Die Deutsche Bahn entwickelt ihr zentrales Auskunftsportal weiter. Aus einer übergreifenden Zusammenarbeit wurde eine technologische Basis. Die Auskunft soll zu einer interaktiven Lösung weiterentwickelt werden.
Über zwei Milliarden Fahrgäste bewegt die Deutsche Bahn pro Jahr im Personenverkehr und rund 222 Millionen Tonnen Güter auf der Schiene. Die IT-Infrastruktur, welche die dahinterliegenden Prozesse unterstützt, ist zwangsläufig sehr komplex, historisch gewachsen und in Folge dessen mitunter inhomogen. Dies galt bislang auch für den Bereich der geographischen Informationsverarbeitung. Daher hat die Deutsche Bahn bereits vor Jahren ein Gremium ins Leben gerufen, dessen Ziel es ist, die Bereitstellung von Geoinformationen im Konzern zu vereinheitlichen und zu erweitern. „In Folge entstand eine konstruktive Zusammenarbeit aller Bereiche, die bei der DB Geoinformationen pflegen und weitestgehend unterschiedliche GIS-Systeme im Einsatz haben“, sagt Stephan Wrede, der seitens der IT-Tochter DB Systel in dem Gremium aktiv ist.
Zuerst wurde eine konzeptionelle und technische Basis geschaffen. So entstand zunächst eine Art Metadatenkatalog, der konzernweit als Intranet-Anwendung zur Verfügung steht. Diese ermöglicht es Mitarbeitern, gezielt danach zu recherchieren, wo welche Geodaten geführt werden. Daneben gibt es noch weitere Metadaten. Aktuell werden dort zum Beispiel die Art der Information, die Datenformate und die zuständigen Ansprechpartner ausgewiesen. „Dieses Verzeichnis wird regelmäßig aktualisiert, so dass bereits eine hohe Aktualität und Vollständigkeit gewährleistet ist, was zu einer sehr hohe konzernweite Akzeptanz geführt hat“, so Wrede. Gleichzeitig nimmt die Informationstiefe zu. In Kürze soll zum Beispiel im Webkatalog erkennbar sein, ob es sich bei den jeweiligen Informationen um Open Data handelt.
In einem weiteren Schritt ist inzwischen aber auch der direkte Zugriff auf die Geodaten möglich. Dazu hat DB Systel federführend einen Viewing-Dienst integriert. Dieser Online-Geoviewer basiert technisch unter anderem auf Open Source-Komponenten und besitzt zusätzliche, funktionale Erweiterungen. „Neben der zwingend erforderlichen Rollen- und Rechteverwaltung ist die webbasierte Auskunftslösung mit ganz praktischen Funktionen ausgestattet – so etwa eigenen Notizfunktionen, konfigurierbarem Redlining, graphischem Editieren, Suchen, Messen und Kommentieren“, erklärt Wrede.
Der größte Nutzen bestehe aber darin, dass Nutzer eigene Kartendienste hinzuladen oder auf bereits bestehende Dienste, die andere Nutzer eingebunden haben, zurückgreifen können. „Dadurch können etwa Schutzgebiete, Überschwemmungsbereiche, Luftbilder und dergleichen mehr individuell miteinander kombiniert und transparent überlagert werden“, beschreibt Wrede. Unterlegt man diese beispielsweise mit Daten des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie, die teilweise sogar kostenfrei nutzbar sind, können bei der Deutschen Bahn also thematische Karten für individuelle Fragestellungen schnell und einfach erstellt werden. Für Stephan Wrede ist offensichtlich, dass durch den einheitlichen Geodatenzugriff Synergien gehoben werden, was nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sei: „Einer großen Zahl von Mitarbeitern wird durch diesen Ansatz ermöglicht, ad hoc auf für sie wichtige Informationen zuzugreifen. So können zum Beispiel Störungen besser und schneller behoben werden.“
Vor dem Hintergrund der schieren Tragweite des Projektes bewertet die Deutsche Bahn das Projekt schon heute als Erfolg. „Einer der größten Nutzerbereiche der Bahn, die DB Netz, greift auf die neu entwickelte Technologie zu, erweitert die Auskunftsplattform maßgeblich und unterstützt so die eigenen Prozesse“, freut sich der Produktmanager. Weitere erfolgsversprechende Nutzungs-Szenarien seien bereits konzipiert und stünden kurz vor der Umsetzung.
Die nächste, bereits von dem Gremium geplante und abgestimmte Maßnahme sieht vor, die Auskunft zu einer interaktiven Anwendung weiter zu entwickeln. Die Strategie sieht vor, ausgewählte Sachdaten im Feld zu ergänzen oder zu korrigieren. So haben viele Mitarbeiter bei der Deutschen Bahn die Möglichkeit, Daten vor Ort zu erfassen, zu prüfen und zu aktualisieren: „Ein wichtiger Schritt in Richtung eines qualitätsgesicherten Stammdatenmanagements“, resümiert Wrede.