Das Schweizer Ingenieurbüro Waldhauser + Hermann arbeitet seit rund drei Jahren mit BIM-konformen Planungsprozessen. Unterstützung bietet dabei die BIM-Software Revit von Autodesk.
Das Schweizer Ingenieurbüro Waldhauser + Hermann hat sich auf die Planung von Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, und Kältesystemen im Hochbau sowie auf die Betriebsoptimierung von Gebäudetechniksystemen spezialisiert. Seit mittlerweile drei Jahren arbeitet das 50-Mitarbeiter-starke Unternehmen mit BIM-konformen Prozessen und hat seitdem auch die BIM-Planungssoftware Revit von Autodesk im Einsatz. Darüber hinaus unterstützt die Projektprüfungssoftware Autodesk Navisworks die Fachkoordination der anderen Gewerke. „Wir haben uns für BIM entschieden, weil wir beschlossen haben, dass wir in Zukunft nicht so weiter planen wollen wie bisher. Wir haben die Grenzen der Plankultur erkannt und sehen die Chancen in der Modellplanung“, sagt Marco Waldhauser, der das Unternehmen in der zweiten Generation führt. „Ein besonderer Vorteil der Autodesk-Lösungen ist, dass viel aus einer Hand kommt und trotzdem alle offenen Standards unterstützt werden.“
Momentan arbeitet das Team von Waldhauser + Hermann an dem Bau des 20.000 qm großen Laborgebäudes der ETH GLC in Zürich. Heizung, Lüftung, Klima und Kälte wurden in Revit und Naviswork geplant, die Berechnungen und das Energiemodell fanden mit Solar Computer in Verbindung mit Autodesk Dynamo statt – alles auf der Basis von Revit. „Die größte Herausforderung bei diesem Projekt war, dass der Architekt in 2D arbeitet und die restlichen Gewerke andere Lösungen nutzen. Zu Beginn gab es deshalb ein paar Schnittstellenprobleme, die wir aber mittlerweile im Griff haben. Wir als Koordinator sind dafür zuständig, die Spartenmodelle zusammenzufügen und dem Bauherrn am Ende ein kollisionsfreies Modell zu liefern“, erklärt Marco Waldhauser. Dafür hat das Unternehmen einen eigenen Workflow entwickelt. Die Spartenplaner liefern ihre Modelle und diese werden von Waldhauser + Hermann in Revit übertragen und miteinander abgestimmt. Die Ingenieure prüfen, ob es Kollisionen im Modell gibt und ob ein einheitliches Planungsbild entsteht. Dann gehen die Änderungsanträge an die Spartenplaner zurück, die diese dann in ihr Modell einarbeiten. Daraus entsteht dann ein Rundlauf, bis das Modell kollisionsfrei dem Bauherrn übergeben wird. „Dass alles in 3D ist, erleichtert unsere Arbeit enorm“, so Marco Waldhauser. „Dieses Gebäude war eine besondere Herausforderung, da es hochinstalliert und die Technik extrem dicht verbaut ist. Es ist fast unmöglich da kollisionsfrei zu planen.“ Das Projekt ist immer noch in der Planungphase, aber Geschäftsführer Waldhauser gibt sich zuversichtlich: „Wir sind auf gutem Weg es kollisionsfrei hinzubekommen – auch dank Autodesk-Software und 3D-Modell.“
Waldhauser + Hermann nutzt Revit auch für Bauprojekte im Bestand, etwa für die Planung und Koordinierung des Umbaus der Energiezentrale des Bruderholzspitals nahe Basel. Zunächst wurde der betroffene Raum mit einem 3D-Laserscanner eingescannt und anhand der Punktwolke in Revit modelliert. Die Daten waren direkt in 3D verfügbar und konnten so von den Ingenieuren bei Waldhauser + Hermann ohne Umwege zur Weiterplanung genutzt werden. „Dass wir die 3D-Scans mit Punktwolken ganz einfach in Revit integrieren konnten, hat uns in dieser Phase bis zu 50 Prozent der Zeit erspart“, sagt Marco Waldhauser.
Insgesamt habe sich die Investition und vor allem die Umstellung auf BIM-Prozesse für das Ingenieurbüro gelohnt. „Die ersten Erfolge in Zeiteinsparungen und Effizienzsteigerungen können wir mittlerweile verbuchen, diese mit Zahlen zu beziffern ist aber im Moment noch nicht möglich. Verschiedene Auslegungen, Kühllastberechnungen, Heizlastberechnungen, Raumsimulationen oder Raumstempelverknüpfungen können wir im Modell automatisieren, das ist ein großer Vorteil. Dabei steigern wir nicht nur unsere Effizienz, sondern sichern damit dank der Durchgängigkeit auch eine hohe Qualität unserer Arbeit“, weiß Marco Waldhauser. Momentan könne das Unternehmen die Vorteile leider noch nicht vollumfänglich nutzen, da noch nicht alle Partner den BIM-Ansatz verfolgen und mit den entsprechenden Lösungen arbeiten.
In Zukunft möchte das Unternehmen noch die Aussparungsmethodik, also die Angabe von Durchbrüchen im Modell, verbessern und ein digitales Raumbuch in Revit einbinden – das soll für noch mehr Planungssicherheit sorgen. Zudem möchten sie über das Revit-Modell die digitale Kommunikation mit dem Bauherren bzw. der Baufirma verbessern, damit bei Bauabschluss das digitale Gebäude dem effektiv Realisierten entspricht. Auch die gesamte Wertschöpfungskette soll künftig effizienter und transparenter werden. „Unser Ziel ist es, ein Gebäude erst einmal visuell zu bauen, bevor es richtig gebaut wird. Das erfordert natürlich ein komplettes Umdenken gegenüber dem Plandenken von früher. Für uns ist BIM die Zukunft“, ist Marco Waldhauser überzeugt.