Der ALIZ-Dienst wird in das BIL-Portal integriert. Die Bauwirtschaft erhält somit ein Portal, bei dem mit einer Bauanfrage eine große Reichweite erzielt wird. Doppelanfragen werden damit überflüssig.
Die Unternehmen ALIZ GmbH & Co. KG und BIL eG haben im Rahmen einer Veranstaltung am 18. Juni 2019 in Ratingen eine umfassende Zusammenarbeit bekannt gegeben. In Zukunft soll die ALIZ-Leitungsanfrage in das deutschlandweite Auskunftsportal für Bauanfragen BIL integriert werden. Nutzer, die ihre Anfrage im BIL-Portal stellen, können dann per Knopfdruck entscheiden, ob sie den kostenpflichtigen ALIZ-Mehrwertdienst beauftragen wollen. Die BIL-Anfrage ist kostenlos und erreicht derzeit die 78 bei BIL registrierten Leitungsbetreiber. Der seit 1998 bestehende ALIZ-Dienst wird von den Anfragenden bezahlt und erreicht alle in einer speziellen Datenbank registrierten Netzbetreiber. Dort sind nach Angaben des Unternehmens derzeit 12.000 Leitungsnetzbetreiber aus zwölf Bundesländern hinterlegt. „Wir freuen uns, den nach unseren Marktanalysen bestmöglichen Partner zur Erzielung einer hohen Anfragequalität und weitestgehend vollständiger Rechercheergebnisse gefunden zu haben”, sagt Jens Focke, Vorstand der BIL eG.

Jens Focke (li.) und Dr. Eugen Dempfle begrüßen die Partnerschaft. Foto: sig media
Der Anfrageprozess von ALIZ soll ab Mitte Juli im BIL-Portal zur Verfügung stehen. Ab dem 01.01.2020 ist geplant, den bisherigen Anfrage-Zugang über das ALIZ-Portal abzuschalten. Anfragende Firmen kommen dann also mit einer einzigen Bauanfrage aus und können, wie die Unternehmen betonen, damit theoretisch alle potenziell betroffenen Leitungsbetreiber erreichen. De facto biete die Kooperation dem BIL-Vorstand zufolge die „bestmögliche Vollständigkeit, die derzeit erreicht werden kann.“ Das ist den Partnern wichtig, denn beide Unternehmen sehen in der Vereinheitlichung der Leitungsauskunft eine wesentliche Voraussetzung für größere Sicherheit im Leitungsbetrieb sowie die Verbesserung von Prozessen in einer volkswirtschaftlichen Perspektive.
Derzeit sieht die Situation in Deutschland bei Portalen für Auskunft und Recherche noch eher unübersichtlich aus. „Wir kennen derzeit rund 200 Portale, die jeweils Anspruch auf regionale oder gar bundesweite Reichweite haben“, erläutert Dr. Eugen Dempfle, Geschäftsführer von ALIZ. Entsprechende Unsicherheit herrscht bei den Anfragenden. „Wir haben mit der neuen Partnerschaft auch auf unsere Kunden reagiert, die eine einheitliche Struktur und mehr Übersicht bei den Auskunftsportalen wünschen“, so Antje Bommhardt, ALIZ. Jens Focke hofft zudem, dass eine einheitliche Leitungsauskunft dazu beitragen könne, die Kosten und Planungszeitläufe für Infrastrukturprojekte zu senken.
Modernisierung des Prozesses
Im Zuge der Kooperation wird auch der ALIZ-Prozess angepasst. Bis Anfang nächsten Jahres soll die Anfrage einheitlich nach dem BIL-Verfahren erfolgen, bei dem die Baustelle als Polygon in einer Karte eingetragen wird. Die Eingabe der Baustelle innerhalb des bisher bei ALIZ üblichen rasterbasierten Quadranten (Kästchen) entfällt, anstatt dessen werden auch polygonale Darstellungen verarbeitet. „Die Integration des Prozesses ist ein weiterer Vorteil für den Nutzerkomfort und die Effizienz“, freut sich Dempfle, der darüber hinaus weitere Synergiepotenziale für die Bauwirtschaft sieht.
Veränderungen sind auch an der ALIZ-Datenbank geplant, die das Kernstück des Dienstes ist. Sie geht nach Angaben des Unternehmens weit über öffentliche Informationen, wie etwa die INSPIRE-Dienste oder die TÖB-Listen, die von Kommunen geführt werden und gegebenenfalls auch online zu finden sind, hinaus. „Diese sind für die Leitungsauskunft nur bedingt ausreichend“, sagt Dr. Thomas Beisch von ALIZ. „Wir wollen aber die Synergien aus der Kooperation nutzen und die Datenbank noch weiter verbessern“, so der Technische Leiter. Ab Ende 2020 soll ALIZ dann alle 16 Bundesländer abdecken.
Nutzen für Beteiligte

ALIZ und BIL hatten bei der Vorstellung der Partnerschaft in Rating einige Experten eingeladen. v.l.: Jens Focke (BIL), Antje Bommhardt (ALIZ), Markus Heinrich (Wolter Hoppenberg), Dr. Thomas Beisch (ALIZ), Thomas Hönighaus (STRABAG), Markus Pier (R.& R. Heming), Henning Stegemerten (Gasunie), Mike Meyer (Verband Sicherer Tiefbau), Dieter Schaffaff (Gütergemeinschaft Leitungstiefbau). Foto: sig media
„Das Kooperationsmodell generiert Nutzen und Vereinfachung sowohl für den Betreiber als auch für den Anfragenden“, so Dempfle. Die Bauwirtschaft erhalte ein Werkzeug zur Beschleunigung des Bauanfrageprozesses, gleichzeitig ließen sich Leitungsschäden durch Tiefbaumaßnahmen nun noch zuverlässiger vermeiden. Dass daran Bedarf besteht, hat beispielsweise eine Untersuchung von BIL ergeben, der zufolge lediglich 20 Prozent der Leitungsbetreiber eine digitale Online-Eingabemaske für die Leitungsanfrage anbieten. „Das zeigt deutlich, wie schwierig es nach wie vor ist, eine Auskunft zu erhalten und wie wenig die Vorzüge der Digitalisierung derzeit noch ausgeschöpft werden“, so Focke.
Auch die BIL-Mitglieder sollen profitieren. „Die Zusammenarbeit zwischen BIL und ALIZ führt bei uns zu spürbarer Aufwandsreduktion und erheblicher Effizienzsteigerung, da wir zukünftig die Bearbeitung einer Vielzahl von Doppelanfragen auf unserem bundesweiten Leitungsnetz vermeiden können. Die Standardisierung der Leitungsauskunft in Deutschland erreicht damit ein zukunftweisendes Niveau“, sagt Christoph Ketteler, Leiter Leitungsrechte und -dokumentation bei der GASCADE GmbH, einem Genossenschaftsmitglied der BIL eG.
Bauwirtschaft begrüßt Kooperation
Auch Vertreter der Bauwirtschaft äußerten sich auf der Veranstaltung positiv zu der geplanten Integration der beiden großen Anfrageportale, denn auch viele Baufirmen wünschen sich mehr und bessere Inhalte bei der Leitungsauskunft sowie schlankere Prozesse. Aktuell kosten Aufbruchgenehmigungen und Leitungsrecherche enorm viel Zeit und verlängern so den Planungsvorlauf. Außerdem sind viele Leitungen und Betreiber schlicht nicht bekannt beziehungsweise schwierig zu recherchieren – so etwa im Zuge des Netzanschlusses von Biogas- oder Windkraftanlagen oder beim Breitbandausbau. Nun soll der Bauwirtschaft ein zentraler Anfragepunkt („Single-Point-of-Entry“) mit standardisierten Funktionen und Verfahren geboten werden.
„Aus Sicht der Bauwirtschaft, so einige Veranstaltungsteilnehmer, ist die Kooperation zwischen ALIZ und BIL sehr zu begrüßen”, sagt Dr. Burk- hard Siebert, Hauptgeschäftsfüh- rer Bauindustrieverband Hessen- Thüringen e.V. Auch Susanne Hake, Geschäftsführerin Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e.V., freut sich über die Initiative der Unternehmen. „Es muss die Möglichkeit bestehen, mit einer Anfrage alle Leitungsbetreiber zu erreichen. Wenn das erreicht ist, ist die Nutzung eines solchen Systems durch die Bauausführenden noch mehr von Vorteil.“ (sg)