Die Neuerungen der infra3D Platform von iNovitas nutzen KI und bieten höhere Genauigkeit von 3D-Informationen und flexible Softwarelösungen.
Eine fest installierte Kamera auf dem Fahrzeugdach, dazu 3D-Laserscanning, kombiniert mit einer Hardware, die hochgenaue Positionsdaten in Echtzeit liefert – das ist das Rezept für Mobile Mapping und wird bereits seit mehr als einem Jahrzehnt praktiziert, um Vermessungsdaten präzise, vollständig und in 3D zu erfassen. Nie zuvor war es möglich, Vermessungen kinematisch durchzuführen und dabei systematisch Daten zu generieren, die in ihrer Qualität terrestrischen Verfahren annähernd ebenbürtig sind.
Das Thema ist hochaktuell und bietet auch Nicht-Geofachleuten zukunftsweisende Möglichkeiten. Das zeigen die neuesten Entwicklungen des Schweizer Softwareherstellers iNovitas AG. Der Spezialist für Mobile Mapping hat mit infra3D eine umfassende Plattform entwickelt, die von der Hardware über das Datenmanagement bis hin zu umfangreichen Applikationen für spezielle Aufgaben alle Aspekte der mobilen Vermessung abdeckt.
In Deutschland standen in den letzten Jahren die Softwareanwendungen infra3D View und infra3D Edit im Mittelpunkt. Damit hat das Unternehmen einen interessanten Ansatz etabliert, den es bisher auf breiter Ebene nicht gab: die getrennte Behandlung von Daten und Erfassung einerseits und Software andererseits. infra3D View (einfache, webbasierte Einsicht und Visualisierung von Daten) und infra3D Edit (Editieren, Vermessen, Vektorisieren) sind universell einsetzbar, d.h. sie arbeiten mit den Daten der am Markt gängigsten Mobile Mapping Systeme. In den neuen Versionen haben diese Softwarelösungen ein neues Design erhalten, das laut Hersteller einfacher zu bedienen, moderner und flexibler ist.
Florian Meßner von der Landeshauptstadt München, GeodatenService Zentrale Luftbildstelle, sagt: „Um sämtliche Anwendungsfälle zu beschreiben, die mittlerweile durch die vermessungstechnischen Straßenbefahrungen der iNovitas generiert wurden, braucht es ein ganzes Buch. Seien es temporäre Verkehrsanordnungen, Planungen von Straßen, der Aufbau eines Bäumekatasters oder die Planung von Veranstaltungen und Sondernutzungen – all diese Anwendungsfälle wurden von den jeweils zuständigen Fachabteilungen eigenständig um die Daten der Straßenbefahrungen angereichert und können nun effizienter, qualitativ hochwertiger oder genauer durchgeführt werden. Zusammengenommen halte ich es für eine sehr gezielte Investition in Technologie und Innovation, mit der mehrere hundert Angestellte der Stadtverwaltung die Lebensqualität aller Münchnerinnen und Münchner nachhaltig verbessern können.“
Erfahrungen der Anwendenden zeigen, dass die Arbeit im digitalen Zwilling des Straßen- oder Schienenraums zu Zeit- und Kosteneinsparungen führt. „Dank infra3D sparen wir heute etwa 30 Prozent der Kosten. Neben der Reduktion der Begehungen wird ein entscheidender Mehrwert durch die zusätzlichen Informationen über den Straßenraum aus den 3D-Bildern erzielt. Und dies bei maximaler Arbeitssicherheit und ohne Beeinträchtigung des Verkehrsflusses“, sagt Thomas Humbel, Abteilung Tiefbau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau. Durch den abteilungsübergreifenden Einsatz habe sich auch die Kommunikation, Koordination und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Projektbeteiligten deutlich verbessert.
Neuerungen bei Daten und deren Auswertung
Das Unternehmen hat für die Datenerfassung einige Innovationen auf den Markt gebracht. „Unsere neuen Erfassungssensoren und Aufbereitungsmethoden sorgen für eine höhere 3D-Punktdichte und weniger Störfaktoren in den Daten“, sagt der Key Account Manager Frank Ferber. Mit einem neu entwickelten Tool werden störende Objekte aus den Daten entfernt und so zum Beispiel die geometrische Messgenauigkeit innerhalb der Daten erhöht. Es entfernt beispielsweise bewegte Objekte wie Fahrzeuge oder Personen aus den LiDAR-Rohpunktwolken.
Neu ist auch die Verschmelzung von Laser- und Stereotechnologie, die nun auch für die Panoramaansicht zur Verfügung steht. Durch die Fusionierung der Sensordaten wird die Genauigkeit und Robustheit der Daten erhöht, vor allem bei weiter entfernten Objekten. „So können beispielsweise schmale Objekte wie Verkehrszeichenpfosten durch die Verbesserung der Tiefeninformation genauer erfasst werden“, beschreibt Ferber.
Künstliche Intelligenz
Die Verbesserung der Datenqualität ist aus Sicht der iNovitas vor allem wichtig, damit die Daten flexibel für alle möglichen Anwendungen genutzt werden können und eine mangelnde Datenqualität nicht zu vermeidbaren Einschränkungen führt. Besonders wichtig ist dies für KI-basierte Anwendungen. In diesem Bereich ist auch die nächste wichtige Innovation des Herstellers anzusiedeln. Mit „Signs.AI”, „Drains.AI” und „Pavement.AI” gibt es neue KI-basierte Anwendungen, die kommunale Aufgabenbereiche gezielt unterstützen. Bereits im Sommer 2023 in der Schweiz gestartet, sind sie nun auch in Deutschland erhältlich.
Die Anwendungen adressieren den Straßenzustand, Verkehrszeichen, Fahrbahnmarkierungen oder Schächte. Damit können verschiedene Straßenobjekte automatisiert erkannt und teilautomatisiert inventarisiert werden. „Unsere Kunden sind überrascht, wie viel Nutzen sie erzielen können und wie schnell das abteilungsübergreifend funktioniert“, sagt Martin Montag, Chief Customer Office der iNovitas. Die hohe Produktivität und die relativ geringe Fehlerquote sorgen vielerorts bereits für Begeisterung. „Durch diese innovativen Lösungen werden flächendeckende Inventarisierungen überhaupt erst möglich“, ergänzt Montag.
Zum Beispiel im Kanton Zürich. „Der Einsatz von Drains.AI von iNovitas hat unsere Prozesse revolutioniert, da wir nun alle Schächte gleichzeitig und ohne Zeitverzögerung erfassen können. Das hat zu erheblichen Kosteneinsparungen geführt, zumal wir vorher keinen vergleichbaren Prozess hatten. Wir sind sehr an weiteren KI-basierten Lösungen interessiert und sehen ein enormes Potenzial für uns“, sagt Stevan Skeledzic, Leiter Verkehrssicherheit bei der Baudirektion des Kantons Zürich.