Die Österreichische Hagelversicherung (ÖHV) bietet als Spezialversicherer für den Agrarsektor Satellitendaten für die Überwachung des Pflanzenwuchses an.
Unwetter wie Hagel, Frost, Dürre oder Überschwemmung habe einen großen Einfluss auf die Ernteerträge in der Landwirtschaft. Gerade bei großen landwirtschaftlich genutzten Flächen ist es schwierig, den Zustand der Äcker vollständig zu beurteilen. Daher greifen immer mehr Landwirte für die Überwachung ihrer Felder und die Beurteilung der Pflanzengesundheit auf Satellitendaten zurück. Ein großer Anbieter solcher Datendienste ist die Österreichische Hagelversicherung (ÖHV), die sich seit 1947 auf die Versicherung gegen Naturkatastrophen spezialisiert hat. Als Spezialversicherer für die Agrarbranche bietet das Unternehmen seinen Mitgliedern ein satellitengestütztes Monitoring für ihre Agrarflächen, damit diese den Pflanzenwuchs auf den Feldern über die gesamte Vegetationsperiode hinweg beobachten können. Diese Informationen sollen es Landwirten ermöglichen, ihren Betriebserfolg zu steigern und das Risiko von Unwetterfolgen besser zu managen oder sogar zu vermindern.
Daten zum Pflanzenwachstum
Die reinen Satellitendaten stammen vom Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Über die European Space Agency (ESA) können diese Daten als Open Data kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden. Die ÖHV bereitet diese Daten zweckorientiert für ihre Kunden aus der Landwirtschaft auf. „Das Ziel ist es, ein Instrument bereitzustellen, das den Unternehmenserfolg eines Betriebes steigert und Landwirte auf dem Weg zur Landwirtschaft 4.0 unterstützt“, sagt Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. „So ist es durch unseren neuen Satellitenservice erstmals in Österreich möglich, dass der Landwirt alle fünf Tage aus der Vogelperspektive die Unterschiede im Pflanzenwuchs erkennt, das Wachstum auf verschiedenen Feldstücken vergleichen beziehungsweise den Pflanzenwuchs während der gesamten Vegetationsperiode beobachten kann, um gezielt Maßnahmen zu setzen. Das Projekt steht aber erst am Beginn einer Vielzahl von nutzenbringenden Anwendungsmöglichkeiten die in Zukunft aufkeimen werden“, erklärt Kurt Weinberger die Vorteile und die weiteren Perspektiven des Satellitenservice. Versicherte Landwirte können den Satellitenservice der Österreichischen Hagelversicherung über www.hagel.at mit ihren Zugangsdaten nutzen.
Bildanalyse
Die Beobachtung der Erdoberfläche mittels Satelliten und die von dort übermittelten präzisen Daten zum Pflanzenwachstum werden für unterschiedliche praktische Anwendungen benötigt. So können Landwirte und landwirtschaftliche Betriebe anhand von Daten zum Pflanzenwuchs beispielsweise den Einsatz von Betriebsmitteln und Bewässerung optimieren. Dazu werden zunächst die Bilddaten analysiert, um das Pflanzenwachstum zu bestimmen. „Die Grundlage der Darstellung ist ein Vegetationsindex (Normalized Differential Vegetation Index – NDVI), der aus den Satellitendaten berechnet wird“, erklärt Dipl.-Ing. Nikolaus Neugebauer, Satellitenexperte von der Abteilung für Meteorologie und Geoinformation der Österreichischen Hagelversicherung. „Anhand der Einfärbung sieht man die Unterschiede im Pflanzenwuchs der jeweiligen Region. Je grüner desto stärker ist der Pflanzenwuchs, je mehr die Farbe ins Braune und Beige übergeht, desto weniger Wuchs ist vorhanden. Weiße Flächen im Bild zeigen Wolken an, diese verdecken die Felder und verhindern somit die Sicht vom Satelliten auf das Feldstück. Zusätzlich kann über eine Diagrammfunktion der Verlauf des Pflanzenwuchses während der letzten Monate dargestellt werden.“
Copernicus oder Landsat?
Die Vorteile der europäischen Satelliten gegenüber den ähnlichen amerikanischen Satelliten Landsat erklärt Dr. Josef Aschbacher, Direktor für Erdbeobachtungsprogramme der Europäischen Weltraumbehörde ESA: „Sentinel 2 ist ein neuer Erdbeobachtungsprogramm-Satellit, der zum Copernicus-Programm der EU gehört und dessen Aufnahmen im fünf-Tagesrhythmus mit einer Auflösung von zehn Metern den Globus darstellen. ‚Landsat 8‘ der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA bietet eine Auflösung von 30 Metern. Unsere Bilder ergeben daher genauere Informationen. Europa ist heute in einigen Programmen weltweit führend. Aber wir müssen der europäischen Wirtschaft weiterhin helfen, um mit amerikanischen Unternehmen mithalten zu können, vor allem im Bereich der automatisierten Analyse von großen Datenvolumen.“