Nicht jeder Coronainfizierte wird in Deutschland auf die Omikron-Variante getestet. Auch wird nicht jeder Infizierte über das Meldesystem der Gesundheitsämter erfasst. Bezüglich der Verbreitung der Omikron-Variante herrschen demzufolge nach wie vor keine belastbaren Erkenntnisse. Während sich in den Meldezahlen noch viele Dunkelziffern verbergen, können über den Abwasserpfad jedoch bereits jetzt belastbare Daten über die Verbreitung von Virusmutationen in Deutschland und in den einzelnen Regionen gewonnen werden. Und das sogar schnell, umfassend und zuverlässig, meldet die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA). Im Abwasser lassen sich SARS-CoV-2-Viren mit einem Vorlauf von bis zu 14 Tagen vor den gemeldeten Fallzahlen nachweisen.
Forschungsprojekt CoroMoni
Bereits Mitte Dezember konnten Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München die Omikron-Variante in höherer Konzentration im Abwasser der Stadt nachweisen. Prof. Susanne Lackner von der TU Darmstadt analysierte Mitte Dezember einen Anteil von zwei Prozent der Omkcron-Variante im Abwasser in hessischen Kläranlagen. „Die Abwasserwirtschaft kann den Gesundheitsbehörden in Deutschland wertvolle Informationen zur Pandemiebekämpfung liefern“, betont Johannes Lohaus, Sprecher der Bundesgeschäftsführung der DWA.
Seit einem Jahr leitet die DWA das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „Abwassermonitoring zur Bestimmung des SARS-CoV-2-Infektionsgrades der Bevölkerung und Aufbau eines flächendeckenden Frühwarnsystems – Koordination der Forschungsaktivitäten in Deutschland durch die DWA (CoroMoni)“, das inzwischen bis Ende 2022 verlängert und durch zusätzliche Aufgaben erweitert wurde. „Omikron zeigt erneut, welche Vorteile ein abwasserbasiertes Frühwarnsystem bietet“, so Lohaus.
Das Abwassermonitoring gründet auf verschiedenen Einzelvorgängen, für die im Projekt Leitlinien und Hinweise zum Vorgehen erstellt werden. Der Prozess reicht von der Probenahme über den laboranalytischen Nachweis der SARS-CoV-2 spezifischen RNA in Abwasserproben bis hin zur Auswertung und Darstellung der Ergebnisse. Außerdem wird im CoroMoni-Projekt der Frage nachgegangen, wie ein flächendeckendes Überwachungsnetz in Deutschland strategisch aufgebaut sein muss, um den größtmöglichen Informationsgewinn zu erzielen, ohne alle rund 9500 kommunalen Kläranlagen in Deutschland beproben zu müssen. (sg)