Stadt und Stadtwerke der Landeshauptstadt kooperieren beim neuen Solarkatasterauf Basis der Plexmap-Technologie.
Viele Städte stellen im Internet ein Solarkataster bereit, auf dem Interessenten sehen können, ob sich Dächer von Wohn- oder Gewerbegebäuden für die Installation von Solaranlagen eignen. Dass ein solches Solarkataster auch gleichermaßen für Stadt und Stadtwerk interessant sein kann, zeigt das Beispiel von Kiel. Die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein hatte ein solches Fachkataster zwar bereits seit einigen Jahren online zur Verfügung gestellt, dieses zeigte für jedes Dach jedoch nur eine einfache Farbkodierung (Ampelsystem), ob das Dach prinzipiell geeignet ist oder nicht. Genaue Berechnungsmethoden fehlten.

Beim Solarkataster ist eine ausführliche Wirtschaftlichkeitsberechnung integriert, die auch Details wie die regionalen Marktpreise berücksichtigt.
Quelle: Geoplex GmbH
Detaillierte Berechnungen der Wirtschaftlichkeit
Dies genügte den aktuellen Ansprüchen jedoch nicht mehr, spätestens seit dem Jahr 2021, als die Stadt den Beschluss zur Solarstadt fasste. Hintergrund war die Motivation der Landeshauptstadt, eine proaktive Rolle bei der Dekarbonisierung einzunehmen. „Erneuerbare Energien sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende. Dabei kommt der Nutzung von Solarenergie in der Landeshauptstadt Kiel eine besondere Bedeutung zu“, erklärt die Stadträtin für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt Doris Grondke.
Bei der alten Anwendung konnten Interessierte ihre Gebäudedächer zwar auswählen und eine erste Einschätzung für die PV-Eignung abrufen, weitere Details oder die Wirtschaftlichkeit einer geplanten Solaranlage konnten jedoch nicht berechnet werden. „Dabei können mit den heutigen Anwendungen solche detaillierten Analysen gemacht werden“, beschreibt Stefan Dietrich, Innovationsmanager bei den Stadtwerken Kiel AG (SWK) die Situation. Daher führten die Kieler eine umfangreiche Marktsondierung durch. „Wir haben uns letztlich für den Anbieter Geoplex entscheiden, weil bei dem Angebot rund um die PlexMap-Technologie die Auswertungen am meisten ausgereift waren. Zudem hat uns überzeugt, dass die Berechnungsparameter individuell eingegeben werden können“, so Dietrich. Dies ist gerade für die Wirtschaftlichkeit wichtig. Die Preise für die Technologie zum Beispiel sind regional unterschiedlich, was erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit hat. „Das lässt sich in PlexMap wunderbar individualisieren“, so Dietrich.
Bei der Webanwendung, die Anfang März 2023 online startete, können für die Solaranlage Amortisationszeit, finanzieller Gewinn nach 20 Jahren, Autarkiegrad oder der Eigennutzungsanteil des Solarstroms inkludiert berechnet werden. Optional können ein Stromspeicher, das Laden eines E-Autos oder eines E-Bikes, eine Wärmepumpe und die individuelle Stromnutzung im Tagesverlauf eingeplant werden. Ebenso geht der aktuelle Strompreis ein, dieser kann aber auch frei eingestellt werden. Für den Fall, dass eine Anlage in einer denkmalgeschützten Zone geplant werden soll, gibt die Anwendung einen speziellen Hinweis. Dafür ist ein zusätzlicher Layer im Kataster integriert.
So können Interessenten mit nur ein paar Klicks kostenlos herausfinden, wann sich eine Anlage rechnet, wie sich zusätzliche Speicher auswirken oder was es ausmacht, wenn man noch ein Auto mit Elektroantrieb anschafft. Ebenso wurden in dem Solarkataster geeignete Freiflächen ausgewiesen, etwa an Bundesstraßen oder Autobahnen.
Kooperation von Stadt und Stadtwerken
Die Stadtwerke haben auch eine Kampagnenseite erstellt, auf der Interessent:innen anhand einer Checkliste herausfinden können, ob eine PV-Anlage in Frage kommt und mit welcher Ersparnis an Co2 und Kosten zu rechnen ist.
Solarbörse: Neue Funktion des Solarkatasters
In den letzten Jahren sind Solardachbörsen entstanden, auf denen Eigentümer ihre Dächer und potenziell geeigneten Solarflächen für die Pacht anbieten können. Umgekehrt können auch Gesuche für Verpachtungsflächen eingestellt werden. Bisher waren diese Börsen aber eigenständige Anwendungen, die an keine Solarkataster von Kommunen oder Ländern angebunden waren.
In der neuesten Version der Geoplex-Software können interessierte Verpächter:innen nun direkt das eigene Hausdach zur Pacht anbieten. Potenzielle Pächter:innen können das Dach dann unter der Rubrik „Dächer pachten“ finden oder auch Gesuche einstellen. Daneben gibt es Möglichkeiten zur direkten Kontaktaufnahme.
Geoplex hat die neue Solarbörse gemeinsam mit der Stadt Halle (Saale) entwickelt und im November 2022 für den Vertrieb freigegeben. Inzwischen ist die Solarbörse bei mehreren Auftraggebern in Betrieb, etwa auch bei Stadt und Landkreis Bamberg oder dem Landkreis Ahrweiler.

Neu bei Geoplex ist die Funktionalität zur Solarbärse, die in die Hauptanwendung integriert ist. Dabei können Dächer zur Pacht angeboten und gesucht werden.
Quelle: Geoplex GmbH
Mit dem Wirtschaftlichkeitsrechner können sogleich detaillierte Untersuchungen gemacht werden. „Die Funktion ist auch für Kommunen interessant, die Dächer ihrer eigenen Liegenschaften verpachten wollen“, sagt Frederik Hilling. Die Börse ist im Sinne einer erweiterten Funktionalität direkt in das Geoplex-Solarkataster integriert, so dass es schnell, einfach und intuitiv genutzt werden kann. Interessierte Verpächter:innen können direkt über das Abfragefenster des Solarkatasters das eigene Hausdach zur Pacht anbieten. Die Objekte erscheinen dann in der Rubrik „Solarbörse“ in einem speziellen Informationsbereich der Anwendung. Es gibt auch eine Rubrik „Gesuche“, bei dem Interessierte die gewünschten Parameter einstellen können.