In der Bauleitplanung spielt die Open-Source-Anwendung xPlanBox eine bundesweit wichtige Rolle für den Aufbau moderner digitaler Prozessketten rund um die Flächenplanung.
Die Vision rund um die Bauleitplanung ist seit Jahren vorgegeben. Im Zuge der Modernisierung der kommunalen, flächenplanerischen Aufgabe soll eine vernetzte, internetbasierte Prozesslandschaft für alle Verfahren rund um die Bauleitplanung entstehen – von der XPlanGML-konformen Erstellung der Pläne, über die gesamte Datenverwaltung bis hin zur öffentlichen Beteiligung. Ziel ist es, Planungsaufgaben rund um die Siedlungsflächen zu verbessern, zu beschleunigen und im demokratischen Prozess offen und barrierefrei zu diskutieren.
Bis eine solche Dienstebasierte, vernetzte und sichere, Cloud-basierte Infrastruktur entstanden ist, wird es noch eine Weile dauern, doch die Vorarbeiten dazu sind bereits getan und erste Ergebnisse sind sichtbar, insbesondere im Umfeld des Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV), der nicht nur aufgrund der Ansiedlung der Leitstelle XPlanung eine herausragende Stellung in Deutschland einnimmt. Mit Bauleitplanung Online-Beteiligung für Hamburg, kurz BOB, existiert bereits eine etablierte Plattform für die Beteiligung der Öffentlichkeit, die aktuell in das XPlanungs-Zeitalter überführt wird.
Mit im Zentrum steht dabei die Software xPlanBox von dem Hersteller lat/lon GmbH. Die Open-Source-Lösung dient als Backendlösung für die Erzeugung aller Prozesse und unterstützt alle Funktionen rund um die Verwaltung der Daten. Behörden und andere Nutzer können mit ihr XPlanungs-Daten einfach und effizient verarbeiten. Technisch basiert die xPlanBox auf verschiedenen Open-Source Projekten. Für die Geodaten-Dienste wurde das OSGeo-Projekt deegree verwendet, als Datenbank kommt PostgreSQL mit der PostGIS-Erweiterung zum Einsatz und für die Verarbeitung von Rasterdaten werden GDAL und MapServer sowie MapProxy verwendet.
Hamburg als Schrittmacher
In Hamburg kommt die xPlanBox bereits bei BOB zum Einsatz und dort ist man gerade dabei, die OZG-Leistung DiPlanung umzusetzen. DiPlanung ist der Oberbegriff für eine webbasierte Lösung zur vollständigen und integrativen Verfahrensführung in der Bauleitplanung, Raumordnung und Planfeststellung und bündelt alle dazugehörigen Prozesse. Darunter verbergen sich verschiedene Module, die alle auch einzeln eingesetzt werden können und die Kommunen in Deutschland überall in ihre bestehenden Softwarelandschaften einbinden können.
Viele Bundesländer haben sich bereits zur Nachnutzung einzelner Bestandteile entschlossen, beim OZG-Umsetzungsprojekt „Bürgerbeteiligung & Information“ sind dies beispielsweise auch Bayern, Brandenburg, Bremen und Berlin.
Im Fokus steht in Hamburg derzeit unter anderem die Integration verschiedener XPlanGML-konformer Dokumente in das DiPlan Cockpit, dem Modul für die digitale Verfahrenssteuerung. „Wir sind positiv überrascht, wie viele qualitativ hochwertige XPlanungs-konforme Pläne bereits von den Kommunen und Planern zur Verfügung gestellt werden“, sagt Tobias Kraft, Product Owner bei der Leitstelle XPlanung in Hamburg für die xPlanBox. Zwar müsse dort noch sehr viel Integrationsarbeit geleistet werden, weil nicht alle Planungsdaten den XPlanungs-Standard voll unterstützen, beispielsweise, wenn Shape-Dateien geliefert werden, dabei behilft man sich aber in Hamburg durch ETL-Prozesse auf Basis von Python.
Im parallelen Schritt geht es darum, die xPlanBox mitsamt ihren Prozessen in die neue Cloudinfrastruktur einzubinden. Diese wird von IONOS bereitgestellt und dem IT-Dienstleister Dataport betrieben. Sie basiert auf modernsten Technologien wie Kubernetes und folgt dem Prinzip der Container, mit der Cloudangebote beliebig skaliert und automatisiert verwaltet werden können. „Durch die neue Infrastruktur können wir Ausfallzeiten minimieren und viel schnellere Update-Zyklen realisieren“, fasst Kraft die aktuelle Situation zusammen. Zwar werden viele OZG-Aktivitäten und auch die XPlanung noch immer kritisch gesehen, hier sehe man aber ein Beispiel dafür, wie Meilensteine bei der Verwaltungsmodernisierung erreicht und Digitale Prozessketten effizient realisiert werden können.
RVR: Zwischen Kommune und Land
Nicht immer entstehen die vernetzten Internetdienste nach dem Top-Down-Prozess, also erst auf Bundesebene, bevor sie dann bei den Kommunen genutzt werden können. Der Regionalverband Ruhr (RVR) beispielsweise setzt ebenso die xPlanBox ein. Die Entscheidung dazu fiel vor zwei Jahren, als lat/lon die Lösung komplett als Open-Source auf der Open CoDE-Plattform zur Verfügung gestellt wurde, was dem RVR als Open-Source-orientierter Institution in die Hände spielte.
Auch der RVR berichtet von einer regen Bereitstellung von XPlanungs-Daten durch die Kommunen. Der Regionalverband sieht sich dabei als Sammelstelle der Daten und als Schnittstelle zwischen Land und Kommunen. Bereits heute stellt er die Bauleitpläne INSPIRE-konform (Hausringe) über eine Webplattform https://bplan.geoportal.ruhr bereit, in baldiger Zukunft soll das auch XPlanungs-konform geschehen. Die Kommunen des RVR müssen sich dann lediglich um das Erstellen der Pläne kümmern, die nachgelagerten Prozesse werden über die RVR-Infrastruktur abgebildet. „Wir sind an dieser Stelle wahrscheinlich agiler und schneller als das Land und der Bedarf in den Kommunen ist definitiv vorhanden, von daher gehen wir nach vorne“, sagt Laura Klement von der Geschäftsstelle Geonetzwerk.metropoleRuhr beim RVR. Dabei arbeitet der RVR eng mit dem KRZN zusammen, die ebenfalls Anwender der xPlanBox sind. „Es geht darum, dass alle Akteure auf allen Verwaltungsebenen harmonisch zusammenarbeiten, um die Aufgabe möglichst kollaborativ zu schultern“, sagt David Arndt, Geodaten-Techniker beim RVR.
Weiterentwicklungen
Derweil schreiten auch die Arbeiten rund um die xPlanBox voran. Das Team von lat/lon ist dabei, die Anwendung als „Cloud-ready App“ bereitzustellen, um sie effizient in die entsprechenden Betreibermodelle einbinden zu können. Dazu entstehen auch entsprechende neue Schnittstellen. Diese werden bereits in Lösungen wie der Fachschale Mensch und Maschine – Bauleitplanung/XPLANDB genutzt, um während der Erfassung als Planersteller die Möglichkeit zu haben, Geometrien über Vorlagen mit Informationen aus einem gewählten XPlanGML-Schema zu verknüpfen und individuell zu ergänzen. Auch die KI ist ebenfalls ein Thema, hier etwa bei der Erstellung von XPlanGML-konformen Umringen aus gescannten Bestandsplänen, die zwar in digitalen Formaten wie PDF vorliegen, aber nicht georeferenziert sind.
Auch Kommunen erweitern den Einsatz der xPlanBox. In Wuppertal oder Freiburg beispielsweise ist man dabei, die Planungsdaten auch in die Digitalen Zwillinge der Stadt einzubinden. Dabei geht es nicht nur um eine 3D-Visualisierung der Flächenplanungen, sondern auch darum, Planungsalternativen und verschiedene Planungsstände intuitiv anzeigen zu können.