In Potsdam fand anlässlich des 30. Jubiläums des Tags der Deutschen Einheit eine stadtweite Ausstellung statt. Für die Planung war unter anderem das städtische Kataster- und Vermessungsamt im Einsatz.
Das Jahr 2020 ist zweifelsfrei ein besonderes Jahr: die Corona-Pandemie stellt Gesellschaft, Politik und Wirtschaft gleichermaßen vor große Herausforderungen, Hygiene-, Abstands- und Verhaltensregeln bestimmen unseren Alltag. Und 2020 ist das 30. Jahr seit der Deutschen Einheit 1990. Sollte dieses Jubiläum in Potsdam ursprünglich mit einer großen Feierlichkeit begangen werden, haben die Brandenburger in Zeiten von Social Distancing einen anderen Weg gewählt: Die Potsdamer Stadtverwaltung verwandelte die brandenburgische Landeshauptstadt für rund vier Wochen (vom 05. September bis 04. Oktober) in eine weiträumige Ausstellung unter freiem Himmel.

Darstellungsbeispiel im WMS-Portal des Brandenburg-Viewer. Als Basis diente das Liegenschaftskataster Brandenburgs auf Kartengrundlage des WebATLAS Geobasis-DE. Foto: Kataster- und Vermessungsamt Potsdam
Im Vorfeld der Planungen für die Expo hat sich die kommunale Vermessungs- und Katasterbehörde eingeschaltet, um auf Basis der aktuell vorliegenden Kartenmaterialien eine belastbare Standortplanung innerhalb der Arbeitsgruppe Großveranstaltungen der Ordnungsbehörde durchführen zu können. Eine besondere Herausforderung bestand hierbei in der räumlichen Ausdehnung der Expo über den gesamten Innenstadtbereich. Insgesamt erstreckte sich die Ausstellung zum Einheitsjubiläum auf sechs Veranstaltungsplätze und auf den kompletten Grünstreifenbereich einer Hauptverkehrsstraße.
Für die Ausstellung selbst konnte sich jedes Bundesland, die Verfassungsorgane sowie auch einzelne Sponsoren bewerben, um individuelle Exponate auszustellen. Diese waren in verglasten Containern untergebracht. Für die Besucher waren insgesamt 22 Info-Boxen – die sogenannten Expo-Tower – als Wegweiser und Informationsportale zu den Ausstellungsstücken aufgestellt.
„Für uns haben sich bei der Planung der Einheitsfeier gleich mehrere Fragen gestellt“, berichtet Maik Ingwersen aus dem Kataster- und Vermessungsamt Potsdam. „So mussten wir zur Gewährleistung der Sicherheit – Stichwort: Rettungswege – und für den Fall, dass weitere Veranstaltungen in diesem Zeitraum angemeldet werden, die Lage der insgesamt 40 aufgestellten Expo-Container und der Info-Boxen in einem Geobasisinformationssystem kartieren und im Web über den amtlichen WMS-Dienst der Landesvermessungsverwaltung, dem Brandenburg-Viewer, bereitstellen.“ Dafür erfasste die Vermessungs- und Katasterbehörde Potsdams im Rahmen eines Volontariatsprojekts mit einfachen Aufmaßmethoden die Objekte. Auf Basis von Vorarbeiten war es schließlich möglich, auf Grundlage der großmaßstäbigen topografischen Basisdaten der Stadtkarte Potsdam, diese Aufgabe innerhalb des festgelegten Zeitraums zu bewältigen.
Georeferenzierung in einem Tag

Erfassungsbeispiel Exponate mit Stadtkartentopographie im grafisch-interaktiven Programmsystem GEOgraf der HHK- Datentechnik aus Braunschweig für die Georeferenzierung. Foto: Kataster- und Vermessungsamt Potsdam
Dabei nutzen die Projektpartner unter anderem eine erste Kartenskizze (Kroki, Croquis) sowie das grafisch-interaktive Programmsystem GEOgraf der HHK Datentechnik aus Braunschweig. Insgesamt nahm die örtliche Erfassung sowie Georeferenzierung mit GEOgraf rund einen Arbeitstag in Anspruch, während die Modellierung im Katasterfortführungssystem DAVID als ALKIS-Erhebungs- und Qualifizierungskomponente in Brandenburg etwa viermal so lange dauerte. Hierbei wurden die Modellierungsgrundsätze der GeoInfoDok 6.0.1 der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland (AdV) angewandt und die Objekte als temporäre Gebäude mit indirektem Lagebezug zum Platz oder zur angrenzenden Straße erfasst. Die temporären Objekte konnten nach Lage und Größe als Gebäude aufgefasst werden, wenngleich ihnen die Eigenschaft der Dauerhaftigkeit fehlt, die für das Liegenschaftskataster im Normalfall bedeutsam ist.
„Wir konnten – mit Blick auf die geometrische Genauigkeit der Gebäude – nachweisen, dass mit den Stadtkartendaten eine hinreichend genaue Kartierung der Objekte im Kartenmaßstab 1:1000 möglich ist“, erklärt Ingwersen. „Das haben wir dann auch als Qualifizierungsmerkmal bei der Punktdaten- und Gebäudemodellierung mit aufgenommen.“ Außerdem griff das Kataster- und Vermessungsamt Potsdam bei der Erfassung mit GEOgraf auf Orthophotos vom Typ DOP 10C als Identifizierungshilfe im Kartenhintergrund zurück.
„Das Projekt hat gezeigt, dass bedeutende Veränderungen bei öffentlichen Wegen und Plätzen wie hier bei der Großveranstaltung mit dieser Methode zeitnah auf einfache Art und Weise kartiert werden können“, resümiert Ingwersen und führt aus: „Als weitere Erkenntnis ist festzuhalten, dass bereits in der Datenmodellierung die Darstellung im städtischen Geoportal berücksichtigt werden muss. Somit spielt die Vernetzung in der Datennutzung eine entscheidende Rolle. Alles in allem sind wir unserem brandenburgerischen Motto zur Einheitsexpo gerecht geworden: Es kann so einfach sein.“ (jr)