Die Deutsche Telekom hat gemeinsam mit divirod eine Lösung entwickelt, die auf Echtzeit-Sensoren basiert und lagegenaue Informationen über Wasserkatastrophen liefert. Das soll in der Folge die Resilienz gegenüber Wetterextremen erhöhen.
Immer häufiger treten Wetterextreme mit schweren Folgen für Menschen und Umwelt auch in Deutschland auf. Sie bringen Stürme, Starkregenereignisse, Überschwemmungen und lassen den Meeresspiegel insgesamt ansteigen. Gemeinsam mit dem Datenspezialisten divirod bietet die Deutsche Telekom Kommunen und Unternehmen nun eine digitale Lösung an, die zu Wasser-Risiken informieren und warnen soll. Dafür erfassen digitale Sensoren Wasserstände in Stauseen und Flüssen, überwachen Küsten oder Schneemengen auf Dächern. Die Lösungen sind bereits vielfach auch in der Praxis erprobt: So sammeln Sensoren beispielsweise in Risikogebieten wie dem US-Bundesstaat Florida Wasserdaten zur Vorsorge vor Stürmen und schützen das Kulturerbe in Venedig gegen den ansteigenden Meeresspiegel. An anderen Standorten in den USA und Europa werden zudem Daten von Trinkwasserspeichern und Stauseen erfasst.
„Wie wir dieses Jahr auch in Deutschland sehr dramatisch gesehen haben, können Wasserkatastrophen uns alle betreffen. Mit der digitalen Lösung von divirod und Telekom lassen sich Wasserstände verfolgen – und das kontinuierlich, genau und völlig automatisiert“, berichtet Dennis Nikles, Geschäftsführer Deutsche Telekom IoT GmbH. Anhand der erfassten Daten könnten zudem die langfristigen Effekte des Klimawandels sichtbar gemacht werden. „Unsere Technologie hilft somit, vorausschauend zu denken und zu handeln, um so Katastrophen im besten Fall zu vermeiden oder die Folgen zu lindern.“ Und das ist dringend nötig: neben der Gefahr, die solche Wasserkatastrophen für Betroffene bedeutet, bedeuten die Wetterextreme auch wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe.
Resilienz erhöhen
Um die Resilienz gegen solche Ereignisse zu erhöhen, sammeln die Sensoren von divirod weltweit und rund um die Uhr Wasserdaten. Sie erfassen den Wasserstand, Gezeiten, Schnee, Eis und Niederschlag. Die Sensoren sind mit SIM-Karten der Telekom bestückt, die die Daten über das weltweite Telekom-Netz (LTE-M, Long Term Evolution for Machines) an die Cloud von divirod übermitteln. Kunden erhalten dann lokale, individuelle Wasserdaten, die sie jährlich und nach Verbrauch im Data-as-a-Service (DaaS)-Modell bezahlen. Investitionskosten in die Lösung entfallen somit, da die Sensoren von divirod betrieben und gewartet werden. Zudem bietet die Telekom diese Services nun auch in ihrem Lösungs-Portfolio an.
Der Mobilfunkstandard LTE-M ist speziell auf die Konektivität für Anwendungen im Internet of Things (IoT) ausgelegt und 5G-kompatibel. Es zeichnet sich durch geringe Latenzzeiten, niedrigen Energieverbrauch und eine hohe Verfügbarkeit in Innenräumen aus. LTE-M steht in über zehn Ländern über die Telekom zur Verfügung sowie über die Netzbetreiber AT&T in den USA und NTT DoCoMo in Japan. Wenn keine Konnektivität mit LTE-M möglich ist, werden die Standards 2G oder LTE genutzt.
„Bestehenden Modellen fehlt es an ausreichenden Wasserdaten für eine genaue Risikovorhersage. Wir arbeiten daran, eine möglichst vollständige Datenbank von Wasserdaten aufzubauen“, betont Javier Marti, Gründer und Geschäftsführer von divirod. Die satellitengestützten Sensoren liefern dabei Daten in Echtzeit. Zudem lassen sich aktuelle Lagebilder aufgrund der Vergleichbarkeit und Detailtiefe der Werte erstellen. Die Technologie ist damit hochskalierbar, kostengünstig und kann weltweit eingesetzt werden. „Wir erreichen Resilienz, wenn wir intelligent und nachhaltig auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren können. Wasserdaten sind der Schlüssel für schnelle Reaktionen, mittelfristige Entscheidungen und langfristige Planungen.“
Vollautomatisierte Überwachung
Bei starken Regenfällen treten Flüsse schnell über die Ufer oder Seen und Staudämme laufen voll. Immer häufiger kommt es zu schweren Auswirkungen für Mensch und Umwelt mit enormen finanziellen Folgen. Herkömmliche Methoden, um Wasserpegel zu messen, sind häufig manuell, mitunter ungenau, wartungs- und kostenintensiv sowie anfällig für Umgebungseinflüsse. Sie liefern keine belastbaren Messwerte. Die Lösung von divirod und der Telekom überwacht vollautomatisiert Wasserstände in Stauseen und Flüssen oder warnt bei Hochwasser, Schneeansammlungen und Eis auf Dächern und Straßen. Sie bietet den zuständigen Behörden rund um die Uhr Daten in Echtzeit.
Für die Immobilienbranche wurde die darüber hinaus „divirod RoofWatch“ entwickelt. Die Lösung überwacht Dächer von Gewerbeimmobilien oder großen Lagerhallen 24 Stunden pro Tag. Der Service alarmiert bei zu viel Wasser, Schnee oder Eis auf dem Dach. So wird die Einsturzgefahr minimiert und die Gebäudesicherheit erhöht. Die Technologie erkennt auch frühzeitig Staus in Abflüssen. Schäden innerhalb und außerhalb von Anlagen werden vermieden und die Betriebsrisiken gemindert.
Zudem bedrohen Flutwellen und der weltweite Anstieg des Meeresspiegels die Küstengebiete. Die Schäden für Grundstückseigentümer, Unternehmen und kritische Infrastrukturen sind groß, ebenso die wirtschaftlichen Folgen. Maßnahmen zur Vorbeugung und zum Schutz sind mit bestehenden Technologien begrenzt. Die digitale Lösung überwacht Küsten und erfasst Daten über Flutwellen, starke Wellenaktivität und möglichen Küstenerosionen. Sensoren an der Küste berechnen, wann eine Flut auf das Land trifft. Mit diesen Daten lassen sich Maßnahmen zum Schutz von Vermögenswerten umsetzen, belegen und bei Versicherungen, Finanzunternehmen und Kommunen nachweisen. (jr)