Stonex erweitert sein Produktportfolio in Richtung 3D-Datenerfassung. In Kombination mit GNSS können so auch Lösungen entstehen, die in rauen Umgebungsbedingungen wie auf Baustellen gut funktionieren.
Ein Smartphone als Vermessungsgerät zu nutzen, ist sicher eine feine Sache. Aber funktioniert der fragile Alleskönner auch im rauen Arbeitsalltag. Wenn es mal handfest und schnell zugehen muss und ein Messgerät dem robusten Alltag trotzen muss. Und liefert eine iPhone-basierte Anwendung die notwendige Genauigkeit für Geoinformationssysteme? Um diese Anforderungen unter einen Hut zu bringen, hat Stonex, italienischer Spezialist für Vermessungsgeräte, weitere Softwarelösungen angebunden.
Neu ist zum Beispiel der iOS-Connector NTRIP-STX, eine Auftragsentwicklung der stonex.de, mit dem der S580-GNSS-Receiver mit einem Apple-Gerät verbunden werden kann. Mit NTRIP-STX werden die RTK-Korrekturdaten über die Internetverbindung des iOS-Devices empfangen. Folglich können diese Daten auf der Betriebsplattform und den darauf laufenden Applikationen verwendet werden. „Das eröffnet ein großes Potenzial für iOS-basierte B2B-Anwendungen“, sagt Thomas Schmitt von der deutschen STONEX-Niederlassung.
Der preisgünstige Empfänger beherbergt auf seinen gerade einmal 8 mal 14 Zentimetern ein spezielles L1/L2 GNSS-Board, mit dem unter Nutzung von Korrekturdaten eine Genauigkeit von wenigen Zentimetern in Abhängigkeit von den Umgebungsbedingungen erreicht werden können. Mit IP-Schutzklasse 67 (Gesamtgewicht 350 Gramm) ist er sehr robust.
GNSS + Augmented Reality
Beispiel für eine konkrete Anwendung ist die Smartphone-basierte Lösung GeoAce der ITS Geo GmbH, die auch mit dem S580 erhältlich ist. GeoAce beinhaltet ein Augmented Reality (AR)-basiertes Positionierungsverfahren, bei dem photogrammetrische 3D-Punktwolken mit der Kamera des iPhones in hoher Genauigkeit erstellt werden. Sie liefert relative Genauigkeiten von 5 bis 10 Zentimetern und richtet sich an Anwendungen wie etwa die Hausanschlussvermessung im Versorgerbereich (BUSINESS GEOMATICS berichtete).
Der S580 kann als Option hinzugenommen werden, um so Genauigkeit und Wirtschaftlichkeit der Messungen zu steigern. „Wenn bei den Vermessungsdaten auch hohe absolute Genauigkeiten gefordert sind, dann erweist sich die Ergänzung des GeoAce mit dem Stonex S580 als Lösung mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis“, so Schmitt. Denn Nutzer können ohne zusätzliche Vermessungsleistungen – wie etwa die Bestimmung von Passpunkten – eine 3D-Bestandsdokumentation durchführen, die in Sachen Lagegenauigkeit der branchentypischen Anforderung der „Spatenbreite“ genügen. „Der optimale, weil wirtschaftlichste Booster für GIS-Daten“, ist Schmitt überzeugt.
STONEX Kompetenzzentrum
STONEX hat in Deutschland inzwischen eine Reihe von Partnern und Niederlassungen. Neu ist auch ein Kompetenzzentrum in Kassel, das gemeinsam mit der AI-Survey GmbH betrieben wird. Dort können die Produkte live getestet und vorgeführt werden. Die Geräte können auch vor Ort gemietet werden. Zudem wird das Leistungsspektrum der Drohnentechnologie dargestellt, auf das die AI-Survey unter anderem spezialisiert ist.
Durch den neuen iOS-Connector, der auch als autarke App verfügbar ist, können Softwareentwickler also problemlos das Hochleistungs-GNSS in jegliche Anwendungen integrieren. Für Android bietet Stonex einen entsprechenden Konnektor schon seit längerem – mit der iOS-Variante gibt es nun maximale Plattform-Flexibilität für Anwender. Mit der Kombination von Konnektor und Photogrammetrie-App gewinnt der Anwender maximale Flexibilität beim Messen und jeglichen Empfangsbedingungen, was Satellit oder Internet (Mobilfunk) betrifft. Die Lösung fügt die jeweils vorhandenen Sensordaten intelligent zusammen, ähnlich etwa einem Navigationsgerät, dass bei Wegstrecken bei fehlendem GNSS-Daten über bordinterne Sensoren „überbrücken“ kann. „Einige tradierte Regeln der Vermessung gelten dann einfach nicht mehr“, so Schmitt, da sich zum Beispiel Messfehler in der internen Bearbeitung selbst korrigieren und so früher übliche Folgefehler bei Polygonzügen korrigieren. Einfach bestimmte Punkte (sogenannte tote) Polygonzüge beispielsweise, in der klassischen Vermessungsschule noch strikt verpönt, können so problemlos durchgeführt werden.
„Die geforderten Genauigkeiten entstehen auch dann, wenn der Nutzer intuitiv per Smartphone durch den Messraum schreitet, sogar mit kompletten 3D-Aufmaß“, beschreibt Schmitt. Vorausgesetzt, die Smartphone-Anwendung nutzt die Daten des integrierten GNSS-Empfängers. „AR–Verfahren oder photogrammetrische Daten allein liefern zwar für viele brauchbare, relative Genauigkeiten, aber eben ohne die im GIS meist geforderte Lage“, so Schmitt.
SLAM bis 120 Meter: Neue Produkte im 3D-Bereich
Das Unternehmen Stonex ist am Markt bekannt für sein umfangreiches Programm an GNSS-Receivern für den professionellen Bereich, wobei das Unternehmen immer wieder auf die Preis-Leistungsverhältnis im Marktvergleich verweist. Der S580 beispielsweise wird in Online-Shops zum Einzelpreis von knapp über 3.000 Euro netto angeboten.
Das Unternehmen setzt seine Strategie der Preisführerschaft auch in anderen Gerätegattungen fort. So gibt es seit Herbst letzten Jahres mit dem STONEX X150 auch einen robusten Scanner für Vermessungen bis zu einer Reichweite von 150 Meter. Der X150 wird mit einer eigenen Verarbeitungssoftware geliefert und ist außerdem mit den Programmen Stonex Cube-scan und Stonex Reconstructor kompatibel, mit denen topografische Geländeaufnahmen oder Raumpläne erstellt werden können. Eine integrierte panoramatische HDR-Kamera liefert dabei auch die Farbwerte für die 3D-Punktwolke.
Mit dem Stonex Xh120 gibt es zudem eine eigenständige 3D-Laserscanner-basierte SLAM-Lösung. Das SLAM-Verfahren (Simultaneous Localization and Mapping), das im Bereich der Robotik und dort bei der Orientierung von autonom fahrenden Fahrzeugen in unbekannten Gebieten entwickelt wurde, liefert 3D-Modelle sehr schnell und in guter Genauigkeit, ohne das eine Orientierung in Form von GNSS oder anderen Messsensoren nötig wäre. Aufgrund der Echtzeitverarbeitung der Daten sieht der Nutzer, während er das Messgerät durch den Raum führt, die 3D-Punktwolke am Display wachsen und hat so das unmittelbare Feedback für den SLAM-Prozess. In der Regel sind die am Markt verfügbaren Geräte für kurze Distanzen ausgelegt, der XH 120 besitzt jedoch eine Reichweite von 120 Metern und ist demnach prädestiniert für klassische Vermessungsaufgaben. „Damit sind auch smarte Mobile Mapping-Systeme light realisierbar, wir haben zum Beispiel einen XH 120 auf einen eScooter montiert, womit etwa Straßen- oder Verkehrsräume erfasst werden“, beschreibt Schmitt.
Schwimmende Vermessung
Eine weitere Multisensorik aus der STONEX-Schmiede ist der Nemo 110-USV, quasi ein Mobile-Mapping-Gerät schwimmender Art. Das etwa 1,20 Meter lange unbemannte Boot hat ein Singlebeamecholot integriert und kann so den Grund von Gewässern (Bathymetrie), Bewuchs oder bauliche Infrastruktur unter Wasser erkennen. Besonderheit ist unter anderem, dass das Boot über strömungsbasierte Antriebe (anstatt Propeller) funktioniert und demnach auch in flachen Gewässern problemlos fahren kann. Da das Boot nur 15 Kilogramm wiegt, kann es zudem einfach transportiert werden. Auf dem NEMO ist nicht nur ein GNSS-Sensor (S900) für lagegenaue Messwerte installiert, er besitzt auch eine Panorama-Kameraund eine zusätzliche Antikollisionseinheit. Dies ebeiden Sensoren garantieren einen stetigen Sicherheitsaspekt während der Echolotmission. (sg)