Geringe Margen, schwierige Vergabepraxis, fehlende Transparenz bezüglich Qualität, Personalnot sowie bürokratische Hürden stellen die Branche vor Herausforderungen – trotz steigender Nachfrage.
Während Luftbilder und die draus abgeleiteten Produkte wie etwas Orthofotos, 3D-Modelle, Meshs oder Digitale Oberflächenmodelle (DOM) zunehmend eingesetzt werden, ändern sich die Marktstrukturen gerade rasant. Besitzverhältnisse wandeln sich, Flotten und Equipment werden ge- und verkauft. Datenprogramme von privaten Herstellern werden initiiert und wieder modifiziert. Das Bundesamt für Kartografie und Geodäsie (BKG) plant einen Digitalen Zwilling von ganz Deutschland zu erfassen, wobei der Branche nicht ganz klar ist, ob und wie dies zu den Befliegungsprogrammen der Bundesländer in Konkurrenz stehen könnte. Fluggenehmigungen werden immer komplexer und langwieriger, auch bei Fluglotsen gibt es einen eklatanten Personalmangel, kombiniert mit den in vielen Branchen üblichen Nachwuchssorgen. Firmen stellen sogar ihren Geschäftsbetrieb ein – und dies nicht aufgrund der finanziellen Situation, sondern aus mangelnder unternehmerischer Zukunftsperspektive im Angesicht der derzeitigen Marktbedingungen.
Auch die Entwicklung des Kerosinpreises macht der ganzen Luftfahrtbranche zu schaffen. Die Einkaufpreise pro Fass Kerosin (Barrel) sind zwar bis März 2021 bedingt durch die Corona-Pandemie stark gesunken, seitdem steigen sie aber massiv an. In diesem Herbst lagen sie nahezu doppelt so hoch wie 2019. Dies ist nicht nur auf die steigenden Rohöl-Preise zurückzuführen. Auch die Nachfragedynamik im Bereich des touristischen Flugzeugverkehrs in diesem Jahr haben die Nachfrage verstärkt. Ebenso gibt es einen stärkeren Preisanstieg Diesel, Benzin und Kerosin an den Tankstellen als bei Rohöl selbst. Viele Experten gehen davon aus, dass dies auf Margensteigerungen für die Mineralölkonzerne zurückzuführen ist.
Die Preissteigerungen machen der Luftbild-Branche nicht nur schwer zu schaffen, da sie die Flugkosten in die Höhe treiben. Besonders prekär ist auch die zeitliche Dynamik. Im letzten Jahr sind die Preise gerade zwischen Angebotsangabe und tatsächlicher Befliegung stark gestiegen, was letztendlich die Rentabilität der Projekte sinken lies oder sogar ins Negative führte. Preisnachverhandlungen mit den Auftraggebern, insbesondere mit der Öffentlichen Hand, waren wenig erfolgsversprechend. Die Beflieger, die schon immer stark wetterabhängig agieren und daher eine flexible Planung benötigen, mussten die Negativentwicklung bei den Margen oft „schlucken“.
In der Branche herrscht ohnehin bereits seit Jahren ein großer Preiskrieg. Die Auftraggeber verschärfen diesen seit langem, indem sie den günstigsten Anbietern den Zuschlag gewähren. In der amtlichen Vergabepraxis herrscht immer mehr das Diktat des Preises. Das verhindert einen lukrativen Gesamtmarkt, manch einer behauptet sogar, dass die Auftraggeber mit an dem sprichwörtlichen Ast sägen, auf dem sie sitzen. Dies merkt man beispielsweise auch am Alter beziehungsweise Zustand der Flugzeugflotte. Meist werden alte Flugzeuge mit hohem Spritverbrauch geflogen. Dies hat nicht wirtschaftliche, sondern vor allem auch ökologisch negative Auswirkungen.
Ähnlich weitreichende Auswirkungen hat auch der internationale Wettbewerb im einer Europäischen Union, die immer noch nationalstaatlich teilreguliert ist. So werden nicht nur unterschiedlich hohe Fördersummen für die Branche anberaumt, auch der Zugang zu nationalen Märkten ist mehr oder weniger offen. Dies macht sich etwa an unterschiedlicher Praxis für Fluggenehmigung fest. Deutschland gilt im Vergleich zu anderen Ländern als tendenziell eher offen, wodurch hierzulande ein großer Wettbewerb herrscht. Deutsche Anbieter haben aber in anderen Ländern größere Eintrittsschwierigkeiten. Eine Wettbewerbsverzerrung also, deren Ursache auf Ebene der Europapolitik festgemacht werden kann. Es herrscht allgemeine Ratlosigkeit in der Branche, wie dieser gordische Knoten aufgebrochen werde kann. Zumal verbandsähnliche Strukturen fehlen, über die die Problemstellung öffentlich adressiert werden könnte.
Hinzukommen auch die Personalprobleme bei den Dienstleistern. Benötigt werden kompetente Photogrammie-ExpertInnen überall. Viele junge Berufstätige suchen lieber Beschäftigung in Branchen mit hohen Löhnen (Industrie) oder sichere Festanstellungen bei der Öffentlichen Hand. Trotz steigender Effektivität bei Software und Auswertungen deckt die derzeitige Personalkapazität in Deutschland den Marktbedarf nicht. Die Bildflugbranche – ein Markt mit vielen Chancen, aber auch mit vielen Risiken.