Der Strukturwandel im weltweiten Photogrammetrie-Markt schreitet weiter rasant voran: Heute gab der schwedische Hexagon-Konzern bekannt, das europäische Befliegungsunternehmen COWI übernehmen zu wollen. Nach Angaben von Hexagon ist COWI mit rund 400 Mitarbeitern weltweit Europas größte Anbieter im Bereich der flugzeugbasierten Vermessung und datennahen Dienstleistungen. Die Mapping-Einheit von COWI soll in der Einheit „geospatial content solutions” innerhalb der Geosystems-Division von Hexagon eingegliedert werden. Die Übernahme soll Ende des zweiten Quartals 2020 abgeschlossen sein, wie der Konzern mitteilt. Bereits im letzten Jahr waren einige Personen aus der COWI-Führungsriege zu Hexagon gewechselt. In der Branche geht man daher davon aus, dass die Übernahme seit längerem geplant war.
Zudem besteht Handlungsdruck bei Hexagon, die mit dem Citymapper eines der beiden weltweit führenden Sensorsysteme für die Flugzeug-basierte Vermessung besitzen. Weiterhin hat Hexagon ein großangelegtes Datenprogramm für den Verkauf von globalen Luftbildern aufgelegt – bei dem COWI-bereits strategischer Partner war. Als Wettbewerber für diese Konstellation hat sich gerade vorgestern das Unternehmen Vexcel Imaging positioniert, dass weite Teile des Befliegungs-Apparates des US-amerikanischen Versicherungskonzerns Verisk übernommen hatte.
Beide „Lager“ rüsten sich damit für die neuen Spielregeln im Photogrammetriemarkt, bei denen die bisherigen Marktrollen völlig neu verteilt werden. Unklar ist derzeit noch, welche Player in dem Markt aktuell im Hintergrund wirken. Klar scheint zumindest, dass die die Hebel bis in höchste Wirtschaftsbereiche ragen. Apple hatte im letzten Jahr bekannt gegeben, ein milliardenschweres Investitionsprogramm für seinen Kartendienst aufgelegt zu haben und verschärft demnach auch den Wettbewerb mit dem Alphabet-Konzern (Google). Microsoft als weiterer Big-Player der Branche wiederum hat im Rahmen eines Management Buy Outs Vexcel Imaging veräußert. Unklar dabei ist derzeit, welchen Stellenwert das Bing-Maps, der Kartenlösung von Microsoft, gibt. Auch spielt die finanzstarke Versicherungsbranche eine Rolle. Insbesondere die Rückversicherer rüsten sich derzeit für die Zukunft, in der ein erhöhtes Schadensrisiko durch den Klimawandel erwartet wird. Die weltweite Schadenskartierung ist dafür eines der strategisch wichtigsten Instrumente.
„Die Übernahme des COWI-Kartierungsgeschäfts ist ein logischer nächster Schritt zur Beschleunigung und Stärkung des Hexagon-Inhaltsprogramms in Europa”, sagt Ola Rollén, Präsident und CEO von Hexagon. „Zusammen mit den früheren Übernahmen von North West Geomatics, SigmaSpace, Melown Technologies und Thermopylae Sciences and Technologies beschleunigt diese Übernahme unser Ziel, den Kunden Zugang zur größten On-Demand-Bibliothek professioneller und qualitätsgesteuerter Geodaten für Anwendungen wie Asset Management, öffentliche Sicherheit, Kartierung von Versorgungsunternehmen, Versicherungsansprüche und mehr zu bieten.” (sg)