infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft und infas 360 bauen zusammen mit dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) der Universität Bonn eine Datenplattform zur Bekämpfung der SarS-CoV2-Epidemie auf.
Auftraggeber ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Die Datenplattform soll sukzessive bis circa Ende des Jahres aufgebaut werden. Das Ziel der „Corona-Datenplattform“ besteht darin, „die Deutschland-spezifische Corona-Forschung anzuregen und zu stärken, um auf dieser Basis eine evidenzbasierte, effektive und effiziente Krisenpolitik gestalten zu können, sowohl mit Blick auf den Gesundheitsschutz als auch mit Blick auf die Wirtschaft“, meldete das BMWi auf Nachfrage der Business Geomatics.
Im Zusammenhang mit dem Projekt gebe es einen konstruktiven Austausch mit dem Bundesgesundheits- ministerium (BMG), dem RKI sowie dem Statistischen Bundesamt, über welches die Datenplattform nach Abschluss des Projekts für die Wissenschaft zugänglich gemacht werden soll. Daneben wird ein achtköpfiges Beratungsgremium aus Wissenschaft und Praxis eingerichtet.
Inhaltlich besteht das Projekt nach Angaben des BMWi aus einem Datenteil und einen Analyseteil: In dem Datenteil gehe es einerseits darum, „bestehende Daten für die Corona-Forschung aus verschiedenen Quellen zusammenzutragen, um diese in einer einheitlichen, gut dokumentierten und benutzerfreundlichen Corona-Datenplattform zu bündeln und als Zeitreihen auf Kreisebene anzubieten“, so das Bundesministerium. Dies umfasst zum Beispiel Infektionsdaten (zum Beispiel Neuinfektionen, Todesfälle), Daten zum Gesundheitssystem (etwa Auslastung der ITS-Kapazitäten), zum Test- geschehen, Mobilitätsdaten, regionale Wirtschaftsdaten (z.B. Insolvenzen, Arbeitsmarktdaten).
Darüber hinaus soll durch die einheitliche Erfassung von Eindämmungs- beziehungsweise Lockerungsmaßnahmen auf Kreisebene eine Datenlücke geschlossen werden, die zum Beispiel systematische (Regional-) Analysen zur Wirksamkeit dieser Maßnahmen erlaubt. Im September wurde geprüft, welche Daten aus welchen Quellen wie in die Datenplattform integriert werden können. So fanden zum Beispiel Gespräche mit dem RKI zur Bereitstellung von Testzahlen statt.
In dem später folgenden Analyseteil geht es darum, den Einfluss von Eindämmungs- und Lockerungsmaßnahmen auf das Infektionsgeschehen und die Wirtschaft zu analysieren und idealerweise kausale Auswirkungen dieser Maßnahmen zu identifizieren. Konkrete Festlegungen der Analysefragen sollen im weiteren Projektverlauf erfolgen.
Die Rahmendaten zu den pandemiebedingten Entwicklungen und den Eindämmungsmaßnahmen sollen auf regionaler Basis erfasst werden. Die räumliche Datenstruktur soll dazu dienen, statistische Analysen und Modellbildungen zu machen und damit letztlich eine evidenz- und faktenbasierte Politikberatung durchzuführen.
Die durchführenden Unternehmen besitzen die dafür notwendigen Kompetenzen. Die Infas Holding, zu denen das infas-Institut und infas360 gehört, bündelt Kompetenzen für Markt- und Sozialforschung genauso wie wirtschaftsgeografische Verfahren unter einem Dach. Das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft agiert im Bereich Markt- und Sozialforschung und macht eigenständig Studien auf Basis von Telefon- und Online-Umfragen sowie persönlichen Vorort-Interviews. Infas, im Markt für ihren hohen methodischen Anspruch in der Markt- und Sozialforschung bekannt, soll also die statistische Analyseexpertise, einschließlich der Kompetenzen bei der Zusammenführung und anspruchsvollen Auswertung komplexer Datenbestände, beisteuern. Das Projekt wird auch von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet.
infas 360 beschäftigt sich mit Erfassung, Analyse und Aufbereitung von Daten aus verschiedenen Quellen, wozu vor allem Geodaten gehören. Kunden sind vor allem Unternehmen, die die Daten und Dienstleistungen in den Bereichen Marketing und Vertrieb nutzen. Das Unternehmen soll vor allem seine kleinräumigen Datenbanken in die Corona-Plattform einbringen.
Hinzu kommen die Vorarbeiten des IHPH, das für die Entwicklung des Corona-Dashboards des Robert Koch-Instituts (RKI) mitverantwortlich war. Dieses informiert seit März über die Ausbreitung des Virus in Deutschland auf Basis einer kartographischen Darstellung im Internet. Die technologische Basis dafür ist ArcGIS von der Firma Esri. Weder das BMWi noch die umsetzenden Firmen und Institutionen geben derzeit genauere Auskünfte zu Struktur, Technologie und Datenmodellierung der Corona-Datenplattform. (sg)