Business Geomatics-Chefredakteur Stefan Grebe spricht im Interview mit John Chisum, dem Direktor für digitales Produktmanagement bei GE, über aktuelle Trends bei GIS-Anwendungen in Versorgungsunternehmen.
Welches sind die wichtigsten Trends der Geodatenbranche?
GE konzentriert sich in erster Linie auf die Versorgungs- und Telekommunikationsindustrie, obwohl unsere Kunden alle georeferenzierten Daten aus den Versorgungsbereichen Wasser-, Fernwärme-, Gas- , Kanal- oder auch Grundstücksrechte mit Smallworld Produkten verwalten. Die Versorgungsindustrie erlebt einen noch nie dagewesenen, beispiellosen Wandel. Im Falle von Strom war das Netz nicht so konzipiert, wie es heute genutzt wird; mit zusätzlichen internetfähigen Sensoren, vielen Energieversorgern, Solar- und Windkraftanlagen. Der erste und entscheidende Schritt ist die Digitalisierung von Assets und Netzwerken, sodass Kunden das Beste aus ihren Anlagen herausholen, Ausfälle vorhersagen und vorbeugen und Möglichkeiten für mehr Leistung und Effizienz aufdecken können. Dies ist ein tiefgreifender Wandel für die Branche und keine zwei Versorgungsunternehmen befinden sich auf ihrem Weg der digitalen Transformation im gleichen Stadium. Gemeinsam ist allen das Ziel, die täglichen Erkenntnisse und Daten, die ihre Assets liefern, zu nutzen. Deren übergreifende Analyse schafft ungeahnte Potenziale für die Optimierung von Anlagen und Netzen.
Wie soll die neue Smallworld- Generation die Kunden unterstützen?
Geodaten sind entscheidend für den Unternehmenserfolg unserer Kunden. Smallworld stellt also ein zentrales System für die Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen dar. Daher haben wir größten Wert darauf gelegt, sowohl aus IT-Sicht wichtige technologische Verbesserungen zu leisten, als auch aus Anwendungssicht neue Funktionen zu entwickeln, die erhebliche Mehrwerte bieten. Geodaten sind entscheidend für den Unternehmenserfolg, und diese Daten können mit unserer fortschrittlichen Analysesoftware auf einer einzigen Plattform gepaart werden, sodass Kunden die Effizienz ihrer Anlagen erhöhen, Ausfälle vorhersagen und vorbeugen und Möglichkeiten für mehr Leistung und Effizienz aufdecken können. Weitere Trends in Bezug auf Best Practices, nahtlose digitale Prozesse, regulatorische Anforderungen oder die steigende Nachfrage nach Big Data Analytics liegen in unserem generischen geografischen Fokus.
Sie fokussieren also wieder auf eine stärkere Anlehnung der Kundeninstallationen an die Standardsoftware?
Richtig! Mit der neuen Smallworld-Generation geht es uns darum, Kunden von einem reaktiven Ansatz zu einem proaktiven Ansatz in kritischen Szenarien zu führen. Im Zuge der Restandardisierung können unsere Kunden vollständig vernetzte, vorausschauende und letztlich autonome Systeme realisieren. Smallworld 5.2 liefert unseren Kunden eine genaue, umfassende, integrierte räumliche Sicht auf das gesamte Versorgungsnetz – und ermöglicht Optimierungen, die wir uns vor einem Jahrzehnt nicht vorstellen konnten.
Wie reagieren die Kunden auf diese Veränderungen?
Sehr positiv. Wir haben sehr hart daran gearbeitet, sicherzustellen, dass die neue Smallworld 5.2 Plattform die bisherigen Investitionen schützt. Alle Investitionen von Partnern und Kunden in die Entwicklung haben weiterhin Bestand, indem wir Entwicklungsumgebungen für autorisierte Kunden sowie Partner bereitstellen und die Kontinuität in Bezug auf die Entwicklungsumgebungen gewährleisten. Die Mehrheit unserer Kunden hat einen Upgrade-Plan oder ist bereits dabei, auf das neue Release umzusteigen.
Aktuell betreut GE Kunden direkt über Vertriebsmitarbeiter und indirekt über Partner. Sind im Zuge dieser neuen Organisation Änderungen geplant?
Wir werden unsere Kunden weiterhin zwei- gleisig bedienen. Die Partner haben einen sehr engen Bezug zu ihren Kunden, kennen deren Anforderungen und Bedürfnisse und können am schnellsten agieren. Partner sind ein wichtiger Bestandteil unserer Lieferkette. Um Marktnähe zu haben sowie Erfahrungen und Know-how auszubauen ist es auch für GE wichtig, einen direkten Bezug über unsere Vertriebs-Mitarbeiter zu den Kunden zu haben. Nur dann können wir sicherstellen, die Anforderungen des gesamten Marktes zu kennen.
Wo liegen die aktuellen Herausforderungen für den Vertrieb?
In der Vertriebsorganisation besteht für alle Akteure die größte Herausforderung darin, dass sie den Einsatz von Standardprodukten vorantreibt und damit die individuellen Anpassungen der Plattform reduziert. Ziel ist es, einfachere und schnellere Upgrades zu realisieren. Der Hauptvorteil für die Kunden besteht darin, dass sie von den neuesten Technologien, Updates und erweiterten Funktionen innerhalb einer stabilen, leistungsstarken Smallworld-Umgebung profitieren.
Wie sieht es aktuell mit dem Umstieg aus?
Aktuell haben in DACH erste Kunden bereits umgestellt und viele mit dem Umstieg begonnen. Aufgrund unseres Kundenfeedbacks erwarten wir, dass bei den Stadtwerken viele Kunden in den nächsten 18 Monaten zu den aktuellen Versionen vom Smallworld migrieren werden. Sowohl unsere Partner als auch das GE-Team sind bereit, die Endkunden vor dem Upgrade zu beraten, um diese Projekte und die Restandardisierungen zu planen.
Es ist bekannt, dass GE eine weitreichende Umstrukturierung plant. Welche Auswirkungen hat dies auf Smallworld?
Im Dezember kündigte GE Pläne zur Gründung eines neuen, unabhängigen Unternehmens an, dass sich auf ein umfassendes Softwareportfolio für das Industrial Internet of Things konzentriert. Die GE-Software-Assets werden in einer einzigen neuen Unternehmenssparte zusammengefasst, die autonom als Softwareunternehmen agieren wird. Dies wird ein großer Vorteil sein, da Smallworld ein wesentlicher Bestandteil dieser neuen Organisation sein wird. Das neue Unternehmen wird zu 100 % im Besitz von GE und seinen Mitarbeitern sein und On-Premise-, Edge- und Cloud-Lösungen anbieten. Diese Neustrukturierung ist im Gange, wobei unsere Prioritäten klar sind: Kundenerfahrung und -wert, Entwurf einer strukturierten und modularen Architektur und Nutzung unserer Erfahrung im industriellen Bereich.
Das Gespräch führte BG-Chefredakteur Stefan Grebe.