Das Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (HeiGIT) veröffentlicht mit OSHDB 1.0 eine professionelle Software, die über ein einfaches Dashboard eine Analyse und Visualisierung der Entwicklung von OpenStreetMap-Daten ermöglicht. OSHDB steht für OpenStreetMap History Data Base. Mit der Version 1.0 wurde der Schritt vom Prototypen zur professionellen Software getan. Die Software kann Beiträge, Änderungen und Löschungen analysieren und visualisieren, und das rückblickend über einen Zeitraum bis ins Jahr 2007.
OpenStreetMap ist ein Online-Kartendienst, zu dem alle Menschen beitragen. Jede Änderung, jedes hinzugefügte oder gelöschte Detail und jede Beschreibung wird gespeichert und archiviert – was in einer enormen Menge historischer OSM-Daten resultiert. OSHDB hilft nun dabei, diese Daten zu verwenden: Über ein Dashboard können Nutzende eine bestimmte Region auswählen oder selbst einzeichnen, gegebenenfalls die gewünschte Geometrie oder Attribute (die Art der Objekte) genauer spezifizieren und sich alle Datenänderungen, Beiträge oder Löschungen seit 2007 anzeigen und in einem übersichtlichen Diagramm visualisieren lassen. Das Dashboard ist dabei der einfachste Weg: Anwender:innen können über die ohsome API auch komplexe Abfragen vornehmen.
Der Blick in die OSM-Vergangenheit liefert Erkenntnisse über die Qualität der Daten: Sind in einer bestimmten Region seit einiger Zeit keine Veränderungen erfasst, ist dieses Gebiet vermutlich gesättigt, das heißt: nahezu vollständig kartiert. Sind immer wieder sprunghafte Änderungen zu erkennen oder steigt die Zahl an Veränderungen kontinuierlich, steckt das ausgewählte Gebiet vermutlich noch im Kartierungsprozess und ist noch nicht vollständig erfasst. Solche Informationen sind etwa wichtig für Wissenschaftler:innen, die sich mit der Qualität und Vergleichbarkeit von OpenStreetMap-Daten befassen, haben aber auch praktischen Nutzen, etwa für humanitäre Organisationen. In Krisenfällen verlassen diese sich auf OSM, da die Daten schnell aktualisiert und den jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden können. Aufgrund von Naturkatastrophen unbefahrbare Straßen werden unmittelbar in der Karte vermerkt. Das Deutsche Rote Kreuz und das Humanitarian OpenStreetMap Team sind zum Beispiel seit Jahren enge Partnerorganisationen des HeiGIT, und Tools wie OSHDB genau für diese Zielgruppe optimiert.
Während aktuelle OSM Daten relativ leicht zu analysieren waren, stellten historische Beiträge noch vor wenigen Jahren die User:innen vor Herausforderungen. „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mussten ihr eigenes Setup und ihren eigenen Weg zum Datenauswerten finden“, sagt Alexander Zipf, Professor für Geoinformatik und Geschäftsführer des HeiGIT. 2016 begannen Rafael Troilo und sein Team mit der Arbeit an den ersten Arbeitsversionen von OSHDB. Nach Jahren des Optimierens hat das Team um Big Data-Experte Benjamin Herfort mit der Version 1.0 nun eine professionelle Anwendung ermöglicht: „Wir haben gezeigt, dass wir wissenschaftliche Ideen in stabile Software überführen können.“
https://ohsome.org/apps/dashboard/
www.heigit.org
www.klaus-tschira-stiftung.de