Europa brennt: selten gab es innerhalb eines Sommers europaweit so viele Waldbrände wie aktuell. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt bietet daher einen neuen Service an, mit dem die Entwicklungen der Waldbrände in Europa tagesaktuell und im zeitlichen Verlauf beobachtet werden können. Basis dafür sind aktuelle Satellitenbilder. Die Daten werden automatisch ausgewertet und in eine Kartenanwendung übertragen. Das ZKI Fire Monitoring System steht ab sofort zur Verfügung und ist kostenfrei nutzbar.
„Wir können anhand der Satellitenbilder nicht nur sagen, wo es gebrannt hat. Sondern auch, wie sehr die Vegetation betroffen ist. Dies ist unter anderem für die Abschätzung der entstandenen Emissionen wichtig“, sagt Gruppenleiter Dr. Torsten Riedlinger vom Deutschen Fernerkundungszentrum (DFD) in Oberpfaffenhofen. Für einen großen Brand südlich der französischen Stadt Bordeaux haben die Satelliten beispielsweise eine verbrannte Fläche von fast 8100 Hektar erkannt. „Es handelte sich um einen besonders schweren Brand, bei dem dichter Wald zerstört wurde. Wir können das über einen speziellen Index feststellen, der die verbrannte Biomasse anzeigt“, führt Riedlinger aus.
Auch in Deutschland sind Waldbrände in diesem Sommer keine Seltenheit. Grund dafür ist unter anderem die extreme Hitze und Trockenheit. Seit Anfang Juni gab es laut ZKI Fire Monitoring System in Deutschland bereits 45 größere Brände. Dabei sind mehrere tausend Hektar Wald-, Busch- und Weideland zerstört worden. Die schwersten Brände ereigneten sich in Brandenburg bei Falkenberg, wie eine Fläche von 780 Hektar brannte, sowie in der Sächsischen Schweiz in der Grenzregion zu Tschechien. Hier brannte länderübergreifend eine Fläche von insgesamt 1160 Hektar.
Die Daten stammen von den beiden Sentinel-3-Satelliten, die mit unterschiedlichen Instrumenten zur Beobachtung der Land- und Ozeanoberflächen ausgestattet sind. Das Satelliten-Duo gehört zum europäischen Copernicus-Programm. Über ihre optischen Systeme erfassen die Sentinel-3 Satelliten die Erdoberfläche mit einer Bodenauflösung von etwa 300 Metern. Die Sentinel-3 Satelliten überqueren auf ihren polaren Umlaufbahnen in etwa 800 Kilometern Höhe Europa jeden Tag. Auch mit den amerikanischen Satelliten Aqua und Terra (Flughöhe rund 700 Kilometer) können Waldbrände mehrmals am Tag beobachtet werden. Sie senden täglich ihre Daten, sobald sie die DLR-Empfangsstationen in Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) oder Oberpfaffenhofen (Bayern) überfliegen. Die Ergebnisse sind schon etwa 20 Minuten nach dem Satellitenüberflug verfügbar.
Um die Qualität der Aussagen zu verbessern, werden die Daten über mehrere Tage hinweg kontinuierlich verfeinert. Das heißt, die Daten werden nachträglich noch einmal abgeglichen, neu berechnet und überprüft. Das läuft ebenfalls automatisch. Die Nachprozessierung ist wichtig, weil Satelliten mit optischen Instrumenten – anders als etwa Radarsatelliten – nicht durch eine Wolkendecke schauen können. (jr)