LAO Leitungsauskunft und Terra-Digital kombinieren ab Juli 2020 im Rahmen ihrer offiziellen Kooperation die sorgfältige Leitungsaus- kunft mit genauen 3D-Bodenradarmessungen und wollen so eine verlässliche Planungsgrundlage schaffen.
Unvollständig, ungenau, fehlende Angaben zur Tiefenlage – Bauunternehmen stehen immer wieder vor der Herausforderung, dass sie Informationen über unterirdische Leitungen mühsam sammeln müssen. Die Angaben der Leitungsbetreiber sollten dabei lagegenau und verlässlich sein, damit die Tiefbauarbeiten sicher durchgeführt werden können. Ebenso wichtig sind genaue Informationen über die Einbautiefe der Leitungen. Diese Angaben werden jedoch von den Leitungsnetzbetreibern oftmals nicht wirklichkeitsgetreu geliefert – das gilt gerade für ältere Netze, für die meist lediglich 2D-Karten digitalisiert wurden.
Am 30.6. um 11:00 Uhr stellen die beiden Partner LAO Ingenieurgesellschaft mbH und Terra-Digital GmbH ihre Kooperation im Coreum in Stockstadt am Rhein vor. Im Rahmen einer Pressekonferenz werden auch bauausführende Firmen und Planungsbüros erwartet, die sich über die Inhalte der Kooperation informieren können. Das im November 2018 eröffnete Coreum ist gleichermaßen Testgelände für Bau- und Umschlagsmaschinen, Forum für Technologie und Innovation und Anlaufstelle für Aus- und Weiterbildung. Im 120.000 m2 großen Bauma-Park können auch Maschinen, Anbaugeräte und Technologien geprüft werden.
Eine neue Kooperation im Markt für Leitungsauskunft will nun dafür sorgen, dass die Verlässlichkeit der Planung weiter gesteigert wird. Dafür sollen neben der exakten 2D-Lage auch die 3D-Informationen zuverlässig bereitgestellt werden, ohne dass dafür die Straßen- oder Erdoberfläche aufgerissen werden muss. Ende Juni (siehe Kasten) wollen die Firmen LAO und Terra-Digital ihre Zusammenarbeit verkünden und erläutern, wie sie diese Ziele mit vereinten und erweiterten Kompetenzen erreichen wollen. Wesentliche technische Neuerung ist dabei der Einsatz eines sogenannten Georadars, mit dem man unterirdische Leitungsdaten quasi minimalinvasiv detektieren kann.
Verlegetiefe via Radar
Die Kompetenz für das Georadar bringt die Firma Terra-Digital GmbH ein. Das Unternehmen aus Hofheim am Taunus ist spezialisiert auf Leitungsortung und Bodensondierung und deckt dabei alle Wertschöpfungsbereiche ab: Datenerfassung, Auswertung und Dokumentation. Dafür setzt es die Technologie von Leica Geosystems/Hexagon ein. „Ein Georadar ermöglicht die zentimetergenaue Ortung von allen Leitungstypen, auch von Kunststoff- oder Telekommunikationsleitungen“, sagt Geschäftsführer Wilhelm Dresselhaus. Mit den Geräten werden sogenannte Radargramme erzeugt, die softwaregestützt analysiert und ausgewertet werden. Als Ergebnis entstehen Dokumentationen in Form von 2D-Karten inklusive Tiefenangaben, die in PDF-Formaten ausgegeben werden. Diese können aber auch in 3D als Shapefiles, .dxf oder wahlweise .dwg geliefert werden. Im Rahmen der neuen Kooperation geht es also darum, den Bauunternehmern und Versorgern die maximal mögliche Sicherheit zu bieten, auch durch die Erfassung der Verlegetiefe. „Die Mindestverlegetiefe ist zwar je nach Versorgungssparte genormt, aber auch hier gibt es viele Unterschiede zwischen Norm und Wirklichkeit“, sagt Dresselhaus, der ehemals Geschäftsführer der Nokia Solutions and Networks GmbH & Co. KG war. Die Verlegetiefe ist als 3D-Koordinate jedoch nicht immer durchgängig in den Systemen für die Netzdokumentation hinterlegt. Da die gesetzlichen Normen die Dokumentation der Verlegetiefe zudem über Jahre nicht gefordert haben, sind die GIS-Systeme oftmals auch nicht auf die 3D-Dokumentation ausgelegt und vorbereitet.
Das Georadar ergänzt also das Dienstleistungsspektrum bei Tiefbauarbeiten. „Wir ermöglichen dabei durch die Untersuchung vor Ort eine detaillierte 3D-Dokumentation, ohne dass dafür Straßen- oder Erdoberflächen aufgerissen werden müssen“, so Mario Blanke, Geschäftsführer der LAO Ingenieurgesellschaft. Dies erhöhe nicht nur die Sicherheit, sondern sei auch kostentechnisch wesentlich günstiger als Grabungen, die entweder der reinen Detektion dienen oder sehr vorsichtig und dementsprechend langsam durchgeführt werden müssen – Stichwort Handschachtung. Auch hier soll die Digitalisierung somit dazu dienen, sowohl ökonomische als auch ökologische Optimierungen zu erzielen.
Interessierte Kunden können sich über das Georadar entweder bei Terra-Digital oder bei LAO beraten lassen und die Geräte bei beiden Unternehmen beauftragen. Zur besseren Abgrenzung seiner Dienstleistung hat LAO dafür den Markennamen LAO Underground Mapping eingeführt. „Wir kombinieren damit eine vollständige Leitungsauskunft und eine genaue 3D-Leitungsortung und unterstützen damit das theoretisch maximale Maß an Sicherheit bei Tiefbauarbeiten“, sagt Blanke.
Auskunftsprozesse mit Projektmanagementtool verwalten
Und das scheint nötig, denn der Tiefbauboom in Deutschland ist ungebrochen: „Durch den Breitbandausbau, die Energiewende sowie den Nachholbedarf bei der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ist eher noch eine Steigerung an Tiefbaukapazitäten zu erwarten – und das gerade in jenen Gebieten, in denen schon viel Leitungsbestand vorhanden ist“, so Blanke. Die Möglichkeiten des Georadars sollen auch hier dazu beitragen, dass der Rohr- und Leitungstiefbau gleichermaßen sicherer und schneller gemacht wird.
Das Dienstleistungs-Angebot von LAO umfasst das gesamte Spektrum an Dienstleistungen für die Leitungsrecherche und das Einholen und Aufbereiten der von den Netzbetreibern bereitgestellten Auskunftsdaten. Auch diesen Bereich baut das Unternehmen kontinuierlich aus, im letzten Jahr ist beispielsweise ein spezialisiertes Projektmanagement-Tool entstanden, das Auskunftssuchende vor allem bei der Leitungsrecherche, also der Abschätzung der Vollständigkeit, und dem Management der bereitgestellten Auskunftsdokumente unterstützt. „Es ist ein nicht unerheblicher Aufwand aus den verschiedenen Plänen der einzelnen Netzbetreiber einen Gesamtplan für die Baumaßnahme zu entwickeln“, weiß Blanke. Das Online-Tool stellt daher alle gelieferten Pläne strukturiert zur Verfügung. Dahinter stecken automatisierte Kommunikationsprozesse und eine Datenbank, die von LAO aufgebaut und gepflegt wird. Diese beinhaltet nach Angaben des Unternehmens Informationen über mehr als 10.000 Netzbetreiber in Deutschland und ist gewissermaßen „ein konkretes Substrat unser Erfahrungen mit Netzbetreibern und Bauausführenden“, so der Geschäftsführer. (sg)