C-Roads wurde das Vorhaben zur Harmonisierung europäischer Verkehrsdienste gestartet. Ein erstes Pilotprojekt in Flandern nutzt Technologie-Plattform von HERE
Am 12. Dezember 2016 wurde die C-Roads-Plattform offiziell in Brüssel gestartet. Bei dem Kickoff- Meeting im Oktober waren EU-Kommissarin für Verkehr Violeta Bulc sowie der INEA-Direktor Dirk Beckers und Vertreter der in Europa bereits durchgeführten C-Roads-Pilotprojekte anwesend. Die von der Europäischen Union initiierte Plattform gilt als Meilenstein für eine vernetzte und automatisierte Mobilität. Beteiligt sind die Mitglieder Österreich, Belgien/Flandern, Tschechien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Slowenien und Großbritannien. Ziel ist es, ein kollaboratives, intelligentes Transportsystem (C-ITS) zu implementieren, mit dem der Einsatz von Verkehrsdiensten europaweit harmonisiert werden soll.
Generelles Ziel ist es, den Straßenverkehr sicherer, umweltverträglicher und effizienter zu machen. Neben der Verknüpfung von C-ITS-Pilotprojekten in den EU-Mitgliedstaaten sollen im Rahmen von C-Roads auch gemeinsame technische Spezifikationen (einschließlich der Kommunikationsprofile) entwickelt werden. Ebenso sollen Systemtests implementiert werden. C-Roads soll bis im Jahr 2019 realisiert werden. Eric Ollinger aus Frankreich wurde zum Vorsitzenden der Lenkungsgruppe gewählt.
Autos sollen damit nicht nur untereinander, sondern auch mit der Verkehrsinfrastruktur kommunizieren können. Dadurch werden Fahrzeuge auch mit Verkehrsleitstellen vernetzt, um so auch lokale Daten etwa über Verkehrsbehinderungen bereitzustellen. So sollen Fahrer gewarnt werden oder autonome Fahrsysteme die Fahrweise automatisch anpassen. Hintergrund ist das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2010 und 2020 zu halbieren. Bis 2018 will die EU einen verbindlichen Rechtsrahmen entwickeln, der insbesondere die Themengebiete Datensicherheit und Schutz der Privatsphäre beinhaltet. So soll die C-Roads Infrastruktur auch für private Investoren attraktiv gemacht und um zusätzliche Dienste ausgebaut werden.
Ein erstes Projekt für eine Kooperation der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand wurde kürzlich in der Region Flandern in Belgien gestartet. Dort hat das Flämische Ministerium für Mobilität und öffentliches Arbeiten ein Pilotprojekt für den Aufbau eines Intelligenten Transportsystems (ITS) aus der Taufe gehoben, das in die C-ROADS Deployment Platform der Europäischen Kommission eingebettet ist. Zum Einsatz kommt die C-ITS-Lösung der Firma Here. Diese fungiert als Plattformtechnologie, um sicherheitskritische Alarminformationen an Fahrer weiterzugeben. Diese sollen situationsbezogen gewarnt werden, etwa vor einem langsamen oder liegen gebliebenen Fahrzeug, Verkehrsstaus oder Straßenarbeiten. Das Pilotprojekt umfasst zunächst einen Zeitraum von neun Monaten. Die geplanten Einsatzgebiete sind verkehrsintensive Autobahnen in Flandern, darunter die Europastraße E34 rund um Antwerpen. Die HERE-Technologie hat die Aufgabe, die hochgenauen und lokalisierten Sicherheitsinformationen zu analysieren und über Mobilfunk an die Fahrzeuge sowie an die regionalen Verkehrsleitzentralen zu verteilen. Die richtigen Fahrer sollen zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen erhalten, etwa indem Fahrer vor einem überraschenden Stauende gewarnt werden.
Die gleiche IT-Architektur soll in Zukunft auch Echtzeit-Informationen aus der fahrzeuginternen Sensorik verarbeiten. Leen Balcaen, Leiterin Smart Cities bei HERE, sagte über C-ITS, dass mit dem „dabei implementierten Mechanismus ein wichtiger Schritt in Richtung automatisierten Fahrens gemacht wird“. Vor allem führt sie die Kostenvorteile an, die sich durch die Nutzung des Mobilfunks ergeben. Dies erfordere keine Investitionen in weitere Kommunikationsinfrastrukturen.
Alternative ITS-Konzepte nutzen meist die DSRC-Technologie (Dedicated Short Range Communications), die auch bei Mautsystemen zum Einsatz kommt und eine Nahfeld-Kommunikation zwischen Fahrzeug und direkt an der Straße installierten Sende-/ Empfangseinheiten unterstützt. Die HERE-Lösung sei dagegen kompatibel mit dem Mobilfunksystem und daher einfach in großen Regionen skalierbar, so Balcaen. Die finnische Verkehrsbehörde nutzt die HERE-Technologie beispielweise für C-ITS-Dienste in einer Testregion in Südfinnland.