Die Terra-Digital GmbH aus Hofheim am Taunus hat sich auf Leitungsortung und Bodensondierung mittels Bodenradar spezialisiert. Dabei deckt das Unternehmen alle Wertschöpfungsbereiche von der Datenerfassung über die Auswertung bis hin zur Dokumentation ab.
Viele (Hobby-)Sportler werden es kennen: durch eine schmerzhafte Verletzung wird der Gang zum Arzt notwendig. Besteht der Verdacht auf Schäden an Muskeln und Knorpel, ordnen die Mediziner oftmals eine Magnetresonanztomographie an, um die betroffenen Körperstellen zu untersuchen. Während die Patienten aus dem aufgenommenen MRT-Bild meist nichts herauslesen können, identifizieren Fachärzte auf einen Blick die Verletzung. Für sie sind die kryptischen Daten wie ein offenes Buch.
Eine vergleichbare Expertise besitzt das Unternehmen Terra Digital aus Hofheim am Taunus – nur, dass es ein Georadar benutzt und damit in den Untergrund „schaut“. Die Aufgabe dabei ist es, unterirdische Infrastruktur wie etwa Rohre und Leitungen genau zu lokalisieren, ohne Grabungen durchführen zu müssen. „Die Technologie des Bodenradars gibt es schon seit einigen Jahren, die Leistungsfähigkeit der Anwendung ist in den letzten Jahren mit den modernen Auswertemethoden so stark gewachsen, dass wir sehr belastbare Ergebnisse produzieren können“, sagt Wilhelm Dresselhaus, Geschäftsführer der Terra Digital.
Ortung von allen Leitungstypen
Ein Georadar ermöglicht die zentimetergenaue Ortung von allen Leitungstypen bei Projektgrößen bis zu mehreren Hundert Kilometern Trassenlänge – auch von Kunststoff- und/oder Telekommunikationsleitungen. „Es konnten sogar dünne Lichtwellenleiter (LWL)-Kabel mit dem Georadar detektiert werden“, berichtet Dresselhaus. Zudem können Bodenanomalien wie Fundamente oder Hohlräume mit dem Georadar geortet werden. „Mit unseren Geräten werden sogenannte Radargramme erzeugt, die softwaregestützt ausgewertet und analysiert werden“, so der Geschäftsführer. Im höchsten Qualitätslevel A kann der Auftraggeber mit einer Genauigkeit der (Tiefen-)Lage von 10 Zentimetern rechnen. Als Ergebnis entstehen Dokumentationen entweder in Form von 2D-Karten inklusive Tiefenangaben, die in PDF-Formaten oder in Standard-3D-Formaten für CAD oder Geo-Informationssysteme ausgegeben werden.
Belastbare Ergebnisse gibt es nach Angaben von Terra Digital je nach Bodenverhältnissen bis zu zwei Metern Tiefe. Wasser, Schnee oder bindige Böden (hoher Anteil an Ton oder Lehm) gelten als Herausforderung, weshalb es dort „nur“ bis zu etwa einem Meter Tiefe lokalisiert werden kann.
Unterschiede zwischen Norm und Wirklichkeit
Vor allem liefert das Unternehmen den Auftraggebern auch Informationen zu der Verlegetiefe, was gerade im Bereich Rohrleitungen und Netze eine gefragte (weil oft unbekannte) Kenngröße ist. „Die Mindestverlegetiefe ist zwar je nach Versorgungssparte genormt, aber auch hier gibt es viele Unterschiede zwischen Norm und Wirklichkeit“, sagt Dresselhaus. Da die Dokumentation der Verlegetiefe von Normen und Richtlinien in der Vergangenheit nicht gefordert war, weisen GIS-Systeme im Bereich Versorgungsnetze diese 3D-Daten auch nicht aus.
Dass die grabungslose Inspektion darüber hinaus kostengünstiger ist als Tiefbauarbeiten, liegt auf der Hand. Dresselhaus gibt hier je nach Anwendungsfall den Faktor vier bis fünf an. Zumal die verkehrstechnischen Einschränkungen minimal sind. Lediglich für das „Befahren“ der untersuchten Stelle (ähnlich dem Rasenmähen im langsamen Schritt) muss der Verkehr für kurze Zeit pausieren. „Bisher ist das Bodenradar bei Planungen von Tiefbauarbeiten noch nicht standardmäßig in Prozesse integriert und daher wird viel Geld für Suchgrabungen ausgegeben“, sagt Dresselhaus.
Sensoren im Einsatz
Terra-Digital hat sich auf Leitungsortung und Bodensondierung spezialisiert und deckt dabei alle Wertschöpfungsbereiche von der Datenerfassung über die Auswertung bis hin zur Dokumentation ab. Dafür nutzt das Unternehmen aus Hofheim zwei verschiedene Bodenradare von Leica Geosystems: den DS2000 und den Steam C, die jeweils für unterschiedliche Anwendungsfälle konzipiert wurden.
Der Leica Steam C hat eine Zentralfrequenz von 600 Mhz und kann bei einer Messgeschwindigkeit von bis zu 6 km/h genaue Ergebnisse liefern. Der DS2000 arbeitet mit einer zentralen Antennenfrequenz von 700 Mhz und gleichzeitig 200 Mhz. Damit kann in nur einem Messschritt in unterschiedlichen Tiefen gemessen werden.
Die Anwendungsfälle sind zahlreich. Neben der Leitungsortung finden sich Beispiele bei der Erstellung eines Gesamt-Trassenplans der Bestandsleitungen (bis zu mehreren Hundert Kilometern Länge) oder beim Festlegen der Trassenfreiheit für Neuverlegungen. Aber auch bei einfachen Leitungssuchen sowie der Identifizierung von Bodenanomalien kommen Georadar-Lösungen zum Einsatz. Viele Projekte führt das Unternehmen auch im Bereich von Stadtbäumen durch, deren Wurzelwerk Schäden davontragen können. Interessantes Anwendungsgebiet ist auch der Garten- und Landschaftsbau. (jr)