Die Cloud-basierte Lösung für das Projektmanagement TimeLEAN von LSC GmbH beschleunigt Bauprojekte auch in der Kommunal- und Energiewirtschaft.
Das Thema New Work ist in aller Munde. Der strukturelle Wandel in der Arbeitswelt, beschleunigt durch Corona und die Digitalisierung aller Geschäfts- und Kommunikationsprozesse, greift schneller um sich, als es die Generation Y, die eigentlich als verändernde Kraft für die nächsten 20 Jahre vorgesehen war, noch vor einigen Jahren eingeschätzt haben mag. Flache Hierarchien, digitale Abstimmung, komplette Transparenz an Informationen in vernetzten Teams. In der Bauwirtschaft heißt dies, dass sich neue Management-Methoden zunehmend durchsetzen, die schon seit längerem in der „akademischen Schublage“ liegen, bisher aber noch nicht den Weg in die Praxis gefunden haben. Dazu zählen Ansätze des Lean Managements. Konkret heißt dies, dass das Baustellenmanagement nicht mehr anstatt abgegrenzter Vorgehensweise einzelner Teams („Silodenken“) organisiert wird, sondern kollaborativ. Das Ziel: Projekte effizienter machen, verbessern, Planungsfehler vermeiden und den Bauherren nachhaltiger zufriedenstellen.
Neuer Anbieter LSC
Der Clou dabei: Mit Cloud-Infrastrukturen ist inzwischen auch die IT-Basis dazu vorhanden, um solche kollaborativen Ansätze praktisch umzusetzen. Ein noch junger Anbieter von Projektmanagementsoftware, das zeitgemäße Management-Ansätze verfolgt, ist die LEAN Solutions & Consulting (LSC) GmbH aus Halle (Saale). Das Unternehmen zählt inzwischen ein interdisziplinäres Expertenteam aus 11 Mitarbeitenden mit langjähriger Erfahrung im Bereich Lean-Management. Mit TimeLEAN hat LSC in den letzten drei Jahren eine Software für die Branchen Infrastruktur und Verkehr, Hochbau, Industrie- und Anlagenbau sowie Hochspannungsnetze auf den Markt gebracht.
Die Produktentwicklung fand zunächst unter der Führung der kvin Ingenieursgesellschaft, bei der LSC-Geschäftsführer Tobias Richter auch Mitgesellschafter ist, statt. Die 2019 gegründete LSC GmbH hat das Ziel TimeLEAN eigenständig zu vermarkten.
TimeLEAN ist eine cloudbasierte Software, die ein kollektives Projekt- und Terminmanagement ermöglicht. „Die Grundanforderung ist, dass jeder Projektbeteiligte zu jeder Zeit alle Informationen zu dem Projekt in Echtzeit zur Verfügung gestellt bekommt“, sagt Richter. So herrscht jederzeit Transparenz über den Bearbeitungsfortschritt. Die bisherigen Projekte zeigen, dass die Praxis das hält, was der neue Management-Ansatz in der Theorie versprach: „Für die Mitarbeiter reduziert sich in der Summe der Arbeitsaufwand an Projekten, trotz des vermeintlichen Mehraufwands durch die Nutzung der Software“, so Richter.
Kernstück der Software ist eine interaktive TimeLine, also eine zeitliche Darstellung des Projektverlaufs inklusive aller notwendigen Interdependenzen bei der Ablaufsteuerung. „Verschiebt sich also eine einzelne Teilaufgabe, ist sofort automatisch ersichtlich, welche Auswirkungen dies auf alle anderen Teams hat“, so Richter. Jeder Mitarbeiter sehe dadurch sofort, welche Auswirkungen seine Tätigkeit auf den Gesamterfolg des Projekts habe, dies fördere die Motivation stark.
Die Grundlagen von TimeLEAN sind innerhalb eines Projektes der Deutschen Bahn AG in Halle (Saale) entstanden. Inzwischen wird TimeLEAN bei einer ganzen Reihe von Projekten der Deutschen Bahn AG, bei Ingenieurbüros oder auch der Energiewirtschaft eingesetzt. Dazu gehören die Veddeler Brücken im Süden Hamburgs, der zweigleisige Ausbau der Weddeler Schleife innerhalb einer Strecke von 21 Kilometern zwischen Braunschweig und Wolfsburg, der 250 Kilometer lange Ostkorridor Abschnitt Nord, eine Ausbaustrecke von Uelzen in Niedersachsen bis nach Halle (Saale), ein ICE-Werk in Cottbus und die Erneuerung der Sachsen-Franken-Magistrale bei Altenburg in Thüringen. Über den Partner GISA GmbH, dem IT-Dienstleister für die Kommunal- und Energiewirtschaft, werden auch viele Projekte in diesen Branchen umgesetzt. GISA hostet die Lösung auch unter anderem im eigenen Rechenzentrum.
LPS-basiertes Projektmanagement
LPS wurde in den 1980er Jahren von Glenn Ballard und Greg Howell aufbauend auf ihrer Forschung zur Verbesserung der Produktivität im Bauablauf entwickelt. In der Praxis konnte es nur mit hohem Auswand installiert werden, da dezentrale, über Mobilfunk oder Internet angebundene Systeme, die für jeden Mitarbeiter immer verfügbar waren und keine redundanten Datenstrukturen erforderten, noch nicht verfügbar waren. Sprich, es gab noch keine leistungsfähigen Cloud-Strukturen. „Mit den heutigen Möglichkeiten der IT haben wir endlich die Möglichkeit, den LPS-Grundsatz in der Praxis erfolgreich zu implementieren“, weiß Richter.
Bei LPS wird das Projekt vom sogenannten „Letzten Planer“ heraus gedacht, also von demjenigen, der die Arbeit letztendlich ausführt. Ein Paradigmenwechsel also dahingehend, dass die meisten Tools ein Projekt von der Planungsseite aus denken und die Ausführung am Ende des Prozesses liegt. Bei LPS spricht man daher auch vom Pull-Prinzip, das fertige Bauwerk zieht also Planungen bis zum Beginn der Arbeiten „hinter sich her“.
Alles zentral im Blick
Bei LPS werden Menschen, Systeme & Geschäftsprozesse transparent verbunden. Das heißt, jeder Teilnehmer und jedes Projektteam hat Zugriff auf alle Informationen der Beteiligten. „Man kann beispielsweise einfach innerhalb der Workflows zwischen Team-, Gewerke-, Baufeld- und Listenansicht wechseln“, beschreibt Richter.
In Kürze veröffentlicht die LSC eine App, die das Handling der Softwarelösung TimeLEAN noch nutzerfreundlicher gestaltet. Projektbeteiligte können diese App zukünftig nutzen, um eigene Tätigkeiten zu dokumentieren, Daten zu erfassen und mit anderen Teilnehmern zu kommunizieren.
Gemeinsam mit der GISA hat LSC noch dazu ein Forschungsprojekt im Fachbereich Informatik an der HTWK Leipzig initiiert. Innerhalb der Projektarbeit wird eine weitere App gestaltet, in welcher analoge Arbeitsprozesse (das Arbeiten mit herkömmlichen Klebezetteln innerhalb der Last-Planner-Methode) ganz einfach in eine digitale Form transformiert werden können.
Planungsprozesse, Ressourcen (personell + materiell) oder Zulieferungen werden in TimeLEAN als ganzheitlicher Prozess durchgehend abgebildet, so dass ein möglichst intuitiver Zugriff auf alle Informationen stattfinden kann und alle Beteiligten ein klares und gemeinschaftliches Verständnis des Projekts gewinnen können. Projekte werden durch Meilensteine und befristete Abschnitte (Wochenpläne etc.) strukturiert. „Das schafft verbindliche Ziele, zeigt die notwendigen Ressourcen und definiert die jeweils zu leistenden Vorleistungen sehr genau“, sagt Richter. Außerdem könne die Ermittlung von Konflikten und Puffern im Projektablauf automatisiert durchgeführt werden.
Zentrale Einheit für den Projektfortschritt ist der PEA-Wert, der für den Prozentualen Anteil erledigter Arbeiten steht. Dieser Wert kann bei einem Prozess, der von der Planung zur Ausführung denkt, nur unzuverlässig aufgeführt werden. Dies schaffe eine neue Form der Verbindlichkeit. Läuft ein Prozess zeitlich aus dem Ruder, werden sofort die Folgen für alle diejenigen ersichtlich, die von dem einzelnen Verzug betroffen sind. Sprich das Detail schlägt immer auf die ganzheitliche Projektsicht aus „höchster Flugebene“ durch. (sg)