Geospin liefert eine einheitliche und automatisierte Methode, um Daten aus verschiedenen Quellen zu einem kommunalen Wärmeplan zu verschneiden.
Welche Gebäude benötigen welche Wärmemengen und welche eignen sich für einen Anschluss ans Wärmenetz? Wo liegen Gebäude weniger als 75 Meter entfernt vom Wärmenetz? Und welche Gebäude können von Solarthermie unterstützt werden? Solche Fragen stellen Kommunen in einem Wärmeplan. Dazu müssen Daten verschiedenster Herkunft verschnitten werden. Über automatisierte Verfahren können so Wärmepläne für die gesamte Kommune erstellt werden, bei denen Fragen per Knopfdruck beantwortetet werden können, Ausbauszenarien erstellt und wirtschaftlich bewertet werden. Das Unternehmen Geospin GmbH aus Freiburg hat dazu ein neuartiges Planungsinstrumente entwickelt, das auf GIS-Technologie aufbaut.
Schwerpunkt liegt auf der Zusammenführung verschiedenster Datenquellen, der Bestandsanalyse und der zukunftsgerichteten Planung einer klimafreundlicheren Wärmeversorgung im Vergleich zum Status Quo. Das Unternehmen bezeichnet die Lösung als Location Intelligence. „Die Kommunale Wärmewende benötigt neuartige Planungsinstrumente, bei der unterschiedliche Ebenen kartenbasiert analysiert und dargestellt werden müssen“, sagt Dr. Sebastian Wagner, Geschäftsführer von Geospin. Alle Ebenen von der Erzeugung über Gebäude und Verteilnetzstrukturen bis hin zu soziodemographischen Daten werden betrachtet. „Erst wenn die Daten miteinander verknüpft und auf einer Karte abgebildet sind, können Schlüsse daraus gezogen werden“, sagt Andreas Hinz vom Thüga-Kompetenzteam Netze.
Vor allem gelte dies für die Planungsebenen der Gebäude und der Netze, die für die Wärmewende entscheidend sind. „Karten sind in der Lage, energietechnische Fragestellungen aus verschiedenen Perspektiven zu bündeln, Transparenz zu erzeugen und im idealen Fall konkrete Lösungsansätze aufzuzeigen“, so der Geschäftsführer. Die Berechnung von Distanzen und Erreichbarkeiten, also eine ausgesprochene GIS-Domäne, sei für die Planung der zukünftigen Energieinfrastruktur eine der wichtigsten Funktionalitäten.
Von der einfachen Visualisierung bis zur Wirtschaftlichkeitsanalyse
Das Vorgehen von Geospin sieht vor, zunächst einmal den Status Quo in den jeweiligen Stadtwerken und Kommunen zu erkennen. „Manche Stadtwerke sind bereits froh, wenn ihre Daten visualisiert und ohne GIS-Expertise in einem Webinterface zugänglich gemacht werden“, so Wagner. Andere sind eher auf der Suche nach weitergehenden Analysen. In einem nächsten Schritt verarbeitet Geospin Daten zur Versorgungsinfrastruktur und integriert diese in die interaktive Software. Die Nutzer finden dann beispielsweise Informationen zu ihren Gas- und Fernwärmeleitungen, zu Hausanschlussstationen und den Wärmebedarf auf Gebäudeebene, womit die Bestandsanalyse abgedeckt ist. „Im Bereich der Potenzialanalyse schauen wir uns beispielsweise an, wo es Verdichtungspotenziale für Fernwärme gibt und visualisieren auch diese Ergebnisse in unserer Location Intelligence Software“, so Wagner.
In der Regel gehen Kommunen bei der Kommunalen Wärmeplanung schrittweise vor und legen Teilziele fest – zum Beispiel die Identifikation von Gebäuden mit einem hohem Wärmebedarf, die dann vor dem Hintergrund des Anschlusspotenzials für unterschiedliche Sanierungsszenarien bewertet werden. Die Geospin-Software bietet hierfür auch automatisierte Filter an (Spatial Filter Service), mit dem ein automatisiertes Auswahl- verfahren durchgeführt werden kann.
Projekt in Braunschweig
Gemeinsam mit der Thüga AG und den Braunschweiger Unternehmen BS|ENERGY und KOM|DIA hat Geospin ein Projekt namens „Datenbasis für die Wärmeplanung der Zukunft“ in der niedersächsischen Großstadt, die ihre rund 250.000 Einwohner etwa zur Hälfte mit Fernwärme versorgt, durchgeführt. Konkret ging es darum, in einem Quartier, das noch wenig Fernwärmeanschlüsse besitzt, die Wirtschaftlichkeit von Erschließungsszenarien zu bestimmen.
Die BS|ENERGY Gruppe stellte den Location Intelligence-Fachleuten dafür Daten aus einer Bestandsanalyse zur Verfügung. Geospin kombinierte sie mit Verbrauchs- und Geodaten und bereitete sie auf. Analysiert wurden unter anderem Wärmeanschlussleistungen und -bedarfe für Gebäude und Straßenzüge, vor allem wurden aber finanzwirtschaftliche Kennzahlen erstellt. „Für uns ist entscheidend, gebäudescharf ablesen zu können, wie viel Wärme benötigt wird“, sagt Jan-Ole Dittberner, Projektmanager bei der KOM|DIA. „Gleichzeitig müssen wir das auch in aggregierter Form sehen können, also pro Straßenzug.“ Noch spannender wird es auf der nächsten Ebene: Die Karte gibt auch Auskunft über die Eigenkapitalrendite nach 25 Jahren. „Somit lassen sie erste finanzwirtschaftliche Rückschlüsse auf die zu tätigenden Investitionen ableiten“, so Dittberner.
Ein ähnliches Fazit zieht auch Florian Jäckel, Vertrieb/ Geschäftskunden bei den Stadtwerke Pinneberg GmbH, die ebenfalls Geospin-Kunde sind. „Das intuitive Webportal von Geospin ist bei uns regelmäßig im Einsatz und ermöglicht es uns, Kundenanfragen schnell zu beantworten. Durch die Visualisierung des Fernwärmenetzes kombiniert mit der Suchfunktion können wir mit wenigen Klicks herausfinden, ob ein Kunde in der Nähe des Fernwärmenetzes wohnt und wir einen Anschluss an das Netz ermöglichen können.“
Die smarten Karten von Geospin dienen also als Entscheidungsgrundlage und können auch verschiedene Möglichkeiten der Wärmeversorgung darstellen. Andreas Hinz vom Thüga-Kompetenzteam Netze empfiehlt, neben dem Ist-Zustand, das heißt etwa Alter und Energiebedarf der Gebäude, Potenziale wie Sanierungen in den digitalen Zwilling aufzunehmen. „Mit diesen Informationen lassen sich Szenarien erstellen, vergleichen und bewerten.“ Ein weiterer Vorteil der Location-Intelligence-Lösung liegt in der Automatisierung. „Bisher mussten wir uns die benötigten Daten in großen Teilen manuell beschaffen, per Geoinformationssystem und Google Maps und konnten nur sehr mühsam und händisch ganze Straßenzüge oder Quartiere analysieren“, sagt Dittberner. „Jetzt haben wir ein benutzerfreundliches Tool, das automatisiert Informationen anzeigt und übersichtlich darstellt, sowie wirtschaftliche Tendenzen verschiedener Lösungen bereitstellen kann.“
Über die Geospin GmbH
Geospin wurde aus einer Smart City Forschungsgruppe der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 2016 gegründet. Der Spezialist für Location Intelligence und Geo Machine Learning entwickelt insbesondere Lösungen für die Energiebranche. Hier bietet Geospin beispielsweise auch ein Analysemodell für die Elektromobilität an, bei dem die Auslastung von Ladesäulen deutschlandweit berechnet wird. 2020 übernahm die Thüga SmartService, eine Tochter der THÜGA AG, das Unternehmen. Geospin ist vom 23. bis 25. Mai auf der E-world in Essen. Wunschtermine gibt es unter: https://meetings.hubspot.com/sebastian-dr-wagner/e-world