Eine Stadt, die unseren Senioren digital die Hand reicht. Genau das will Topcon zusammen mit zwölf Partnern im Pilotprojekt UrbanLife+ realisieren.
Mönchengladbach soll bis 2020 mit digitalen Lösungen Senioren im Stadtalltag unterstützen und langfristig ihre Teilhabe am kulturellen, urbanen Leben auch im hohen Alter ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Topcon Deutschland Positioning GmbH und die Drees & Sommer SE zusammen mit elf weiteren Partnern unter Koordination der Universität Hohenheim im Projekt UrbanLife+ an Konzepten für seniorengerechte Städte getüftelt. Drees & Sommer erstellt dafür derzeit den Safety Atlas. Er ist eine Aufnahme des gesamten Straßenraums inklusive aller Objekte, dem sogenannten Straßenmobiliar. Der Safety Atlas soll neben der Visualisierung der Stadtmobiliare auch Oberflächeneigenschaften und Neigungswinkel aufzeigen. Auf Basis der daraus enthaltenen Informationen können Stadtentwicklungspläne demographiegerecht entwickelt und umgesetzt werden. Im Fokus steht dabei immer die Mensch-Technik-Interaktion.

120 Kilometer Straßen und Wege – Topcon fuhr die Quartiere Hardterbroich-Pesch und Rheindahlen in Mönchengladbach ab. Foto: Topcon Deutschland Positioning GmbH
Die Zukunft unserer Städte könnte die Ältesten unter uns mithilfe des Safety Atlas besser in das urbane Leben integrieren und sie aktiv auf ihren Wegen durch die Stadt unterstützen. So sind zum Beispiel intelligente Ampeln, individuelle Navigation durch Stadtteile und interaktive Informationsstrahler, eine Art digitale Hinweistafel mit Touch-Screen, möglich. In smarten Cities könnten ebenso Straßenbeleuchtungen individuell auf den Passanten reagieren und Navigations- Apps ihn entsprechend seiner individuellen körperlichen Möglichkeiten zum Zielort lotsen, stellt Topcon dar. Um dies zu gewährleisten, müssen verschiedene Fragen Anklang bei der Stadtplanung finden: Welchen Zustand haben die Gehwege? Wo sind Hindernisse oder Gefälle? Wie kann Älteren im Rahmen der Verwirklichung von UrbanLife+ durch bauliche Maßnahmen das Leben vereinfacht werden? Das sind nur wenige der aufkeimenden Fragen. Grundlage für die Beantwortung dieser und die Umsetzung einer Smart City, die Senioren die Hand reicht, sei der in der Entstehung befindliche Safety-Atlas, so Topcon.
Mobile Mapping für die Bestandsaufnahme
Doch auch der Atlas selbst bedurfte einer Grundlage: Exakte Geodaten. Im Projekt war daher eine eingehende Vermessung des Stadtbestandes von Mönchengladbach – in diesem Fall der Quartiere Hardterbroich-Pesch und Rheindahlen – nötig. Topcon hat hier Geodaten des Wege- und Straßennetzes mit dem Ziel gescannt, ein genaues Geländemodell zu schaffen, das Aufschluss über Barrieren und Engstellen im öffentlichen Raum gibt. Das exakte Abbild wurde mit Hilfe des Scanners IP-S3 aufgenommen. Topcon fuhr mit dem auf dem Dach eines Autos montierten Scanner die Straßen beider Stadtteile ab. Der mit einem LIDAR-Scanner versehene IP-S3 erfasste so rund 120 Kilometer Straßen und Wege – in nur knapp sechs Stunden, wie Topcon angibt. Außerdem schwamm das Vermessungsfahrzeug im normalen Verkehr mit. So sei ein ununterbrochener Verkehrsfluss gewährleistet worden. Die Messmethode war somit nicht nur für den Vermesser die schnellere und im Vergleich zu herkömmlichen Methoden bequemere Variante, sondern auch verkehrstechnisch eine schonende Lösung der Datenerhebung.

Die Vermessung soll nicht nur die Straßen- und Wegeverläufe erfassen, sondern auch exakt deren Zustand, Hindernisse und Gefälle darstellen. Foto: Topcon Deutschland Positioning GmbH
Apropos Datenerhebung: Selbstverständlich war für Topcon der Datenschutz bei dieser Vermessung. „Wir haben die Kameras abgeschaltet und nur mit dem Laserscanner gearbeitet“, betont Heiko Lohre, Projektmanager bei Topcon. Das hatte nicht nur datenschutzrechtlich Vorteile, sondern habe zudem ein millimetergenaues Abbild des Zustands aller befahrenen Straßen, Wege und selbst Bordsteine, Neigungswinkel und Höhenunterschiede mit sich gebracht, so Lohre. Dafür sorgte der Erfassungsbereich des Scanners. Bei bis zu 100 Metern Entfernung nahm er Millionen von Punkten auf. Pro Rotation wurden 32 Linien und pro Sekunde 700.000 Punkte erfasst und in Echtzeit ins Innere des Autos übermittelt. „Bereits in diesen gesammelten Rohdaten sind die Details zu erkennen“, erklärt der Projektmanager. Aus der generierten Datensammlung entstand dann eine Punktwolke, welche in ein 3D-Modell übertragen wird.
Im nächsten Schritt wurden die Massendaten des Topcon-Scans mit Daten des Projektpartners Drees & Sommer zusammengelegt: Die Entwicklungsmanager des Beratungs- und Projektmanagementunternehmens inventarisierten das gesamte Stadtmobiliar, darunter Bänke und Laternen. Die dazugehörigen Daten wurden mit aufgenommen und georeferenziert ins GIS integriert. Aus den von Topcon erhobenen Daten und den Stadtinventardaten erstellt Drees & Sommer nun den Safty-Atlas.
Konzept Safety Atlas übertragbar
Der Safety Atlas für Mönchengladbach ist ein Projekt, das beispielhaft für den demographischen Aspekt von Smart Cities stehen kann. Der Gegensatz zwischen dem urbaneren Hardterbroich- Pesch und dem eher ländlicher geprägten Rheindahlen deckt verschiedene Siedlungstypen im Projekt ab. So erhält letzteres Modellcharakter. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 4,8 Millionen Euro geförderte Pilotprojekt UrbanLife+ mitsamt dem Safety Atlas soll sich später auf andere Projekte der Stadtentwicklung übertragen lassen. In Mönchengladbach sollen digitale Modelllösungen in der Stadtplanung bereits in zwei Jahren das Leben von Senioren vereinfachen.