„Ohne kontinuierliche as-built-Dokumentation kein BIM“ – mit diesem Slogan ist das neue Unternehmen vigram dieses Jahr gestartet. Mit dem viDoc gibt es bereits eine innovative Vermessungslösung, die aus dem Smartphone einen professionellen GNSS Rover im „Westentaschenformat“ macht. Mit viPoint launcht vigram nun einen besonderen Service zur automatisierten Optimierung von 3D-Punktwolken.
Drei Fragen an Nicolai Nolle
Herr Nolle, wie genau lässt sich viPoint beschreiben?
viPoint bedient eine stetig steigende Nachfrage zur effizienten Bearbeitung von Punktwolken. Denn die bisherige Praxis zeigt, dass heute noch jede Punktwolke verbessert und angepasst werden muss, um im digitalen Workflow optimal eingesetzt werden zu können. viPoint verbessert alle Basisfunktionen bei der Auswertung von 3D-Punkt-wolken, also Optimieren, Klassifizieren und Segmentieren.
Was ist das Besondere an viPoint?
Das Besondere ist, dass die Bearbeitung der Punktwolken voll automatisiert erfolgt. viPoint nimmt den Planern, Überwachern oder Vermessern also die sehr zeitaufwändige Arbeit der manuellen Punktwolkenbearbeitung ab – so dass sie sich parallel schon um das nächste Projekt oder andere Aufgaben kümmern können. Dafür haben wir spezifische KI-basierte Algorithmen entwickelt. Besonders stolz sind wir auf unsere Ergebnisse im Umgang mit UAV-Ergebnisdatensätzen, die über einen kombinierten Ansatz unter Verwendung der Punktewolken und Orthophotos sehr viele Detaillierungen zulässt. viPoint ist darauf spezialisiert, Überflüssiges voll automatisiert zu erkennen, herauszurechnen, um nachgelagert sehr schnell und einfach zum Beispiel ein verbindliches Abrechnungsmodell erzeugen zu können.
vigram hat bereits eine Partnerschaft mit der RIB Software AG geschlossen. Wie sieht diese konkret aus?
Wir freuen uns sehr, mit RIB als führendem Anbieter von IT-Lösungen für die Verknüpfung von virtuellem und realem Bauen zusammenzuarbeiten. Im Zuge der strategischen Partnerschaft ermöglichen wir es Anwendern von RIB itwo Civil, direkt aus der Lösung auf den viPoint-Service zugreifen. Die mit viPoint gerechneten Daten sind in der CAD Software unmittelbar 1 zu 1 nutzbar. So haben sie einen optimalen Workflow in ihrer vertrauten Umgebung.
Wie kann eine praktische Weiterentwicklung eines klassischen GNSS Rovers aussehen? Er sollte klein, handlich und einfach zu bedienen sein. Zudem lange Batterielaufzeiten aufweisen und auch bei rauen Einsatzbedingungen zuverlässig funktionieren. Und natürlich in Sachen Genauigkeit eine zentimetergenaue Punkterfassung gewährleisten. Zudem sollte er kostengünstig in der Anschaffung und flexibel einsetzbar sein. Soweit die in vielen Anwendungsbranchen weit verbreitete Wunschliste für die moderne, satellitengestützte Vermessung. Aber eine Lösung, die sowohl ein Lasermessgerät als auch die photogrammetrische Generierung von 3D-Punktwolken integriert hat und das auf Basis eines handelsüblichen iPhones? Viele Anwender scheuen sich noch vor einer derart kühnen Produktvorstellung, die den heutigen Lösungen funktional so weit voraus ist. Denn Speziallösungen für 3D-Laserscanning haben sich in den letzten Jahren gerade erst etabliert und die photogrammetrische 3D-Vermessung wird heute meist von speziellen Drohnenteams erledigt.
Drei Funktionen in einem
Dass alle drei Funktionen in einem handlichen Gerät vereint werden können und das noch auf dem Präzisionsniveau von Speziallösungen, hat die Firma vigram bereits gezeigt, als sie in diesem Jahr den viDoc am Markt vorgestellt hat. Das Gerät basiert auf einem iPhone, das als Recheneinheit, Kamera und Kommunikationseinheit genutzt wird. In einem handlichen Zusatzgerät, in das das iPhone einfach eingeklinkt wird, sind wichtige Funktionen für die GNSS-Vermessung untergebracht (etwa eine Spezialantenne, ein Laserscanner sowie eine inertiale Messeinheit (IMU)). „Damit lassen sich GNSS-Vermessungen mit einer Genauigkeit von bis zu einem Zentimeter durchführen“, fasst COO und Co-Founder Nicolai Nolle zusammen.
Laser statt Roverstab
Für das punktgenaue Messen per Laser sorgen ein Boden- und ein Frontlaser, mit dem man einfach Entfernungen messen kann. Damit wird auch die Roverfunktion unterstützt, denn der Laser sorgt für exakte Distanzmessungen zum Boden, um z.B. Passpunkte einzumessen. Der bekannte Roverstab wird also für viele Anwendungen überflüssig, zumal auch schwierige Stellen wie etwa Gräben oder Schächte gefahrlos und einfach eingemessen werden, und das mit Winkeln von bis zu 20 Grad. Über den Frontlaser sind ebenso einfache und schnelle, exakte Distanzmessungen möglich, etwa beim Erfassen von Erdmassen.
Neuer Punktwolken-Service viPoint
Mit viPoint bringt vigram einen neuen Dienst für die Optimierung von 3D-Punktwolken heraus. Damit ergänzt das Unternehmen sein in diesem Jahr vorgestelltes Portfolio für die smarte Bestandsdokumentation. Es stellt einen automatischen Punktwolken-Service dar, der über das Web als Service bereitgestellt wird. Er basiert auf dem neuesten technologischen Standard der Punktwolken-Auswertung und optimiert demnach die Segmentierung und Klassifizierung von Objekten.
Stehen 3D-Punktwolken zur Verfügung, die per Drohnenbefliegung erzeugt wurden, finden sich dort meist Daten, die nicht zum eigentlichen Bauprojekt gehören. Dies können Baumaschinen oder Lagerplätze sein, die zufällig dort standen. Die Bereinigung der Punktwolken erfordert meist ein hohes Maß an Handarbeit. viPoint erkennt solche Objekte automatisiert und rechnet diese heraus, um so eine belastbare Datengrundlage, z.B. für ein Abrechnungsmodell, zu bekommen.
Ein Anwendungsbeispiel ist auch die automatische Erkennung von Schäden in der Straßenoberfläche. Die Auswertung auf Basis von KI und neuronalen Netzen liefert eine komplette Schadenskartierung. Einzelne Schäden werden identifiziert, klassifiziert und können per Web-Viewer angezeigt werden.
Ebenso können Punktwolken und Orthofotos zusammen ausgewertet werden, um beispielsweise Fahrbahnränder präzise aufzunehmen – also eine komplexe Aufgabe, die mit Punktwolken allein nur sehr schwer durchführbar ist.
viPoint kann beliebige photogrammetrische und laserscanbasierte aufgenommene Daten auswerten. Der Dienst ist frei skalierbar, es können also Punktwolken in beliebigen Maßstäben verarbeitet werden, die beispielsweise von Mobile-Mapping-Projekten oder großen terrestrischen beziehungsweise Drohnen-basierten Scanprojekten stammen können. (sg)