Die Kombination von Mobile Mapping und Künstlicher Intelligenz verspricht präzisere Zustandserhebungen, zielgerichtete Wartungsplanung und effizientere Zusammenarbeit. BUSINESS GEOMATICS sprach mit Frank Ferber, Geograf und Mobile Mapping Experte bei iNovitas, über Innovationen im Straßenmanagement.
Halle 1 | Stand H1.019 iNovitas
Welche Möglichkeiten bieten Mobile-Mapping-Daten für das moderne Erhaltungsmanagement von Verkehrsinfrastrukturen?
3D-Bilddaten ermöglichen eine flächendeckende und detaillierte Erfassung von zum Beispiel Straßenzuständen. Künstliche Intelligenz wirkt dabei unterstützend, um Muster und Problemstellen automatisiert zu erkennen und Wartungsmaßnahmen gezielt abzuleiten. Dies führt zu einem schnelleren Überblick, höherer Verlässlichkeit und verbesserter Reproduzierbarkeit. Wichtig dabei ist die Genauigkeit der erfassten Daten. Bei iNovitas haben wir einen entsprechend hohen Anspruch an 3D-Bilder als Datengrundlage. Das ist in der DNA unserer Vermessungs- und Geomatik Ingenieure fix verankert. Hinter jedem einzelnen Bildpunkt haben wir eine sehr genaue 3D-Koordinate hinterlegt. Diese Datengrundlage in Vermessungsqualität erlaubt es uns, auch beim Einsatz von KI eine hohe Verlässlichkeit zu erzeugen.
Welche konkreten Arbeitsabläufe ergeben sich dadurch?
Die Technologie ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit. Anstelle einer aufwändigen Dokumentation kann ein einfacher Link geteilt werden, über den man sich unmittelbar ein Bild von der Situation vor Ort machen kann, cm-genaue Messungen absetzen oder weitere Analysen in der digitalen Straße vornehmen kann. Durch die Einbindung in bestehende Systemlandschaften – beispielsweise GIS – werden Informationen und Daten ortsunabhängig und abteilungsübergreifend in Echtzeit zugängig. Das beschleunigt die Arbeiten und vereinfacht die Zusammenarbeit – auch mit Externen.
Was leistet infra3D?
infra3D bietet ein digitales Abbild der Straßeninfrastruktur in hoher Detailgenauigkeit. Dazu gehören fusionierte 360°-Panoramabilder ebenso wie Punktwolken, welche auch als abspielbare Bildsequenzen zur Verfügung stehen. Die georeferenzierten Daten können direkt für die Bewertung und Planung genutzt werden. Das beinhaltet Distanz-, Flächen- oder Lotmessungen ebenso wie eine schnelle und einfache Visualisierung und Nachführung diverser GIS- oder Zustandsdaten. So werden unter anderem Instandhaltungsprozesse optimiert. Die Nutzenden profitieren von der flexiblen Software, die auch Daten anderer Anbieter integrieren kann.
Wie verändert infra3D die Verwaltung von Verkehrsinfrastrukturen?
Die Straßenzustandsbewertung oder die Erstellung und Pflege von Katastern sind primäre Anwendungen, allerdings nur ein kleiner Teil aus dem gesamten Spektrum. Dieses reicht von allgemeinen Planungsaufgaben oder Projektierungen über virtuelle Projekträume, Beleuchtungsplanungen, Beweisführungen, Beauskunftungen und Bewilligungen im Straßenraum bis zur Bestimmung von Durchfahrtsmöglichkeiten für Blaulicht-Organisationen und so weiter. Sind die Daten erst einmal auf der infra3D Platform verfügbar, bietet das auch weiteren Akteuren einen nachhaltigen Mehrwert.
Welche Vorteile bietet die Cloud-Nutzung von 3D-Daten?
Die Cloud ermöglicht eine standortunabhängige, zentrale Datenverfügbarkeit, die den Zugriff und die Zusammenarbeit erleichtert. Dadurch reduzieren sich die IT-Kosten. Innovative Ansätze wie Machine Learning und KI werden so für einige überhaupt erst möglich. Die gesamte Prozesskette inklusive Hosting und der Datenpflege erfolgt bei uns gemäss Vorgaben der DSGVO.
Zu Ihren Kunden zählen viele Städte, wie sieht es mit kleineren Gemeinden und anderen Nutzenden aus?
Mit webbasierten Softwarelösungen haben wir die Möglichkeit, auch kleineren Akteuren den Zugang zu diesen zukunftsweisenden Technologien zu eröffnen. Gemeinden profitieren von einer effizienten, teilautomatisierten Erfassung und einer einheitlichen Datenbasis – zum Beispiel auch für die interkommunale Zusammenarbeit. Das zeigen Beispiele wie etwa der Landkreis München, wo bereits mehrere Gemeinden infra3D im Einsatz haben. Gemeinden können Infrastrukturprojekte besser planen, den Straßenzustand präzise überwachen und Wartungsmaßnahmen gezielt steuern, was langfristig Ressourcen spart und die Qualität der Infrastruktur erhöht. Weitere Akteure wie Ingenieure oder Stadtwerke können durch den Zugriff auf aktuelle Daten ihre Planungen optimieren und fundierte Entscheidungen treffen.
Wie sehen Sie die Zukunft des Verkehrsinfrastrukturmanagements?
In der Zukunft wird die Rolle von Technologien wie infra3D noch zentraler werden. Wir werden zunehmend datengetriebene Entscheidungen treffen, die Instandhaltungsstrategien effizienter und kostengünstiger machen und gleichzeitig eine nachhaltigere Infrastrukturplanung ermöglichen. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels wird die Rolle virtueller Assistenz – unterstützt durch Digitalisierung und KI – immer wichtiger. Momentan befinden wir uns in einer Übergangsphase, in der sich die Vorteile durch neue Technologien noch entwickeln. Langfristig gesehen wird die verlässliche und qualitativ hochwertige Datenbasis dazu beitragen, Entwicklungen und Trends präziser zu erkennen und ableiten zu können. Das bedeutet konkret: Je früher und umfassender Daten verfügbar sind, desto schneller und deutlicher werden sich die Vorteile und Einsparpotenziale zeigen.