Mit einem neuen Viewer stellt die Firma M.O.S.S. Geodaten für Mixed Reality (MR)-Anwendungen mit der Microsoft HoloLens bereit.
Mit Virtual- (VR), Augmented- (AR) und Mixed Reality (MR) umschreiben drei Begriffe die Kombination von Realität und virtuellen Daten, die auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sind. Schaut ein Anwender auf einem Aussichtspunkt durch eine Brille wie etwa die HoloLens von Microsoft, so sieht er beispielsweise den Standort der Windräder genau dort, wo sie geplant wurden. Ändert er Standort oder Perspektive, bleiben die Windräder fix an ihrem avisierten Platz in der realen Örtlichkeit. Häufig ist aber auch die Darstellung virtueller Daten mit den Ausgabegeräten im Büroumfeld gewünscht. Diese ermöglicht die Umsetzung von Geschäftsprozessen auf moderne Ausgabegeräte.
Eine solche Anwendung ist eines von mehreren Beispielen für die Verwendung von Geodaten für die MR, die das Unternehmen M.O.S.S. aus Taufkirchen bei München zuletzt am Markt vorgestellt hat. „Uns geht es dabei darum, die Perspektiven einer attraktiven, modernen und intuitiven Visualisierung mit den Anforderungen von fachlich geprägten Aufgaben zu verheiraten“, sagt Daniel Holweg, Geschäftsführers des Unternehmens. Ein willkommener Nebeneffekt sei es außerdem, die angestammten Anwendungsfelder der Geoinformationswirtschaft auch für die junge Generation attraktiv zu gestalten, Stichwort User Experience. Die Mischung macht´s – auch im Sinne der Branche, die sich für den Nachwuchs als attraktives Betätigungsfeld engagiert.
Neues zwischen Datenhaltung und Visualisierungen
Mit der MR-Technologie sind die notwendigen Grundlagen für Visualisierung mit kollaborativen Arbeiten vorhanden. Den Schlüssel für geeignete Fachanwendungen verortet M.O.S.S. in der Schnittstelle zwischen Datenhaltung und Visualisierung. Im konkreten Fall heißt das: die Daten der Fachanwendungen des Unternehmens (novaFACTORY, novaKANDIS und WindPIA) sollen für MR-Geräte wie die HoloLens von Microsoft verfügbar gemacht werden.
Dazu hat das Unternehmen seinen novaFACTORY 3DWebMapExporter erweitert. In der aktuellen Version ist es möglich, die HoloLens per QR-Code Scan mit einer novaFACTORY Umgebung zu verbinden, Daten direkt aus novaFACTORY auszuwählen, zu laden und auf der HoloLens anzuzeigen.
Das Unternehmen arbeitet bereits länger an dem Thema, wie z.B. beim Forschungsprojekt DeepSpaceBIM, das von 2018 bis Mai 2021 durchgeführt und von M.O.S.S. geleitet wurde. Dort wurde ein Digitaler Bauassistent entwickelt, der IT-Entwicklungen wie KI, Serious Gaming, erweiterte Realität oder GIS für das Thema BIM nutzbar macht. Eine Facette des Projektes war es, das eingangs beschriebene Szenario für Windenergieanlagen (WEA) zu realisieren.
Das Beispiel zeigt, dass auch 2D- oder 2,5D-Ausgangsdaten für die MR-Darstellung genutzt werden können. So werden bei WEA Abstandsflächen zu Siedlungen, ALKIS-Daten oder Berechnungsdaten von Schattenverläufen, die in der Planungssoftware für Windparks (WindPIA) von M.O.S.S. erzeugt werden, in der HoloLens angezeigt. Ein Schwerpunkt ist dabei das sogenannte positionsüberlagernde AR. Dabei sorgen an der WKA installierte QR-Tags dafür, dass reale und virtuelle Sicht vor Ort genau überlagert werden.
Überlagerung von Punktwolke und LOD2 in MR
In einem weiteren Projekt mit dem Thüringer Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation (TLBG) werden die flächendeckenden 3D-Daten des Bundeslandes bereits mit der HoloLens genutzt. Neben den neuen Möglichkeiten für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, die dem Landesamt damit entstehen, kann die HoloLens auch für die Qualitätssicherung des Modells verwendet werden. Dafür hat M.O.S.S. eine spezielle Anwendung entwickelt. Der Nutzer kann die Qualitätssicherung automatisch erzeugter Gebäudedaten mit der HoloLens durchführen. Hierzu werden das LoD2-Modell und die originäre 3D-Punktwolke auf der HoloLens überlagert. So wird unmittelbar sichtbar, ob die Modellierung Schwächen oder gar Fehler hat, beziehungsweise ob die Regeln der Generalisierung berücksichtigt wurden. Dazu kann die Ansicht der Überlagerung flexibel angepasst werden, beispielweise über transparente oder halbtransparente Ansichten der Flächen und Kubaturen.
Die Zukunft beginnt jetzt
Wegweisend steht der Einsatz von AR in der Wasserwirtschaft in den Startlöchern. Für die Kanalmanagement-Software novaKANDIS hat das M.O.S.S.-Tochterunternehmen Capmap GmbH einige Anwendungsbeispiele generiert. Der Schwerpunkt liegt hier auf der dreidimensionalen Darstellung der unterirdischen Infrastruktur inklusive Schächten und Haltungen, die per HoloLens gänzlich neue Ansichten liefert.
„Manche Dinge erschließen sich auf faszinierende Weise einfach, schnell und intuitiv durch die MR-Brille“, sagt Holweg. Gerade in Kombination mit der Sprach- bzw. Gestensteuerung der HoloLens ergebe sich so die Möglichkeit für ein neues Arbeiten. (sg)