Auf dem 11. Deutschen Geoforum des Deutschen Dachverbandes für Geoinformation e.V. kamen in der Landesvertretung Hamburg in Berlin am 22. und 23. November mehr als 100 Geoinformationsexpert:innen von EU, Bund, Ländern und Kommunen zusammen. Wichtigste Themen waren die Entwicklung und Vernetzung digitaler Zwillinge (DZ), das Klimawandelmonitoring und Copernicus für die Kommunen.
Anja Liebert, Mitglied des Bundestages für Bündnis 90 /Die Grünen und Mitglied des Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen eröffnete die Veranstaltung mit einem Impulsvortrag zur effizienten und nachhaltigen Stadtentwicklung mit dem Digitalen Zwilling. Sie betonte: „DZ sind für die Stadtentwicklung ein wichtiges und wegweisendes Instrument“. Gleichzeitig stellte sie fest, dass im kommunalen Kontext DZ aber noch in der Erprobungsphase sind. Um das volle Potential der DZ z.B. zur Prognose von Hitzeinseln, für die Hochwassersimulation und die kommunale Wärmeplanung auch in der Praxis nutzen zu können, müsse nun geklärt werden welche technischen und organisatorischen Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Wichtig sei dabei Bürgerinnen und Bürger direkt in den Dialog z.B. über Bürgerräte einzubinden, um die notwendige Akzeptanz für die neue Technologie zu schaffen.
In der Diskussion zu den anschließenden Fachvorträgen u.a. des BKG sowie von Landkreis- und Kommunalvertretern wurde insbesondere der Abstimmungsbedarf der DZ-Entwicklungen von Kommunen, Kreisen, Ländern und des Bundes deutlich. Dabei sollen Synergien genutzt und Redundanzen und Fehlentwicklungen vermieden werden. Seitens der Vertreter der Wasserwirtschaft wurde in diesem Zusammenhang auf die notwendige Integration wasserwirtschaftlicher und oft nur auf kommunaler Ebene verfügbarer Fachdaten in DZ für eine anforderungsgerechte Hochwassersimulation verwiesen.
Anja Liebert betonte zudem die überragende Bedeutung von Geoinformation als Bestandteil Digitaler Zwillinge für die Anpassung unserer Gesellschaft an den Klimawandel. Die bereits erwähnten Potentiale von DZ und Geoinformation zur Prognose von Hitzeinseln, für die Hochwassersimulation und auch die kommunale Wärmeplanung sind dafür stellvertretend für viele weitere Anwendungsmöglichkeiten zu sehen. Zahlreiche Fachvorträge im weiteren Verlauf der Veranstaltung stellten diese Möglichkeiten detailliert dar. Hierzu zählten Sessions zur Wechselwirkung von Klimawandel und Rohstoffversorgung wie z.B. die Holzvorratsschätzung mit Copernicus-Daten und erste Schritte hin zu einem digitalen Zwilling des Waldes am Beispiel von Waldinfo.NRW. Die Vorträge und Diskussionen belegen ein weitgehend operationelles und gut funktionierendes Monitoring der Klimaveränderungen u.a. über das Copernicusprogramm. der Europäischen Union. Die Folgen des Klimawandels wie z.B. Dürre, Desertifikation, Entwaldung und Hochwasser werden dagegen bisher nur partiell operationell und flächendeckend beobachtet. Das größte Potential sahen die anwesenden Expert:innen jedoch in der verstärkten Nutzung von Geoinformationen für die Planung und Steuerung von Klimafolgenanpassungsmaßnahmen wie sie u.a. für die Wasserwirtschaft und Forstwirtschaft dringend notwendig sind. Beispiele dafür sind die Steuerung von Wiederbewaldungsmaßnahmen und die Entwicklung von Schwammstädten. Auf kommunaler Ebene werden dabei zukünftig aktuellere Geoinformationen benötigt, die u.a. durch eine verstärkte kommunale Nutzung von Copernicus erzeugt werden können. Möglichkeiten dazu wurden im Rahmen eines im Geoforum integrierten Workshops erarbeitet und werden auf der Webseite des Copernicus Kommunalnetzwerkes (https://netzwerk-kommunal.d-copernicus.de/info/) publiziert.
Weitere Beiträge stellten zudem das Nutzungspotential von Geoinformation auch auf globaler Ebene u.a. zur Überwachung der Einhaltung des Lieferkettengesetzes bei der globalen Rohstoffgewinnung durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Bergbau dar. Die Vorträge sollen demnächst auf der Webseite des Deutschen Geoforums unter https://geoforum.ddgi.de/ veröffentlicht werden. Das 12. Deutsche Geoforum ist für den 27. und 28. November 2024 in Berlin geplant.