Um den Bürgern die Entscheidung bezüglich der Installation einer Photovoltaik- bzw. Solarthermieanlage auf dem eigenen Dach zu erleichtern, hat der Freistaat Thüringen den sogenannten Solarrechner aufgesetzt. Die Lösung stammt von der Firma Geoplex aus Osnabrück.
In Thüringen sind aktuell rund 17.500 Photovoltaikanlagen ans Stromnetz angeschlossen, die etwa elf Prozent des Gesamtstromverbrauchs im ostdeutschen Bundesland erzeugen – das entspricht dem Verbrauch von knapp 300.000 Vier-Personen-Haushalten. Zwar ist das kein schlechter Wert, im Zuge der bundesweiten Klimapolitik soll diese Zahl jedoch erhöht werden. „Die Sonnenenergie hat in Thüringen noch großes Potenzial”, sagt deshalb auch Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund von den Grünen. „Tausende Dächer können klimafreundlich und kostengünstig Strom und Wärme liefern. Mit dem erfolgreichen Förderprogramm ‚Solar Invest‘ unterstützen wir die Bürger dabei, die Energiewende selbst in die Hand zu nehmen.”
„Solar Invest“ ist bereits im November 2016 an den Start gegangen. Seitdem wurden über 500 Anträge für Investitionen in Photovoltaik- und Solarthermieanlagen mit und ohne Energiespeichersysteme sowie Mieterstromkonzepte mit rund fünf Millionen Euro gefördert. Alleine im Jahr 2018 standen vier Millionen Euro an Fördergeldern zur Verfügung. Teil des Programms war auch der Aufbau eines Solarpotenzialkatasters. Mit dem Thüringer Solarrechner, der im Mai 2018 vorgestellt wurde, können Bürger, Unternehmen und Kommunen des Freistaats mit nur wenigen Klicks herausfinden, ob sich ihr Dach für die Installation einer Solaranlage eignet und wie schnell sich die Kosten dafür amortisieren. Ins Leben gerufen wurde die Online- Plattform von der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA), die den Auftrag dazu vom Thüringer Umweltministerium erhalten hatte.
Vollautomatische Analyse
Mit dem Thüringer Solarrechner will das Umweltministerium des Freistaats seine Bürger für die Nutzung von Solarenergie sensibilisieren und das Potenzial der Erneuerbaren weiter ausschöpfen. Dafür soll den Bürgern die Überlegung, ob sich eine Solaranlage auf dem eigenen Dach lohnt, erleichtert werden. So müssen Immobilienbesitzer für die Berechnung des Solarpotenzials nicht mehr jede Menge Informationen selber recherchieren, der Solarrechner erledigt das auf eigene Faust: Für Angaben zum Solarpotenzial benötigt die Online-Plattform lediglich Informationen zur Art der Immobilie, zur Personenzahl sowie zum durchschnittlichen Jahresverbrauch. Alle anderen notwendigen Daten errechnet der Solarrechner selber.
Doch wie funktioniert das? „Der Solarrechner enthält sogenannte Befliegungsdaten, mit denen alle Dächer im Freistaat realitätsgenau erfasst werden”, erklärt ThEGA-Geschäftsführer Professor Dieter Sell. „Um herauszufinden, wie schnell sich eine Photovoltaikanlage im konkreten Fall rechnet, analysiert der Solarrechner automatisch verschiedene Aspekte wie die Neigung, Größe, Ausrichtung und Verschattung des Daches. Zudem berechnet er die entsprechende Sonneneinstrahlung.” Auch weitere wichtige Faktoren wie etwa Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten bezieht der Solarrechner in seine Berechnung mit ein.
Entwickelt wurde der Solarrechner vom Osnabrücker Unternehmen Geoplex. PlexMap Solar bietet dabei für Bürger und Klimaschutzmanager einige Vorteile: So können sich die Nutzer durch die intuitive Benutzeroberfläche schnell auf der Plattform zurechtfinden. Auch können sie die eigene Solaranlage selber planen, die einzelnen Module frei platzieren oder eine der vorkonfigurierten Belegungen wählen. Gespeichert und verwaltet werden die Eingangsdaten des Solardachkatasters – also beispielsweise das Oberflächenmodell, die Gebäudegrundrisse, Adressdaten oder Hintergrundkarten – im integrierten PlexMap Solar Magazine. Im Viewer werden die berechneten Potenziale schließlich für den Nutzer verständlich dargestellt. Zudem sind hier weiterführende Informationen – etwa umfassende Informationstexte rund um das Thema Solarenergie oder Handwerker und Energieberater – verfügbar. Alleinstellungsmerkmal der Geoplex-Lösung ist jedoch das sogenannte Switchboard. Über das modular aufgebaute Tool werden die Aktualisierungsprozesse des Katasters aufgebaut, gesteuert sowie angestoßen. Zudem lassen sich über das Switchboard von Geoplex Geofunktionen, wie etwa GDAL oder OSGeo, ausführen, Geodaten räumlich und/oder attributbasiert filtern sowie die Daten auch für Externe via PDF, E-Mail, ZIP oder CSV bereitstellen. Außerdem arbeitet die Lösung nach Unternehmensangaben auch dann mit extrem schnellen Rechenzeiten, wenn es sich um eine sehr große Datenmenge handelt.
Die Basis: Oberflächendaten
Die Basis für Solardachkataster bilden digitale 3D-Oberflächenmodelle, die zumeist aus Laserscannerdaten erstellt werden. Im Falle des Thüringer Solarrechners stammen diese Oberflächendaten von der Thüringer Landesanstalt für Vermessung und Geoinformation, die den Freistaat in regelmäßigen Intervallen befliegt. „Der Zugriff auf diese Daten ist vorbildlich”, lobt deshalb auch Geoplex-Geschäftsführer Frederik Hilling. Die abgeschlossenen Berechnungen der Online-Plattform können schließlich abgespeichert oder ausgedruckt werden. Sie enthalten Angaben zur Höhe des mit einer entsprechenden Solaranlage erzielbaren Eigenverbrauchs, zum Grad der Unabhängigkeit vom Stromanbieter sowie zur Jahresrendite und der voraussichtlichen CO2-Einsparung. Da diese Datenexporte frei konfigurier- und verwertbar sind, können beispielsweise alle Einfamilienhäuser mit hohen Einstrahlungswerten in einem bestimmten Quartier herausgefiltert und die Bewohner zu Informationsveranstaltungen eingeladen werden. Das hilft etwa bei der Vermarktung von Photovoltaik bzw. Solarthermieanlagen. Der Solarrechner ist für Thüringens Bürger, Kommunen und Unternehmen kostenfrei verwendbar. (jr)