Field laufen, kann die Firmengruppe Max Bögl das Bautempo besser steuern. Checklisten, die früher auf Papier standen, bearbeiten die Bauleiter jetzt direkt in BIM 360 Field, wenn sie abgeschlossene Arbeiten entsprechend der Qualitätsrichtlinien des Unternehmens überprüfen. Sie können Fotos machen und damit Nachunternehmer innerhalb von BIM 360 Field über Nachbesserungsbedarf informieren. Nachunternehmer ihrerseits erhalten den Auftrag vom System und können erledigte Aufgaben dort direkt als erledigt markieren. Der Bauleiter überprüft anschließend die Nachbesserung und gibt sie gleich vor Ort im System frei, so dass der Bau an dieser Stelle weitergehen kann.
„Unsere Bauleiter haben auf dem Tablet alles dabei, was sie brauchen: Checklisten, 3D-Modell und die relevanten 2D-Pläne“, fasst Schütz zusammen. „So lassen sich Nachrichten an Nachunternehmer im Handumdrehen versenden. BIM 360 Field spart enorm viel Zeit, und Mängel, die den Baufortschritt spürbar bremsen können, lassen sich viel schneller beseitigen.“
Auch bei den Sicherheitsabnahmen habe sich der Einsatz von BIM 360 Field gelohnt, berichtet der BIM-Manager: „Sicherheitsabnahmen sind traditionell mit einem großen Maß an Dokumentation verbunden. Die Koordinatoren mussten viel zu viel Zeit mit Papierkram im Büro verbringen. Heute findet ein Großteil dieser Dokumentation mobil statt.“ Im Resultat können die Sicherheitskoordinatoren heute 20 Prozent mehr Zeit auf der Baustelle verbringen.
Ausdehnung auf weitere Projekte
Seit dem Start des Pilotprojekts hat die Firmengruppe Max Bögl den Einsatz von BIM 360 Field auf weitere Projekte ausgedehnt. „BIM 360 Field verbessert die Steuerung unserer Bauprojekte ganz erheblich“, resümiert Maximilian Schütz. „Wir können damit Mängel einfach verfolgen und sehen, wie gut unsere Nachunternehmer arbeiten. Wenn es künftig Probleme mit einem Gebäude gibt, können wir ganz einfach nachvollziehen, was beim Bau passiert ist. Alle Mängel und Schwachstellen sind verknüpft mit bestimmten Positionen im Modell oder Plan.“
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www.max-boegl.de
Bilder: Autodesk