Die Stadtwerke Bad Homburg v. d. Höhe haben MapEdit von Mensch und Maschine (MuM) eingeführt und haben so Schnittstellen, Datenmodelle und Auskunftslösungen an neue Anforderungen angepasst
Die Stadtwerke Bad Homburg v. d. Höhe versorgen rund 52.000 Bewohner der Stadt mit Wasser und etwa 45.000 Personen mit Erdgas. Die Stadtwerke beliefern die städtischen Einrichtungen mit Ökostrom und betreiben ein rund elf Kilometer langes Fernwärmenetz. Ein GIS mit einer Auskunftslösung war seit vielen Jahren im Einsatz, um Gas- und Wassernetz zu dokumentieren. Als der Aufbau des Fernwärmenetzes anstand, wurde dieses System auf den Prüfstand gestellt. Gab es inzwischen flexiblere GIS, mit denen man leichter Pläne in den gewünschten Formaten, Maßstäben und Ausschnitten drucken konnte? Hatte die Benutzerfreundlichkeit Fortschritte gemacht, so dass die Monteure die Systeme einfacher bedienen konnten, um bei Notfällen schneller und kundenfreundlicher reagieren zu können?
Mit diesen Fragen knüpften Mitarbeiter der Stadtwerke bereits auf der Intergeo 2013 erste Kontakte zu MuM. „Wir hatten schon da das Gefühl, bei diesem Anbieter in guten Händen zu sein. Die Präsentation auf der Messe war sehr aussagekräftig“, erzählt Holger Lange, GIS-Administrator bei den Stadtwerken. Mit der Unterstützung von externen juristischen Beratern wurde ein Ausschreibungsprozess gestartet. Die Anbieter sollten nicht nur ein modernes GIS offerieren, sondern ebenfalls die reibungslose, fehlerfreie Migration der Daten sicherstellen und Schnittstellen zu Berechnungs-, Dokumentations-, Archivierungsund Abrechnungslösungen liefern können. Zudem sollte eine leichte Netzverfolgung ermöglicht werden. So erhielt das Unternehmen den Zuschlag für die Installation von MuM MapEdit. „Dass der Preis bei MuM konkurrenzfähig war, lag auch daran, dass schon unser früheres GIS auf AutoCAD basierte“, sagt Holger Lange. „Wir brauchten keine neuen AutoCAD-Lizenzen zu kaufen.“
Migrieren und optimieren
Im August 2014 wurde der Auftrag an die lokale MuM-Niederlassung erteilt, und der erste Schritt war die Migration der Daten. Dabei wurde darauf geachtet, dass man die Daten nicht nur ins neue System übertragen, sondern gleichzeitig optimieren konnte. Als Beispiel nennt Holger Lange die sogenannten Gasströmungswächter, die in alle neuen Hausanschlussleitungen eingebaut werden, bei denen bestimmte Druckverhältnisse überschritten sind. Diese Einbauteile waren im alten GIS nur grafisch in den Plänen gekennzeichnet worden. Bei der Migration wurde aus dem „dummen“ grafischen Symbol ein Bauteil, das mit einer eindeutigen Bezeichnung in die Datenbank aufgenommen wurde. Jetzt können die Benutzer gezielt nach Gasströmungswächtern suchen und Auswertungen erstellen.
Wichtig ist den Mitarbeitern der Stadtwerke vor allem die Netzverfolgung im Gas- und Wassernetz: Heute finden die Monteure mit dem neuen GIS bei Wasserrohrbrüchen sehr schnell die nächstgelegenen Absperreinrichtungen, so dass sie das Wasser abstellen können, bevor Keller ganz volllaufen. Im Rahmen der Netzverfolgung sieht man jedoch nicht nur Absperreinrichtungen, sondern die Software gibt auch die Anschlüsse und damit die Gebäude aus, die von der Versorgungsunterbrechung betroffen sind. Die Rückmeldungen der Mitarbeiter sind nach Angaben der Stadtwerke positiv, unter anderem aufgrund der einfachen Bedienung.
Anbindung an SIPArchiv
Sämtliche Fachschalen (Gas, Wasser, Fernwärme, Vermessung und Topographie sowie Mess- und Steuerkabel) sind mit dem SIPArchivsystem verbunden. Dadurch können zum Beispiel Einmessungsskizzen von Schieberkreuzen und Hausanschlüssen sowie gescannte Dokumente, die im Archiv abgespeichert sind, lagebezogen beziehungsweise georeferenziert mit dem GIS verknüpft werden. So gelangt man per Mausklick vom Plan in MapEdit zu einer eventuell vorhandenen Einmessungsskizze und erkennt schnell, welche Teile und Formstücke an dieser Stelle verbaut sind.
Überbauten und Dienstbarkeiten
Eine weitere, entscheidende Neuerung ist die Möglichkeit, ALKIS-Daten mit den Leitungsnetz-Informationen zu verschneiden. So lässt sich feststellen, ob Leitungen – verbotenerweise – durch Häuser, Garagen oder Schuppen überbaut wurden. Eine neue Fachschale „Leitungsrechte“ liefert quasi per Mausklick eine Übersicht der Leitungsrechte und Dienstbarkeiten. Die zugehörigen Verträge sind über die SIPArchiv-Schnittstelle verknüpft. Das Datenmodell für das Gas- und Wassernetz wurde im Zuge der Migration so aufgebaut, dass die Netzdaten über eine Simple-Objekt-Access-Protokoll- Schnittstelle (SOAP) digital an die zuständigen Aufsichtsbehörden übermittelt werden können. Statistiken über die Leitungsnetze und eventuell aufgetretene Störungen oder Schäden lassen sich mit Hilfe des neuen GIS leicht erstellen.
Ebenfalls in Betrieb ist die Schnittstelle zum hydraulischen Berechnungsprogramm Stanet. Bei der Übergabe der technischen Netzdaten werden nun unter anderem die punktförmigen Symbole für Gasdruckregelanlagen in Linien umgewandelt.
Aktuell soll das GIS noch um die Schadenserfassung erweitert werden und, da die Stadtwerke ein ERP-System der Schleupen AG einsetzen, sollen auch mit ihm in Zukunft Daten ausgetauscht werden. Dies sowohl für die Verbrauchsabrechnung als auch für die Instandhaltung. Dafür sind umfassende Regeln zu definieren und IT-technisch umzusetzen. „Auch die Schleupen-Schnittstellen sind auf einem guten Weg“, findet Holger Lange und sagt abschließend: „Wir sind heute froh, dass wir vor drei Jahren die Ablösung des alten GIS beschlossen haben. MuM ist für uns ein wertvoller Partner geworden, der uns bis jetzt auf alle unsere Fragen gute und konstruktive Antworten und Lösungen angeboten hat.“