Um Moorflächen landwirtschaftlich nutzen zu können, müssen sie entwässert werden. Das setzt jedoch CO2 frei, schädigt den Boden und lässt die Biodiversität zurückgehen. Um dieser Problemstellung zu begegnen, soll im Verbundprojekt BEWAMO ein neues Tool zur Bewertung von Moorböden entwickelt werden.

Zusammengesetzte Radaraufnahmen der Sentinel-Satelliten vom Rhinluch, Brandenburg. Die Farbunterschiede innerhalb der Moorflächen spiegeln den Feuchtezustand der Moorböden wider und dienen als Arbeitsgrundlage zur Entwicklung von Methoden für das fernerkundliche Moormonitoring. Foto: ESA
Moorböden sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume – und dementsprechend wichtig für unter anderem für den Klimaschutz. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat daher das Verbundkonzept BEWAMO (Bewertungstool für Kategorien der Schutzwürdigkeit und für ein fernerkundungsbasiertes Monitoring landwirtschaftlich genutzter Moore) gestartet. Ziel ist es, wichtige Grundlagen für einen effektiven Moorbodenschutz zu entwickeln. Zum Einsatz kommen dabei Radaraufnahmen von Sentinel-Satelliten.
Das Tool, das im Rahmen von BEWAMO entwickelt werden soll, soll Moorflächen hinsichtlich ihrer Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern sowie ihres Potenzials, CO2-Emissionen zu reduzieren, bewerten können. Zudem soll es passende Agrarumweltmaßnahmen identifizieren und benennen sowie Methoden für ein anschließendes Monitoring aufzeigen. Dazu arbeiten die Forscher aus Berlin und Kiel mit 15 landwirtschaftlichen Betrieben, Wasser- und Bodenverbänden sowie Behörden in Brandenburg und Schleswig-Holstein zusammen.
Hintergrund
Landwirtschaftlich genutzte Moore werden in Deutschland überwiegend als Grünland – zum Beispiel als Basis für Tierfutter oder für die energetische Nutzung –, aber auch als Acker genutzt. Herkömmliche Landwirtschaft setzt die Entwässerung von Moorstandorten voraus. Intensive Nutzung und der Einsatz von zu schwerer Technik führen jedoch dazu, dass der Boden geschädigt wird und die Biodiversität zurückgeht. Bereits seit Beginn der 1990er-Jahre wird daher darüber diskutiert, dass die landwirtschaftlich genutzten Moore und die mit ihnen vergesellschafteten organischen Böden an Bodenfruchtbarkeit und damit an effizienter Nutzbarkeit als landwirtschaftliche Fläche verlieren. In Deutschland sind heutzutage auf fast allen Standorten große Teile der Moorböden als degradiert einzustufen.
Moore speichern im Vergleich zu anderen Ökosystemen die größten Mengen an Kohlenstoff pro Hektar, werden aber durch Entwässerung zu Quellen von Treibhausgasen. Nach Angaben der nationalen Treibhausgasberichterstattung stammen über 4 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland aus entwässerten, landwirtschaftlich genutzten organischen Böden (UBA 2017).
Vorgehensweise
Um die Kohlenstoffvorräte und mögliche Verluste sowie das Emissionsminderungspotenzial in Moorböden bewerten zu können, kombinieren die Wissenschaftler Bodenparameter mit historischen und aktuellen Messdaten zu Klima und Landnutzung. Auf dieses Grundlage erarbeiten sie Bewertungskriterien, um geeignete Gebiete für die Wiedervernässung entwässerter Moorböden zu priorisieren.
Für den Schutz entwässerter Moorböden ist eine Erhöhung der Grundwasserstände notwendig. Zur Überwachung dieser Maßnahmen beobachten und bewerten die Forscher im BEWAMO-Projekt den Feuchtezustand der Moorböden mittels Satellitenfernerkundung auf Basis der Sentinel-Satelliten der Europäischen Raumfahrtbehörde (European Space Agency; ESA). BEWAMO ist damit Teil des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus.
Darüber hinaus werden am Thünen-Institut die betrieblichen Kosten möglicher künftiger Moorbodenschutzmaßnahmen berechnet. Abhängig vom Moorflächenanteil, der aktuellen Produktionsausrichtung und der betrieblichen Anpassungsfähigkeit, zum Beispiel durch die Kompensation der Futtermengenverluste, können diese sehr unterschiedliche ausfallen: So sind die Kosten auf intensiv genutzten Milchviehbetrieben deutlich höher als auf Betrieben mit Mutterkuhhaltung. (jr)