Mit dem JobFlash startet BUSINESS GEOMATICS einen Stellenmarkt für die Geoinformationswirtschaft, der die Attraktivität der Branche für Jobsuchende und Berufswechsler steigern soll.
BUSINESS GEOMATICS hat mit dem JobFlash ein neues Angebot entwickelt, das Unternehmen, Behörden und Institutionen helfen soll, dringend benötigte Fachkräfte zu finden – sowohl auf Seiten von Berufswechslern als auch bei -einsteigern. Das neue Stellenportal setzt ein Signal – und will der Geoinformationswirtschaft dabei helfen, das dringend benötigte, hochqualifizierte Personal zu identifizieren, um die an die Branche gestellten Ansprüche bedienen zu können.
Klar ist: der Fachkräftemangel ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Aktuellen Umfragen der Bertelsmann-Stiftung zufolge geben zwei Drittel aller befragten Unternehmen an, Engpässe zu haben. Die Studie zeigt, dass das Problem weit größer ist als bisher angenommen. Die Ursachen liegen nicht in der aktuellen Pandemie, sie sind die Folge einer langjährigen Entwicklung.
Verlust der Branchen-Knowhows
Weiterer Faktor ist die demographische Alterung. Viele etablierte Arbeitskräfte gehen in den Ruhestand, dieser Knowhow-Verlust wird aber erst in ein paar Jahren richtig wirksam. Ab Mitte des Jahrzehnts gehen große Teile der Babyboomer-Generation in Rente. Diese Altersgruppe hat in der Geoinformationswirtschaft beginnend in den 1980er Jahre wichtige Aufbauarbeit geleistet, weshalb der Effekt hier nochmal stärker sein dürfte. Das gilt nicht nur für die Technologieanbieter, sondern vor allem auch für Kommunen und Behörden. Laut der Unternehmensberatung McKinsey scheidet allein im Öffentlichen Dienst, in dem die Geoinformatik fest verankert ist, bis ins Jahr 2030 jeder Dritte aus dem Erwerbsleben aus. Brancheninsider bemängeln, dass die Öffentliche Hand dem kommenden Knowhow-Verlust kaum nachhaltig begegnet ist.
Ähnlich verhält es sich bei den IT-Spezialisten allgemein. Auch dort herrscht Mangel, der sich nach Angaben des Brachenverbandes BITKOM zwar unter dem Eindruck der Corona-Krise verringert, aber weiterhin auf hohem Niveau liegt. Ende 2020 waren quer durch alle Branchen 86.000 Stellen für IT-Experten frei. Das ist der zweithöchste jemals gemessene Wert seit Ersterhebung 2011, so die Studie zum Arbeitsmarkt. Die Personalsuche kostet auch immer mehr Zeit. Im Durchschnitt dauert es sechs Monate, eine offene IT-Stelle zu besetzen, vor zwei Jahren waren es fünf Monate.
Gesamtgesellschaftliche Problematik
Deutschland ist ein Land der Erfinder, Techniker und Ingenieure. Um den Sprung in das IT-Zeitalter zu schaffen, schaffen die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie) die wichtigste Qualifikationsbasis. Paradoxerweise spiegelt sich dies nicht in den Hochschulen. Dort sind beispielsweise die Abbrecherquoten immer weiter gestiegen. Nach offiziellen Statistiken begannen 508.689 junge Männer und Frauen zum Wintersemesters 2019/2020 erstmals ein Studium an einer deutschen Hochschule, rund 150.000 davon erreichen aber einen Abschluss nicht. Vor der Corona-Pandemie lag die Zahl der Studienabbrecher im Durchschnitt bei 27 Prozent (Fachhochschulen) beziehungsweise 32 Prozent (Universitäten) – Tendenz steigend. Bei den MINT-Fächern liegt sie mit rund 40 Prozent sogar noch höher.
Universitäten beobachten zudem ein sukzessives Absinken der mathematischen Kenntnisse von Abiturienten. Inzwischen haben sich verschiedene Auffrischungskurse und Mathematik-Grundvorlesungen bei den technischen Fächern etabliert, um diese Lücke aufzufüllen. Da bei diesen Grundlagen auch Trigonometrie und abstraktes Vorstellungsvermögen betroffen sind, schlägt diese Entwicklungen auf die Geoinformatik besonders hart durch.
Wachstumsmarkt Geo-IT
Unternehmen aus der Geoinformationsbranche haben sehr unterschiedliche Anforderungen an das Qualifikationsprofil ihrer Mitarbeiter. Je näher sie thematisch den rein geografischen Themen sind, wie es etwa in der amtlichen Vermessung oder im Umfeld des Katasterwesens ist, desto mehr des tradierten Grundlagen-Knowhows an Geodäsie und Geographie sind gefordert. Die Wachstumsmärkte der Geoinformatik liegen aber nicht in diesem Bereich, sondern in der vertikalen-, branchen- und anwendungsbezogenen Integration mit Raumbezug in die IT, die sogenannte Geo-IT. Systemhäuser aus diesem Gebiet wachsen auch während der Pandemie-Zeit enorm. Die con terra GmbH beispielsweise hat seit Corona-Beginn etwa 40 neue Mitarbeiter gewonnen. „In der Regel benötigen wir Informatiker, die jeweilige Branchenkenntnisse und Domainwissen mitbringen“, so Uwe König, Geschäftsführer des Unternehmens. Wichtig seien Datenbankwissen, Data-Science allgemein und grundlegendes Verständnissen von Geschäftsmodellen und Grundlagen der jeweiligen Anwendungsbranchen. König wünscht sich daher eine stärkere Grundlagenausbildung bei der Geoinformatik, auf dessen Basis dann Fachwissen aufgebaut werden könne. An dieser Stelle warte auch für die Hochschulen noch viel Arbeit.
Immer mehr neue Mitarbeiter kämen aus dem Ausland, da die Nachfrage aus dem Inland bei weitem nicht bedient werden könne. Wichtig sind internationale Studiengänge. Im Geo-Bereich werden internationale Master-Studiengänge etwa im Rahmen von Erasmus-Mundus angeboten. Dabei handelt es sich um hochrangige, integrierte Studienprogramme, die von Hochschuleinrichtungen aus unterschiedlichen Ländern konzipiert und durchgeführt werden. Da sie im Rahmen von Erasmus+ in Form von Stipendien finanziert werden, bieten sie vor allem internationalen Studierenden die Möglichkeit, in Europa eine Hochschulausbildung zu absolvieren.
Internationale Hochschulabsolventen sind gefragt
Das Studium muss mindestens zwei Studienaufenthalte in zwei Ländern umfassen. Konkret im Umfeld der Geoinformatik gibt es den Copernicus Master in Digital Earth (CDE). Er wendet sich an Absolventen von Studiengängen im Bereich Fernerkundung und Geoinformatik und wird von drei Universitäten angeboten: Der Universität Salzburg, der Palacký-Universität in Olmütz (Tschechien) und der Universität der Südbretagne in Frankreich. Studenten erhalten neben finanzieller Unterstützung auch ein Visum, um den Jobeinstig zu erleichtern. „Wir konnten in der Vergangenheit wenigsten einige neue Mitarbeiter aus den internationalen Erasmus-Absolventen gewinnen, ansonsten sähe es aus Unternehmenssicht wirklich schlecht aus“, so Jörg Schäfer von der IABG GmbH aus München. Daneben gibt es noch weitere Erasmus-Studiengänge mit starkem Geo-Bezug, etwa in den Bereichen Forst, Agrar oder Hochwasser.
Die Suche nach neuen Mitarbeitern wird zudem durch das altersbedingte Ausscheiden der Angestellten befeuert. Viele Unternehmen der Branche, die ab Beginn der 1990er Jahre stark gewachsen sind, verlieren gerade jene Mitarbeiter, die die Branche mit aufgebaut und viel Knowhow akkumuliert haben. Derzeit ist es durch den Digitalisierungsschub der Pandemie bereits üblich, dass geplante Projekte aufgrund von Personalmangel verschoben werden müssen, beziehungsweise erst gar nicht an Ausschreibungen teilgenommen werden kann.
Vor diesem Hintergrund richten sich viele Appelle auch an das Eigen-PR der Geoinformationswirtschaft. Die kartografische und räumliche Darstellung von Wissen und Statistiken ist vor dem Hintergrund modernen Datenengineerings noch lange nicht ausgeschöpft. Egal ob umweltbezogene, soziodemographische oder technische Informationen – eine raumbezogene Darstellung macht komplexe Sachverhalte einfacher und attraktiver. „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, diese Metapher ist aktueller denn je. Und eine Karte erst recht. Genau diese Botschaft scheint noch nicht weit genug zum akademischen Nachwuchs vorgedrungen zu sein. (sg)