Das Forschungsprojekt SIRENE der Frankfurt UAS entwickelt eine Rettungs-Suite zur Personenbergung in Waldgebieten. Damit soll die Bergung und Versorgung verletzter Personen erleichtert werden.
Knapp ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist von Wald bedeckt. Solche Forstgebiete tragen nicht nur zur wirtschaftlichen Stabilität des Landes bei, auch ihre Bedeutung als Ort der Freizeitgestaltung wächst kontinuierlich. Die logische Folge: Das Risiko, sich bei Aktivitäten wie dem Wandern, Radfahren oder Klettern zu verletzen, steigt immens. Das könnte zum Problem für Rettungskräfte werden, da Rettungseinsätze in Wald und Naturflächen durch die Vegetation deutlich erschwert werden – und es für Betroffene so zu Verzögerungen kommen kann.
Basierend auf GIS

Unfälle im Wald können für Betroffene schwerwiegende Folgen haben, da die Vegetation Rettungseinsätze deutlich erschwert. Abhilfe soll das Forschungsprojekt SIRENE der Frankfurt UAS schaffen. Foto: pixabay (hansbenn)
Vor diesem Hintergrund hat die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Kooperation mit dem Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF), der NavLog GmbH und der Hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (HCBG) ein neues Forschungsprojekt gestartet. Ziel des Projekts „Sicherheit und Rettung in Natur und Erholungsräumen mithilfe navigationsgesteuerter Prozessketten” (SIRENE) ist, eine telematisch gestützte und prozessgesteuerte Rettungsketten- Suite zu entwickeln, bereitzustellen und zu verbreiten. So soll es Rettungskräften und anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) ermöglicht werden, den Einsatzort ohne Verzug zu erreichen.
„Für die Einleitung und Steuerung konkreter Maßnahmen zur Rettung verunfallter Personen oder die Steuerung und Überwachung des gesamten Prozesses einer Rettung gibt es bislang keine umfassende nachhaltige Lösung. Diese Lücke im System zu schließen ist dringend erforderlich”, erklärt Prof. Dr. René Thiele, Professor für Geoinformatik an der Frankfurt UAS. „Mit SIRENE soll der gesamte Workflow von der Meldung eines Vorfalles über die Koordinierung der Einsatzkräfte und -mittel bis zum Rettungseinsatz, der Erstversorgung sowie dem Monitoring und der Dokumentation abgebildet werden”, führt Thiele aus. Grundlage von SIRENE ist die Nutzung interaktiver und mobiler Geoinformationssysteme (GIS) sowie die umfangreiche Verwendung verfügbarer Geobasisdaten, verknüpft mit Fachdaten und Echtzeitinformationen im Bereich des Rettungs-Managements.
Drei Anwendungen, ein Ziel
Insgesamt werden im Rahmen des Forschungsprojekts drei Anwendungen entwickelt und bereitgestellt. Die Lokalisierung verunglückter Personen per GPS wird über die kostenfreie „Rettungs-App“ übernommen. Zudem stellt die App ein Formular zur Unfallmeldung bereit. Auch kann sie Mobiltelefone über die Einwahlknoten im GSM-Netz (Global System for Mobile Communications) lokalisieren und deren Standort per SMS übertragen. Als zentrale Steuerungskomponente fungiert eine Rettungs-Suite, die als Web- und Desktopvariante in den Einsatzleitstellen aktiv ist. Sie übernimmt die Koordination von der Unfallmeldung bis zum Rettungseinsatz. Komplettiert wird das Forschungsprojekt durch den „Rettungslotsen“, der den konkreten Noteinsatz steuert. Er wird als mobile App entwickelt und umfasst im Kern die Routenführung des Rettungswagens zum Einsatzort. Zudem ist er über Web-Dienste an die Rettungs-Suite gekoppelt und wird über diese kontinuierlich mit Lageinformationen versorgt.

Insgesamt drei Anwendungen wurden im Forschungsprojekt SIRENE
von der Frankfurter UAS entwickelt und bereitgestellt. Quelle: Frankfurt UAS
SIRENE ergänzt die bereits bestehende „Rettungskette Forst“ der Kooperationspartnerin NavLog, deren Datenbank von Rettungspunkten in Hessen, Bayern, Niedersachsen, Saarland und Schleswig-Holstein für das Forschungsprojekt zur Verfügung gestellt wird. So sollen alle notwendigen Hilfeleistungen, um verletzte Personen im Wald zu bergen und zu versorgen, vorbereitet werden können. SIRENE wird im Rahmen von Hessen ModellProjekte mit Mitteln der Landes-Offensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) mit rund 340.000 Euro über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert.