Der österreichische Flugzeugbauer Diamond Aircraft Industries hat vor über zwei Jahren die DA62 SurveyStar auf den Markt gebracht, die insbesondere durch den vergleichsweise niedrigen Kraftstoffverbrauch und die lange Flugzeit überzeugt.
Als der österreichische Flugzeugbauer Diamond Aircraft Industries im Sommer 2020 sein neues Vermessungsflugzeug DA62 SurveyStar am Markt präsentierte, schien die gesamte Luftbildvermessungsbranche gespannt auf die ersten Schritte zu warten. Die Erwartungen waren hoch: das Vermessungsflugzeug sollte nicht weniger schaffen, als Effizienz und Vielseitigkeit der Luftbildvermessung für die Branche zu vereinen und auf einen neuen Level zu heben. Nun, über zwei Jahre nach Markteinführung, kann ein erstes Fazit gezogen werden.
Als Erstkunde – und somit gewissermaßen als Testkandidat für das neue Flugzeug – fungierte die GeoFly GmbH aus Magdeburg. Das Unternehmen, das sich auf nationale und internationale Bildvermessungsflüge spezialisiert hat, benötigte eine Lösung für Flugprojekte in mittleren und niedrigen Höhen, bei denen GeoFly damals an seine Effizienzgrenzen stieß. Zumal die geforderte 50-Stunden-Wartung in Kombination mit dem hohen Wartungsaufwand für ältere Flugzeuge und der schlechten AvGas (Aviation Gasoline; Fachausdruck für den Kraftstoff Flugbenzin)-Situation außerhalb Deutschlands zu einer zunehmenden Komplexität der Vermessungsflüge und damit zu höheren Kosten führte.
„Dies alles veranlasste uns damals dazu, nach Alternativen auf dem Flugzeugmarkt Ausschau zu halten“, berichtet Aicke Damrau, Geschäftsführer der GeoFly GmbH. „Als einzige wirkliche Lösung haben wir dann die DA62 SurveyStar identifiziert, da sie wesentlich längere Wartungsintervalle sowie einen geringeren Treibstoffverbrauch bietet und sehr niedrige Betriebskosten aufweist.“ Dabei überzeugten auch die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des Flugzeugs, so Damrau: „Die DA62 ist vielseitig einsetzbar, da wir sie einerseits mit einer großen Bandbreite an Geschwindigkeiten betreiben können (zwischen 166 und 361 km/h) und sie andererseits auch mit Jet Fuel betankt werden kann. Der niedrige Verbrauch der SurveyStar von nur rund 40 Litern pro Stunde ist ein weiterer wichtiger Punkt, der die Effizienz der Flugmission steigert.“
Individuelle Kundenwünsche
Herstellerseitig umfasst die Konfiguration der SurveyStar ein Multi-Sensor-System für die Vermessung. In die Bughalterung kann dabei ein luftgestützter LiDAR-Laserscanner wie z.B. die RIEGL VQ-780-Serie integriert werden. Außerdem kann im Sensorloch noch eine Großformatkamera wie etwa die Ultracam Serie von Vexcel in Kombination mit Stabilisierungskomponenten der Thüringer Firma SOMAG sowie einem Flight Management System von IGI installiert werden. Die Vermessungsgeräte können jedoch auf Kundenwunsch individuell angepasst werden, womit auch fast alle gängigen Produkte von Phase One oder Hexagon verbaut werden können.
„Als Erstkunde konnte uns GeoFly Feedback und Änderungswünsche mitteilen, welche direkt in die Weiterentwicklung der SurveyStar eingeflossen sind“, berichtet Mario Spiegel, Sales Manager, Special Mission Division bei Diamond Aircraft Austria. So formulierte GeoFly den Wunsch, eine Lösung der Ultracam Osprey-Serie in die SurveyStar zu integrieren. „Das galt auch für die neue Ultracam Osprey Version 4.1, die normalerweise auf Turboprop-Flugzeuge montiert wird“, so der Diamond Aircraft-Sales Manager.
Zudem zeigt das Flugzeug Stärken in den Punkten Ausdauer, Autonomie und Effizienz. So weist die SurveyStar laut Diamond Aircraft eine Flugdauer von 7:17 Stunden auf. „Der Treibstoff würde aber auch für fast zwei weitere Stunden reichen, was zu einer maximalen Gesamtausdauer von 8:20 Stunden sowie weiteren 45 Minuten Reserve führt“, betont Spiegel, der ausführt: „Aufgrund des niedrigen Treibstoffverbrauchs der Austro Engine Jet-Fuel-Motoren ist die Effizienz außerdem so gut, dass die SurveyStar in hohen und schnellen Missionen auch mit turbinengetriebenen Flugzeugen mithalten kann – vorausgesetzt das Erfassungsfenster ist groß genug.“ Darüber hinaus kann die SurveyStar Vermessungsmissionen mithilfe eines dreiachsigen digitalen Autopiloten fast vollständig autonom fliegen, wodurch „selbst sehr lange Flugmissionen für die Besatzung weniger anstrengend werden“, führt der Sales Manager aus.
Flottenaufbau bei GeoFly
Im Frühjahr dieses Jahres gab Diamond Aircraft außerdem bekannt, weitere zwei SurveyStar an GeoFly auszuliefern. Dass sich das Magdeburger Unternehmen als Erstkunde innerhalb nur eines Jahres dazu entschied, weiter in das österreichische Fluggerät zu investieren, wertet Spiegel als gutes Zeichen: „Die Entscheidung von GeoFly, die eigene SurveyStar-Flotte zu erweitern, ist der beste Beweis für den Wert dieses Flugzeugs.“ Damrau stimmt zu: „Nach einem Jahr erfolgreicher Arbeit und mehr als 400 Flugstunden mit unserer bestehenden SurveyStar war die Entscheidung, zwei weitere Flugzeuge dieses Typs zu kaufen, sehr gut begründet. Die DA62 verbraucht gerade ein Drittel des Treibstoffes von herkömmlichen Flugzeugen mit einer ähnlichen Leistungsfähigkeit. Insofern können wir mit diesem Flugzeug nicht nur die Betriebskosten signifikant senken, sondern leisten gleichzeitig einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz und gegen den Klimawandel. Gerade in Zeiten von Rohstoffknappheit und Klimawandel ist das ein großer Schritt in die richtige Richtung.“ (jr)