Das US-amerikanische Unternehmen Matterport liefert App-gesteuerte 3D-Kameras in Verbindung mit cloud-basierten Dienstleistungen, die das Anwendungsgebiet der digitalen Bestandsaufnahme auf ganz einfache Arbeitsschritte herunterbricht und für jedermann realisierbar macht. Generaldistributor und Service-Partner in Deutschland ist die Firma Scanner2GO.
In der Immobilienwirtschaft ist Matterport inzwischen ein bekannter Name. Die US-Firma bietet eine Panoramakamera mit integrierter Mess-Sensorik. Die Steuerung und Organisation der Bestandsaufnahme vor Ort erfolgen über eine einfach zu bedienende App. Die App stellt bei der Erfassung zusätzlich sicher, dass ausreichend Messungen für das später zu erzeugende 3D-Modell aufgenommen werden. Ein Projekt fehlerhaft oder lückenhaft abzuschließen ist damit nahezu ausgeschlossen. Hier spürt man deutlich, dass Matterport bereits seit zehn Jahren den Markt aktiv gestaltet und so jede Menge Erfahrung in den gesamten Prozess einfließen lassen hat, so Familie Thiele der Firma Scanner2GO GmbH.
Sobald die Erfassung abgeschlossen ist, folgt der automatische Auswerteprozess. Dieser lässt sich kurz zusammenfassen: in der Matterport-App mit seinen persönlichen Cloud-Daten anmelden und den Upload-Button antippen. Schon nach wenigen Stunden erhält der Benutzer eine Benachrichtigung mit einem Link zum fertigen Projekt. Über einen eindeutigen Link kann die virtuelle Tour des Projekts aufgerufen werden oder als iFrame beispielsweise in die eigene Webseite eingebunden werden. Auch lassen sich Mitarbeiter einladen und über eine Benutzerverwaltung sowie die Einstellung des Passwortschutzes können die jeweiligen Nutzungsrechte vergeben werden.
Scanner2GO
Die Scanner2GO GmbH wurde im Jahre 2015 basierend auf über zehn Jahren Erfahrung in der Bestandserfassung per 3D-Laserscanning gegründet. Besonderheit des Unternehmens ist, dass es Anwender für die Kombination von Hardware und Software für die jeweiligen Aufgabenstellungen intensiv berät. Unter dem Motto „Testen, Mieten und Kaufen” erhalten Kunden die Möglichkeit neue Messverfahren auszuprobieren und direkt mit den bisherigen Verfahren zu vergleichen. Scanner2GO unterhält feste Partnerschaften mit Leica Geosystems, Matterport und Reality Capture. (sg)
Ein wesentlicher Nachteil, den die Kamera für den vermessungstechnischen Ansatz besitzt, ist das Messverfahren. Dieses wird über drei Infrarotsensoren sowie drei entsprechende Infrarotkameras realisiert. Da direktes Sonnenlicht auch einen hohen infraroten Lichtanteil besitzt, werden die Messsignale der Kamera überstrahlt und damit unbrauchbar. Entsprechend lassen sich keine 3D-Daten im direkten Sonnenlicht erfassen. Zusätzlich prädestiniert die geringe Reichweite der Mess-Sensorik von maximal fünf Metern die Matterport-Kamera für den Innenbereich.
Da sich Matterport dieser Schwächen bewusst ist, ging man mit dem Erscheinen des Leica BLK360 eine Partnerschaft mit Leica Geosystems ein. Dadurch wurde der BLK360 komplett in den Matterport-Workflow integriert. Kunden haben somit die Möglichkeit im direkten Sonnenlicht oder im Außenbereich Aufnahmen umzusetzen. Hierzu wird einfach der Leica BLK360 mit der Erfassen-App von Matterport verbunden und schon geht die Erfassung mit einem Laserscanner nahtlos weiter.
Auch diese Daten werden vollautomatisiert in der Matterport-Cloud verarbeitet. Ein nachträglicher Arbeitsaufwand entfällt somit nahezu. Erfassung und Aufbereitung können also auch von unerfahrenen Personen realisiert werden.
Matterport-Cloud
Die typische Reaktion auf die Matterport-Cloud ist zunächst Ablehnung. Bei über 90 Prozent aller Neukunden könne Scanner2GO Zurückhaltung beobachten, berichtet Familie Thiele. Dennoch entscheiden sich die meisten der Testkunden dann doch für einen Cloud-Vertrag. Doch was ist die Matterport-Cloud überhaupt im Detail?
Die Matterport-Cloud ist eine Online-Datenbank, in der Nutzer ihre Touren hosten. Eine Tour entspricht einem Projekt, in dem mehrere Aufnahmen beinhaltet sind. Die Touren werden dabei durch Login-Daten geschützt und erst dann öffentlich zugänglich, sobald die jeweilige Tour freigegeben wurde oder indem bestimmte Personen dazu eingeladen werden. So stellen z.B. Anwender ihre Objekte (Immobilien als auch Anlagenbau) virtuell potenziellen Auftraggebern zur Verfügung stellen, damit diese ihre Angebote für Sanierung und Umbau abgeben können.
Mit dem kleinsten Account, dem Professional Account, erhalten Anwender die Möglichkeit, bis zu 25 Touren parallel öffentlich vorzuhalten. Hier ist es wichtig zu verstehen, dass die Datenbank zwischen aktiven und archivierten Touren unterscheidet. Nutzer erhalten also ein kostenloses Archiv für ihre nicht aktiven Projekte. So dokumentieren beispielsweise Immobilenverwalter ihre Objekte und stellen diese öffentlich zur Verfügung, bis das entsprechende Objekt vermietet ist. Sobald sich ein Mieter gefunden hat, wandert die Tour in das Archiv und verursacht keine Kosten mehr. Sollte nach einigen Jahren ein neuer Vermieter gesucht werden, kann die Tour wieder online gesetzt werden.
Die Matterport-Cloud bietet aber noch weitere Dienste. Dazu zählen die Erstellung eines Grundrisses im PDF, die Bereitstellung der Messdaten im Matterpak und die Erstellung von BIM-Modellen. Diese weiteren Add-Ons sind dann projektbezogen kostenpflichtig. So lässt sich beispielsweise ein einfacher Grundriss für 15 Euro buchen. Dieser reicht für die Immobilienverwaltung und wird auch für diverse Antragstellungen genutzt.
Das Matterpak ist ein Datenpaket, welches ein automatisch erzeugtes 3D-Modell im OBJ-Format, Fußboden und Deckenpläne sowie eine XYZ-Punktwolke liefert und pauschal 44 Euro kostet. Gerade wenn man seine Aufnahmen mit dem BLK360 kombiniert, erhält man hier gute Ergebnisse und kann die Punktwolke auch in diversen Programmen wie Autodesk ReCap oder PinPoint weiterverarbeiten.
Scan2BIM – ein lang ersehnter Service
Mit dem Erscheinen dieser BUSINESS GEOMATICS-Ausgabe können wir noch auf einen ganz aktuellen Service der Matterport Cloud hinweisen: Scan2BIM, ein Programm für die Erstellung von BIM Modellen.
Die schnelle und kosteneffiziente Methode der 3D-Modellierung ist demnach auch für BIM-Profis interessant. Diese Zielgruppe unterstützt Matterport mit dem Angebotsportfolio Scan2BIM. Die erfassten Daten werden in ein 3D-BIM-Modell im Revit-Format im LoD200 zur Verfügung gestellt. Dabei stehen drei Varianten der Modellierung zur Auswahl: Mit Basisarchitektur wird die Grundarchitektur des Objekts zur Verfügung gestellt, die Inneneinrichtung liefert Möbel und Interieur und die Variante MEP unterstützt Mechanik, Elektrik und Sanitäranlagen. (sg)