Die „GfK Kaufkraft Europa 2020“-Studie untersucht die durchschnittliche Kaufkraft für die 42 europäischen Staaten. Demnach sei der Wert im Schnitt gesunken, insbesondere wegen der Corona-Pandemie.
Im Jahr 2020 haben Europäer knapp 9,5 Billionen Euro zur Verfügung, das entspricht einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Kaufkraft von 13.894 Euro. Das geht aus der aktuellen Studie „GfK Kaufkraft Europa 2020“ hervor. Damit verzeichnet die Pro-Kopf-Kaufkraft im Vergleich zum revidierten Vorjahreswert einen Rückgang von nominal knapp 5,3 Prozent (773 Euro). Grund dafür ist insbesondere die Ausbreitung von COVID-19 und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den 42 in der Studie untersuchten Ländern. In Liechtenstein (durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft: 64.240 Euro), der Schweiz (41.998 Euro) und Luxemburg (34.119 Euro) ist das verfügbare Nettoeinkommen am höchsten, während es im Kosovo, in Moldawien und der Ukraine am niedrigsten ist. So haben die Liechtensteiner mehr als das 37-fache der Durchschnittskaufkraft der Ukrainer. Während insgesamt 16 Länder über dem europäischen Durchschnitt liegen, schneiden die restlichen 26 Staaten unterdurchschnittlich ab.
Entscheidungsgrundlage für Vertriebs- und Marketingsteuerung
„Die GfK Kaufkraft für Europa ist die am Markt anerkannte Richtgröße zur Ermittlung des Konsumpotenzials und zeigt die regionale Verteilung des verfügbaren Einkommens der Bevölkerung – sowohl zwischen den einzelnen Ländern als auch zwischen den verschiedenen Regionen innerhalb eines Landes“, erklärt Markus Frank, GfK-Experte im Bereich Geomarketing. „Gerade in Zeiten von Corona ist es für Unternehmen wichtig zu wissen, wo die Kaufkraft und damit das regionale Potenzial am höchsten ist, um die Ressourcen möglichst effektiv einsetzen zu können.“ Mit der Kaufkraft als Gradmesser für die Wirtschaftskraft einer Region würden Unternehmen eine Entscheidungsgrundlage rund um ihre Vertriebssteuerung, ihr Marketing sowie ihre Standortplanung und -bewertung erhalten, so der Geomarketing-Experte weiter.

Die GfK-Studie hat die Kaufkraft für die 42 europäischen Staaten untersucht. Dabei wird deutlich: Die Kaufkraft ist vor allem in Mitteleuropa am höchsten, während sie insbesondere im Osten Europas am geringsten ist. Foto: GfK SE
Corona Impact Index
Mit dem Corona Impact hat GfK außerdem berechnet, wie sehr die jeweiligen Länder im europäischen Vergleich unter den Auswirkungen von COVID-19 gelitten haben. So zeigt der Corona Impact die Unterschiede im Wohlstandsverlust der privaten Haushalte durch die Corona-Krise und erlaubt auf dieser Grundlage nationale und regionale Vergleiche innerhalb Europas. Demnach haben Liechtenstein und die Schweiz wirtschaftlich am wenigsten unter der Krise gelitten: Liechtenstein liegt hier rund 85 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt, während die Schweiz etwa 74 Prozent weniger als der Durchschnitt Europas von der Krise getroffen wurde.
„Die Auswirkungen der Corona-Krise auf das verfügbare Nettoeinkommen der Haushalte sind allgemein erheblich“, erklärt Markus Frank. „Doch auch hier gibt es große regionale Unterschiede. Daher geben wir Unternehmen mit dem Corona Impact Index weitere hilfreiche Daten an die Hand, die sozusagen den ‚Prognose Gap‘ abbilden, das heißt den Abstand zwischen dem potenziell erreichbaren Wachstumspfad des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte vor dem Ausbruch von COVID-19 in Europa und dem gemäß Kaufkraftprognose 2020 voraussichtlichen nationalen Kaufkraftniveau.“ Auf diese Weise lasse sich erkenne, so der GfK-Experte weiter, welche Regionen am meisten unter der Krise gelitten hätte und welche am wenigsten.
Zur Studie
Die Studie „GfK Kaufkraft Europa 2020“ liegt für 42 europäische Länder auf feinräumigen Ebenen wie Gemeinden und Postleitzahlen vor, ebenso wie passende Daten zu Einwohnern und Haushalten sowie digitale Landkarten. Die Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen ohne Steuern und Sozialabgaben inklusive Transferleistungen und wird pro Kopf und Jahr in Euro als Index ausgewiesen. Die GfK Kaufkraft bezieht sich auf die nominal verfügbaren Einkommen. Dies bedeutet, dass die Werte nicht inflationsbereinigt sind. Basis der Berechnung sind neben Daten der Einkommensteuerstatistik einschlägige Statistiken zur Berechnung von Transferleistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute. (jr)