Mit einem ganzheitlichen Konzept bietet Terra-Digital 3D-Modellierungen, die sowohl unterirdische als auch oberirdische Bauwerke umfassen. Die Anwender reichen vom Leitungsbau bis zur Starkregenvorsorge.
Ein digitales Modell im Infrastrukturbereich, das ober- und unterirdische Bauwerke kombiniert, ist in Deutschland noch selten, erst recht im Verkehrswegebau. Dabei spielt sich im Untergrund viel ab, insbesondere die Leitungsnetze der Versorgungsunternehmen verlaufen meist im unterirdischen Straßenkörper. Jetzt hat die Firma Terra-Digital GmbH aus dem südhessischen Hofheim ein neues Verfahren auf den Markt gebracht, das sich Mapping 360 nennt. Dahinter verbirgt sich eine Dienstleistung, die verschiedenste Vermessungsverfahren kombiniert und damit nicht zuletzt die Themen Sicherheit und Effizienz im Tiefbau verbessern soll.
System Mapping 360
Terra-Digital nennt sein Angebot Mapping 360. Kern ist die Erstellung eines digitalen Abbildes der Realität, das sowohl den Baugrund als auch die Bauumgebung umfasst. Terra-Digital führt zwar auch selbst Messungen vor Ort durch, der Schwerpunkt des Unternehmens liegt aber auf den datenbezogenen Dienstleistungen, also der Auswertung und Modellierung der Daten. „Das ist der wichtigste und anspruchsvollste Teil der Wertschöpfung, denn damit werden die Tiefbauexperten auch zu Herren der Unterwelt“, sagt Wilhelm Dresselhaus, Geschäftsführer der Terra-Digital GmbH. Gleichzeitig ist dafür die entsprechende Hardware erforderlich. Hier hat das Unternehmen investiert und seinen Bestand an Vermessungswerkzeugen erweitert.
Terra-Digital ist seit Jahren bekannt für seine Dienstleistungen im Bereich Georadar. Mit speziellen Bodenradargeräten kann das Unternehmen unterirdische Leitungen im Bestand exakt und in 3D vermessen. Neu im „Werkzeugarsenal“ des Vermessungsdienstleisters ist ein Mobile-Mapping-System, mit dem das Bauumfeld oberirdisch mit einer Punktwolke und Panoramabildern erfasst wird. „Früher haben wir Verkehrswege mit einer Drohne in 3D erfasst, heute schaffen wir mit dem Mobile Mapping System statt zwei Kilometer bis zu 50 Kilometer pro Tag“, beschreibt der Geschäftsführer.
Für die baubegleitende Datenerfassung, insbesondere im Leitungsbau, verfügt das Unternehmen auch über iPhone-basierte Geräte (viDoc der Firma vigram), die sowohl eine GNSS-Positionierung, eine laserbasierte Distanzmessung als auch eine photogrammetrische 3D-Bilddatenerfassung durchführen können. Damit können Leitungsverläufe oder Hausanschlüsse auf einfache Weise vor Ort erfasst werden. Terra-Digital nennt dies den „Site Mapping Prozess“, mit dem die Baumaßnahme lückenlos dokumentiert werden kann – neben der Lage und Tiefe der Leitung werden auch Details wie Muffen und Hausanschlüsse georeferenziert vermessen und dokumentiert. Einsatzgebiete sind beispielsweise auch Abrechnungen der geleisteten Arbeit oder auch Schadensdokumentationen oder Volumenberechnungen. „Einige unserer Kunden haben beispielsweise ihre Abrechnungsprozesse komplett darauf umgestellt“, sagt Dresselhaus.
Terra-Digital wertet die Daten in einer einheitlichen Modellierungsumgebung in der Cloud aus. Demnach können auch alle Nutzer:innen jederzeit und von überall auf die Daten zugreifen. Das Unternehmen nutzt dafür ein Rechenzentrum in Nürnberg, die Daten bleiben also in Deutschland. Nutzer:innen erhalten einen Link, über den sie auf „ihr Projekt“ zugreifen können.
Alle Daten können in verschiedenen Layern angezeigt und bearbeitet werden. So können beispielsweise Messungen und Planungsaufgaben durchgeführt werden. Außerdem können die Daten mit amtlichen Karten überlagert werden. „So hat jede Baumaßnahme vor, während und nach dem Bau einen konsistenten Datensatz“, sagt Dresselhaus. Zur Visualisierung vor Ort können die Leitungsdaten auch mittels Augmented Reality dargestellt werden.
Digitalisierung vorantreiben
Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass die Digitalisierung im Tiefbau noch nicht so weit fortgeschritten ist, wie vielerorts angenommen. „Ob kleine Tiefbaumaßnahmen oder kilometerlange Trassen wie beim Glasfaserausbau – in vielen Fällen werden die Leitungsbestandspläne der Netzbetreiber in Papierform als Planungsgrundlage für eine Tiefbaumaßnahme gewählt“, so Dresselhaus.
Ganz zu schweigen von der Umsetzung des BIM-Gedankens, bei dem vor allem die nahtlose Integration der Daten eine wichtige Rolle spielt. „Diese Pläne folgen keinem einheitlichen Standard und liegen daher in den unterschiedlichsten Formaten, Detaillierungsgraden und Qualitäten vor“, so der Geschäftsführer. Daher war die Erstellung eines vollständigen Trassenplans für eine neu zu verlegende Leitung bisher sehr zeitaufwändig und mit vielen Risiken für Planung und Bau verbunden.
Vorteile sieht Terra-Digital auch beim Breitbandausbau. Liegt bei der Planung die genaue Beschaffenheit des Bauumfeldes digital vor, lässt sich zum Beispiel leicht feststellen, wo man statt die Fahrbahn aufzufräsen, die Leitung zum Beispiel mit einem Kabelpflug in den unversiegelten Bereich direkt neben der Straße verlegen kann, was enorme Kosten sparen kann.
Grundsätzlich vereinfacht das digitale 360-Grad-Modell die Abstimmung mit Partnerfirmen oder Behörden und macht viele Ortstermine überflüssig. Durch die gute Dokumentation von Bestand und Baufortschritt kann auch eventuellen Regressansprüchen leichter begegnet werden.
Die Kunden kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Aktuell wird beispielsweise ein Projekt für den Betreiber eines großen Industriegeländes durchgeführt. Von besonderem Interesse ist dabei die Entwässerung bei Starkregenereignissen, für die sowohl die Oberfläche als auch das Kanalsystem genau modelliert werden. Ähnliche Konzepte erstellt Terra-Digital auch für Kommunen und Gemeinden, die den Risiken von Starkregenereignissen begegnen wollen.
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