Im Rahmen von OZG-Leistungen entwickelt die Stadt Hamburg verschiedene Lösungen, bei denen das Software-Paket xPlanBox der lat/lon GmbH ein wesentlicher Bestandteil ist.

Künftige EfA-Lösungen für XPlanung: Im Mittelpunkt steht der (Dienste-basierte) Datenaustausch. Grafik: lat/lon GmbH
XPlanung existiert als Standard zwar schon seit über 10 Jahren, aber erst durch die Entscheidung des IT-Planungsrats im Jahr 2017 wurde die verbindliche Einführung bis 2022 geregelt. Dennoch haben erst wenige, meist größere Kommunen auf den Standard umgestellt. Wie so oft im Rahmen der Digitalisierung, entsteht wenig unmittelbarer Nutzen, wenn lediglich die bestehenden Prozesse XPlanungs-fähig gemacht werden. „Vorteile ergeben sich erst bei einer Dienste-basierten Vernetzung und übergreifenden Nutzung der Planwerke“, weiß Torsten Friebe, Geschäftsführer der lat/lon GmbH. Mit der xPlanBox bietet die Bonner Firma, die schon etliche Jahre Erfahrung in der praktischen Anwendung des Standards XPlanung hat, eine Lösung, die auch in Hamburg bereits seit vielen Jahren im Einsatz ist. Sie nimmt daher einen zentralen Stellenwert bei der derzeitigen Entwicklung der EfA-Lösung „Einstellen von raumbezogenen Planwerken in das Internet“ (siehe Beitrag Seite 7) ein. Hier fungiert lat/lon selbst als Entwicklungspartner.
Die Software
Die xPlanBox fokussierte von Anfang an auf den Grundgedanken von XPlanung, über den Weg der Standardisierung die übergreifende Nutzung der Daten zu ermöglichen. Sie basiert auf dem Open Source-Framework deegree, das komplexes GML beherrscht und somit auch eine performante Verarbeitung auch großer Planwerke ermöglicht. Auf diese Weise kann ein Datenschema auch Client-seitig performant dargestellt werden. Sprich: die xPlanBox sorgt dafür, dass Planungsdateien nicht mehr nur auf den dezentralen Datenspeichern der Planersteller – oftmals mit erhöhten Zugriffsbarrieren versehen – vorliegen, sondern produktiv und über Internet vernetzt genutzt werden können.
Digitale Souveränität durch Open Source
Damit einher gehen zwangsläufig auch Änderungen seitens der Software-Vermarktung. Bisher bot lat/lon die auf den Open-Source-Komponenten aufbauenden, spezifischen Funktionalitäten für XPlanung und XBau gepaart mit Wartungs- und Pflegeverträgen kostenpflichtig an. Seit April 2022 steht die xPlanBox nun komplett als Open Source zur Verfügung. „Durch die Open Source-Stellung unterstützen wir die Digitale Souveränität der beteiligten Akteure und der öffentlichen Verwaltung“, so Friebe. Die Veröffentlichung erfolgt auf der OpenCoDE-Plattform (https://opencode.de/) des Bundesinnenministerium (BMI). „Die Open Source-Lösung ist rechtlich korrekt implementiert, dafür gibt es ein umfassendes Lizenz-Audit, das im Vorfeld durch die Kanzlei JBB aus Berlin unterstützt wurde“, so Friebe.
Nachnutzung durch Kommunen und Gebietskörperschaften
Gemäß dem EfA-Prinzip sollen die in Hamburg entwickelten Leistungen zukünftig von anderen Gebietskörperschaften nachgenutzt werden können. Dabei müssen Kommunen die Lösung nicht zwangsläufig selbst betreiben. „Vor allem bietet sich dies mit Unterstützung eines landesweiten IT-Dienstleisters an“, sagt Tobias Kraft von der Leitstelle in Hamburg. Per SaaS (Software-as-a-Service) sollen dann auch Kommunen, die für die Erstellung der B-Pläne verantwortlich sind, auf die Daten zugreifen und in eigene Anwendungen einbinden können.
Die Verantwortung für den Betrieb, der im Fall der Planwerke anspruchsvoll sein kann, obliegt damit spezialisierten IT-Dienstleistern. Zum Beispiel werde bei der Lösung neue Technologie von Cloud-Containern benutzt, die einen effizienten und performanten Betrieb in Rechenzentren gewährleisten, aber Server-seitig hohe Ansprüche an die Infrastruktur stellen. Gleiches gilt für die Themen Updates, Wartung, Recht, IT-Sicherheit oder Authentifizierung. „Die Open Source-Stellung im föderalen System der Öffentlichen Verwaltung stellt erhebliche Herausforderungen an die Architektur und Ausgestaltung der Software dar“, berichtet Friebe. Kommunen könnten sich dadurch nicht nur auf die Erstellung und Nutzung der Planwerke konzentrieren, sondern auch auf die Kooperation mit Dienstleistern und anderen Drittnutzern. „Die xPlanBox unterstützt die komplexen Planungsprozesse, bei denen sehr unterschiedliche Akteure kooperieren können. Das schlägt sich in verschiedenen Perspektiven auf die geplanten Objekte, unterschiedlichen Interessen, Aufgaben, Arbeitsweisen und Informationszugängen wie Anforderungen an die einzusetzenden IT-Instrumente nieder“, führt der lat/lon-Geschäftsführer aus.
Vorteile von XPlanung gewinnen
Ein solches übergreifendes Betreibermodell kommt bereits in Schleswig-Holstein zum Einsatz. Gemeinsam mit der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) hatte das Flächenland den Aufbau einer Planungsplattform für den zentralen Datenhaltungsort für XPlanung-konforme Planwerke geplant und in die bestehende GDI-SH Struktur integriert. Von dort aus können nicht nur Kommunen die Daten nutzen, die Pläne können auch von der Öffentlichkeit oder von Trägern öffentlicher Belange eingesehen und im Rahmen einer Online-Beteiligung genutzt werden. Diese Infrastruktur, die ebenfalls auf der xPlanBox basiert, bietet die Grundlage für die OZG-Entwicklungen.
„Bei diesem Betreibermodell werden die mit der Einführung des Datenstandards XPlanung angestrebten Vorteile schon zu einem größeren Teil gehoben“, sagt Tobias Kraft von der Leitstelle XPlanung. Mit den EfA-Entwicklungen soll dies noch weiter vorangetrieben werden.
Konzeptionelle Erweiterungen gibt es beispielsweise rund um das Dokumentenmanagement bei der Bürgerbeteiligung. Während es in der Vergangenheit üblich war, Planungsdokumente als einzelne Dokumente (PDF) bereitzustellen und dort Stellungnahmen abzugeben, setzt man bei den EfA-Entwicklungen nun auf eine Dienste-basierte Architektur. „So entsteht ein Frontend für Bürger und TÖBs, die diese Stellungnahmen in die Plattform vernetzt einbringen und editieren können“, so Kraft. Gleiches gilt für alle Prozesse rund um den Up- und Download der Planwerke. „Kommunen können so ihre Prozesse übergreifend Managen und ihren Partnern einen Zugriff auf die Dokumente ermöglichen“, so Friebe. (sg)