Wetter- und Umweltdaten und eine zentrale Datenplattform für Verkehrserhebungen – wie passen diese unterschiedlichen Aspekte zusammen? Die Antwort darauf liefert der Mobility Data Space. Der neue Datenmarktplatz wurde von BMW, CARUSO, Mercedes-Benz, der Deutschen Bahn, der Deutschen Post Group, HERE Technologies, der HUK-COBURG und der Volkswagen Group entwickelt und soll einen „Beitrag zu einer sicheren, umweltfreundlichen und nutzerfreundlichen Mobilität leisten“, wie Karl-Heinz Streibich, Vorsitzender des Steuerkreises des Mobility Data Space und acatech-Präsident, erläutert. Koordiniert und gesteuert wird die Plattform von acatech, die auch als Gründungsgesellschafterin der 2021 gegründeten Mobility Data Space-Trägergesellschaft DRM Datenraum Mobilität GmbH ist. Seit Mitte Oktober 2021 unterstützt auch eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. den Mobility Data Space. Oliver Süme, eco-Vorstandsvorsitzender, wird in diesem Zusammenhang Mitglied im neu gegründeten Expertenrat des Datenmarktplatzes.
Der Mobility Date Space geht zurück auf einen Beschluss der Konzentrierten Aktion Mobilität aus dem November 2019. An der Konzeption der Plattform haben mehr als 200 Stakeholder der deutschen Mobilitätsbranche aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung mitgewirkt. Als erstes Bundesland wird Nordrhein-Westfalen nach dem operativen Betriebsstart am 01. Januar 2022 als Gesellschafter beitreten. Der Mobility Date Space hat sich zum Ziel gesetzt, die Branche um innovative, umwelt- und nutzerfreundliche Mobilitätskonzepte anzureichern, indem er allen Nutzern gleichberechtigt und transparent Zugang zu Daten verschafft. Nutzer haben auf diese Weise die Möglichkeit, an den Wertschöpfungspotenzialen ihrer Daten teilzuhaben. Bis 2024 ist die Teilnahme zudem kostenfrei möglich.
Daten als Schlüsselressource
Grundgedanke des Datenmarktplatzes ist, dass Daten die Schlüsselressource unserer Zeit sind. Im Mobility Date Space vernetzt sich die Mobilitätscommunity, um Daten miteinander zu teilen. So sollen innovative und intelligente Produkte und Leistungen für die Mobilität der Zukunft entstehen können. Auch werden im Mobility Data Space Daten gehandelt, die die Entwicklung von Mobilitätskonzepte fördern – und das auf Basis hoher Standards bei Datenschutz und Datensicherheit „Made in Europe“.
Dabei haben sich die Initiatoren insgesamt fünf Benchmarks gesetzt, die sie erfüllen wollen und die Vorteile für Nutzer mit sich bringen sollen – „Transparent und Souveränität“, „One-stop-shop für Mobilitätsdaten“, „Nutzerfreundlichkeit“, „Sicherheit“ sowie „Wertschöpfung fließt an den Nutzer“. So sollen alle Teilnehmer zu denselben Konditionen Zugang zum Mobility Date Space erhalten. Diese Konditionen zur Nutzung einzelner Datenangebote werden dabei frei zwischen Datengeber und Datennehmer vereinbart. Wer also Daten innerhalb des Mobility Date Space zur Verfügung stellt, kann frei entscheiden, wer zu welchem Preis die Daten erwerben kann. Außerdem findet der Datenaustausch direkt zwischen den beiden Vertragspartnern statt.
Dezentrale Konzipierung
Darüber hinaus bietet der Mobility Data Space seinen Nutzern eine breite Palette an Mobilitätsdaten, von der aktuellen Wettersituation über Baustellen bis hin zur Luftqualität. Dafür gewährt der Datenmarktplatz zusätzlich zu den Daten, die seine Anwender bereitstellen, auch Zugang zu den Datenangeboten im bestehenden Nationalen Zugangspunkt für Mobilitätsdaten (beispielsweise Informationen zu Straßenbaustellen und/oder verfügbaren Lkw-Parkplätzen an Fernstraßen). Hinsichtlich Datenschutzstandards, Dezentralität und Selbstbestimmungsrechten unterscheidet sich der Mobility Date Space von bestehenden Datenmarktplätzen: die Funktionsweise des Mobility Data Space ist konform mit dem Kartellrecht, der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sowie den Vorgaben und Überlegungen auf europäischer Ebene zum Data Governance Act (DGA), Digital Service Act (DAS) sowie Digital Markets Act (DMA). Dabei wurde der Mobility Data Space gemäß dem Prinzip „Security by Design“ dezentral konzipiert, lediglich der Datenkatalog ist zentral gespeichert. Die Daten liegen damit bei den Nutzern. Weil es sich bei der Trägergesellschaft um eine Non-Profit-Organisation handelt, fließt die Wertschöpfung dabei fast vollständig an die Datenlieferanten und -nutzer.
Doch wie passen nun Wetter- und Umweltdaten und eine zentrale Datenplattform für Mobilitätsdaten zusammen? Beim Mobility Data Space werden beispielsweise Wetterdaten mit anderen Daten verschnitten, um die Mobilitätskonzepte für die Nutzer anzupassen. Denn: Das Wetter beeinflusst, welche Mobilitätsoption wir wählen, wie ausgelastet Verkehrswege und -mittel sind und wie sicher wir ans Ziel kommen. Regnet es, werden nur die Wenigsten mit dem Fahrrad fahren, sondern lieber ÖPNV und/oder eigenen Pkw nutzen. Wissen Mobilitätsanbieter bereits vorher, welches Wetter wahrscheinlich herrschen wird, können sie ihre Konzepte dementsprechend an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. Ähnliches gilt beispielsweise für Umweltdaten. Werden diese Informationen mit anderen Daten, etwa zur Auslastung von Straßen, verknüpft, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Mobilität umweltfreundlicher zu gestalten. Mit dem Mobility Data Space sollen diese innovativen Lösungen identifiziert und umgesetzt werden. Außerdem fließen Infrastrukturdaten sowie solche zur Verkehrssicherheit in den Mobility Data Space. (jr)