Das Siegburger Unternehmen Wierig Profiltechnik hat sich auf Hallensanierungen spezialisiert. Dafür kommen moderne photogrammetrische Drohnenlösungen und eine Wärmebildkamera zum Einsatz.
Die energetische Sanierung von Produktions-, Lager- und Montagehallen im laufenden Betrieb ist das Steckenpferd von Wierig Profiltechnik aus Siegburg. Dabei werden die Sanierungsmaßnahmen exakt an die Kundenbedürfnisse angepasst: Ob eine Halle einer Komplettsanierung inklusive Dach, Fassaden, Türen und Tore, Fenster, Brandschutz und Lichtbandsystem unterzogen oder einzelne Maßnahmen vorgenommen werden sollen – die Ingenieure von Wierig Profiltechnik planen die Vorgehensweise individuell auf den Kunden abgestimmt. Dafür verwendet das Siegburger Unternehmen vorwiegend „hochwertige Sandwichelemente führender Hersteller“, betont Geschäftsführer und Firmengründer Stephan Wierig.
Festpreisgarantie
Dabei folgt Wierig Profiltechnik bei jeder Baumaßnahme seinem eigenen Credo „Sanierung mit System“. „Unsere Kunden sollen vor allem von kostspieligen Überraschungen verschont bleiben“, sagt Wierig. Aus diesem Grund hat der Diplom-Ingenieur eine Festpreisgarantie für alle Maßnahmen in seine Firmenphilosophie integriert: „Kunden dürfen bei uns erwarten, dass wir ihnen im Anschluss an eine intensive Bestandsaufnahme und eine quadratmetergenaue Vorplanung ein Angebot unterbreiten, das mindestens so fest steht, wie das Fundament der Halle.“
Doch wie funktioniert die Festpreisgarantie in einer Branche, in der Nachträge an der Tagesordnung stehen? Bisher üblich waren im Bereich der Hallensanierungen mehrstufige Vermessungskonzepte. Dabei wurden Gebäude in der Angebotsphase zunächst grob im Bestand erfasst, um damit die Größenordnung von Projekten zu erfassen und darauf die Kostenkalkulation zu basieren. Erst nach Beauftragung wurden genauere Vermessung des Gebäudes üblich. „Sprich, die Kalkulation basiert in solchen Fällen auf wackligen Füßen“, erklärt Wierig. Um „System“ in die Sanierungsplanung zu bringen, vermisst die Siegburger die zu sanierenden Hallen via Drohnen.
BIM-basierte Drohnenvermessung
Diese BIM-basierte Drohnenvermessung hat für das Unternehmen zwar zunächst einen Mehraufwand vor der Angebotslegung, gleichzeitig erhält das Unternehmen jedoch ein „Mehr an Transparenz, Zuverlässigkeit und Effektivität.“ Wierig setzt einen mdMapper1000 des Siegener Vermessungsspezialisten Microdrones ein. „Zu Beginn haben wir ein System eines anderen Herstellers genutzt, doch wir benötigen die höheren Genauigkeit der Microdrones-Lösungen“, betont Geschäftsführer Wierig. Die Bilder stammen von einer Sony RxRII-Kamera. „Nur mit dieser 40-Megapixel-Kamera und einem guten Objektiv erhalten wir die nötige Tiefenschärfe, damit wir Modelle mit einer Genauigkeit von bis zu 1 Zentimeter realisieren können“, erklärt der Fachmann.
Zur Weiterverarbeitung und Auswertung der aufgenommenen Daten nutzt Wierig Profiltechnik die Software Metashape vom russischen Softwarehaus Agisoft. Darüber hinaus werden die Daten in der 3D-CAD-Software Rhinoceros 3D von Robert McNeel & Associates mit den Plandaten übereinandergelegt, um die Sanierungsprojekte validieren zu können. Rhinoceros 3D nutzt dafür die Kurventechnikmodellierung (NURBS). Die Modellierung wird dadurch anstatt mit Polygonen mit Kurven durchgeführt. Weil diese Methode einen adaptiven Mesh verwendet, gilt sie als genauste am Markt – und ist damit für Sanierungsprojekte, bei denen es auf Zentimetergenauigkeit ankommt, optimal.
Derzeit setzt das Unternehmen noch auf die Photogrammetrie-Technologie. „Hierbei ist die Genauigkeit momentan noch am besten – gerade im Bereich der Gebäudevermessung und -sanierung“, erklärt der Geschäftsführer, ergänzt jedoch: „Wir testen im kommenden Monat eine LiDAR Lösung mit Scanner von Microdrones. Hier entwickelt sich einiges.“ Hintergrund dazu sei die Überlegung, wie die Prozesse insgesamt verschlankt und effizienter gemacht werden können. „Bei der Photogrammetrie benötigen wir sehr viele Passpunkte. Dadurch müssen wir riesige Datenmengen transportieren – was uns bei jedem Projekt mehr als eine Stunde Zeit kostet.“ Die LiDAR-Technologie hingegen erstellt einen direkten Scan und eine fertige Punktwolke, die nur noch miteinander kombiniert werden müssen. „Das könnte bei uns für erhebliche Zeiteinsparungen sorgen“, betont Wierig.
Dieser photogrammetrische Ansatz liefert also die benötigten Daten, dennoch „testen wir im kommenden Monat eine LiDAR Lösung mit Scanner von Microdrones“, so Wierig, der damit die neuesten Innovationen genau im Blick halten will. Insgesamt erhofft sich der Ingenieur, dass Prozesse insgesamt noch schlanker und effizienter gemacht werden können. „Bei der Photogrammetrie benötigen wir sehr viele Passpunkte. Dadurch müssen wir riesige Datenmengen transportieren – was uns bei jedem Projekt viel Zeit kostet.“ Die LiDAR-Technologie hingegen erstellt einen direkten Scan und eine fertige Punktwolke, die nur noch miteinander kombiniert werden müssen. „Das könnte bei uns für erhebliche Zeiteinsparungen sorgen“, betont Wierig. Wierigs Fazit: „Lieber kaufe ich eine teure High-End-Lösung, die dann genau auf meine Bedürfnisse passt, als ein Billig-System, welches nicht das leistet, was ich brauche.“
Investitionsvolumen: 70.000 Euro
Bisher investierte Wierig Systemtechnik rund 70.000 Euro in den gesamten Vermessungs-Workflow. Neben der Drohne kommt auch ein GPS-Rover zum Einmessen der Passpunkte zum Einsatz sowie ein Rechner zur Datenverarbeitung und die Software. Darüber hinaus nutzen die Siegburger auch eine Flir Duo Pro als Wärmebildkamera, die in erster Linie der Thermographie dient. Die Beurteilung von Solaranlagen auf Funktionstüchtigkeit ist ein typischer Anwendungsfall, der nach Angaben des Geschäftsführers auch einfach durchgeführt werden kann. „Die Erkennung von Wärmebrücken ist jedoch eine Herausforderung, da die Witterungsbedingungen hierbei entscheidend sind.“ Damit die Wärmebrücken erkannt werden können, muss es kalt sein und es darf weder Sonnenschein noch Regen geben. „Die Wärmebrückenerkennung können wir nur morgens früh im Winter vornehmen, wenn es möglichst dicht bewölkt ist, aber kein Regen fällt“, erklärt der Diplom-Ingenieur.
Daher sei Wärmebrückenerkennung, im Gegensatz zum Test von Solarfeldern, noch nicht wirklich in der Branche angekommen. „Wir nutzen die Wärmebrückenerkennung momentan meist als Eigenkontrolle. Auf diese Weise können wir zum Beispiel erkennen, ob wir das Dach richtig abgedichtet haben oder ob es noch Schwachstellen in der Konstruktion gibt.“
Vollautomatisierter Prozess
Darüber hinaus hat sich das Hallensanierungs-Unternehmen das langfristige Ziel gesetzt, einen automatisierten Prozess von der Datenaufnahme bis zur Planung umzusetzen. „In diesem Zusammenhang stecken wir voll in der Entwicklung – und haben dafür im September 2018 gemeinsam mit dem Befestigungshersteller EJOT das Joint Venture ClickBuild gegründet“, betont Fachmann Wierig. „Hier werden automatisiert Hallenmodelle erstellt, welche dann über das Drohnen- und das Objektmodell gelegt werden können.“ Das Unternehmen sei nun, so führt der Geschäftsführer aus, in der letzten Phase der Entwicklung: „Wir erwarten, die Vollautomatisierung des Prozesses bis zum Sommer 2020 umsetzen zu können“, fasst Wierig zusammen. (jr)