Der belgische Inspektionsdienstleister SkyeBase setzt zur Überprüfung von Öl- und Gasförderanlagen auf Drohnentechnologie sowie eine Kameralösung von Phase One.
Erneuerbare Energien sind DAS Buzzword unserer Zeit. Doch nach wie vor gehören auch Öl und Gas in Deutschland zu den wichtigsten Energieträgern. So wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts allein im Jahr 2021 Rohöl und Erdgas im Wert von rund 73 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Doch auch die heimische Öl- und Gasförderung läuft nach wie vor auf Hochtouren – auch durch das deutsche Ziel der Energieunabhängigkeit von Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs befeuert.
In diesem Zusammenhang rücken Inspektionsverfahren für Öl- und Gasförderanlagen verstärkt in den Fokus – insbesondere für sogenannte Gasfackeln. Eine Gasfackel ist eine Einrichtung zur gezielten Abfackelung von brennbaren Gasen, die nicht energetisch oder stofflich genutzt werden. In Erdölraffinerien kommen sie als Sicherheitseinrichtung zum Einsatz, um darüber beispielsweise bei Betriebsstörungen kontrolliert gasförmige Zwischenprodukte abfackeln zu können. Aufgrund ihrer Bedeutung für die Sicherheit einer Anlage werden Gasfackeln in regelmäßigen Abständen auf Fehler untersucht und bewertet. Die Inspektionsberichte werden anschließend archiviert, um durch den Vergleich mit zukünftigen Inspektionsmaßnahmen eine noch genauere Untersuchung und zuverlässige Überwachung potenzieller Probleme zu ermöglichen.
UAV-basiertes Inspektionsverfahren
Doch wie kann etwas kontrolliert werden, das nicht nur etliche Meter hoch, sondern auch mehrere tausend Grad Celsius heiß ist? Die Antwort findet sich in der Drohnentechnologie. „UAV-basierte Inspektionen bieten nicht nur einen einfachen visuellen Zugang zu schwer zugänglichen Bereichen einer Öl- und Gasförderanlage. Sie senken sogar die Kosten der Inspektion, da die Verarbeitungsanlagen und das Fackelsystem auch während des Inspektionsvorgangs voll funktionsfähig bleiben können, wodurch zum Beispiel Abschaltungen der kompletten Anlage verhindert werden können“, berichtet Jean-Louis Weemaes von SkyeBase, einem belgischen Unternehmen, das im Bereich der Öl- und Gasförderanlageninspektion aktiv ist.
SkyeBase nutzt für die Inspektion von Gasfackelschornsteinen UAV-Technologien, die in der Lage sind, eine vollständige 360-Grad-Aufnahme des Objekts zu erfassen und sich gleichzeitig auf bestimmte Bereiche wie Fackelspitze, Strahlungsschild, Pilotzündsysteme, Rohrleitungen, Portale und Handläufe zu konzentrieren. Die 360-Grad-Aufnahme erlaubt außerdem einen Überblick über den allgemeinen Zustand der Gasfackel. SkyeBase arbeitet dabei in Einhaltung der VCA Petrochemical-Richtlinie (Sicherheitsrichtlinie für Unternehmen im petrochemischen Sektor), der ISO9001:2015 sowie EU-Gesetzen zum Drohnenflug.
Anwendungsprojekt in Antwerpen
Welches Potenzial dieses Verfahren hat, konnte SkyeBase im Rahmen eines Projekts im Dezember 2021 aufzeigen. Damals wurde der Dienstleister von einem multinationalen Öl- und Gasunternehmen beauftragt, eine Inspektion zur strukturellen Zustandsbewertung sowie technischen Analyse von aktiven Gasfackeln im Hafen von Antwerpen durchzuführen. Dabei kamen unter anderem die DJI zenmuse P1 sowie das Phase One-System P3 Payload mit einer 100 Megapixel-Kamera zum Einsatz. Die Phase One-Lösung ermöglicht dabei, dass Inspektionen und Kartierungen vor Ort schneller und aus größerer – und damit sichererer – Entfernung durchgeführt werden können. So hat die Kamera bei einer Flughöhe von 40 Metern eine Auflösung von 0,1 cm/px, bei 80 Metern eine Auflösung von 0,2 cm/px und bei 100 Metern eine Auflösung von 0,25 cm/px.
„Unsere hochauflösende Kamera hat mehr Pixel und einen größeren Sensor. Dadurch ist es möglich, bei gleicher Genauigkeit höher zu fliegen und weniger Bilder zu machen“, berichtet Carsten Wieser von Phase One. Dadurch würden potenzielle Ausfallzeiten und Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit der manuellen Inspektion, erheblich reduziert. Aufgrund der hohen Auflösung sollen die Bilder außerdem mehr Details enthalten. „Zudem können die hochauflösenden Bilder auch zum Erstellen von 3D-Modellen verwendet werden, um auf dieser Basis die Schadenslokalisierung, die Volumenmessung und das Erstellen von Plänen zu vereinfachen“, resümiert Wieser. (jr)